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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 6.1905-1906

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Kunstpolitisches aus dem Elsass
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https://doi.org/10.11588/diglit.6481#0022
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12

Kunstpolitisches aus dem Elsass.

hafteren elsässischen Künstler des XIX.
Jahrhunderts den für ihre Existenz nöti-
gen « Anschluß »?

Das deutsche Stammland befand sich
im Zustande politischer Ohnmacht. Die
Elsässer, so sagt man, waren mit Stolz
Franzosen und machten ihre Anhänglich-
keit an Frankreich keineswegs von dem
Wechsel des Regierungssystems und der

regierenden

Persönlich-
keiten ab-
hängig. Sie
sind unter
Ludwig XIV.
Franzosen ge-
worden, sie
sind es unter
der Republik
und dem Kai-
ser, unter der

Restauration
und der Juli-
dynastie und
wieder unter
der Republik
geblieben und
ihr Patriotis-
mus wurde
auch durch

die Diktatur und das neue französische
Kaisertum nicht erschüttert.

Gewiss — aber die Elsässer opferten
dabei doch nicht ihre natürliche Nationali-
tät auf! Sie wußten die politischen Vor-
teile des großen Staatsverbandes prak-
tisch zu würdigen. Aber in allen Fragen
des Gemütes blieben sie Deutsche. Wenn
man also die Frage, wo suchten die
elsässischen Künstler Verständnis für ihre
Eigenart und Vertretung ihrer Interessen
vor der Wiedervereinigung des Elsasses
mit Deutschland zu beantworten hat, so
darf man nicht gedankenlos antworten:
Ausschließlich in Frankreich.

In den 3oer und 40 er Jahren des
vorigen Jahrhunderts zeigt sich Straßburg
nicht etwa an einen französischen Kunst-
verein angegliedert, sondern als tätigstes
Mitglied des rheinischen Kunst Vereins,

der seine Jahres-Ausstellungen in Mannheim,
Mainz, Darmstadt, Karlsruhe und Straß-
burg abhielt. Die Ausstellungen in Straß-
burg weisen regelmäßig die höchste Anzahl
von ausgestellten Werken auf; nahe an
600 Nummern werden häufig in den
Katalogen verzeichnet. Das städtische
Museum in Straßburg wurde durch die
Geldmittel dieses Zweiges des rheinischen

Kunstvereins
häufig in die
Lage versetzt,
Kunstwerke
erwerben zu
können. Die
Summe für
die von Priva-
ten angekauf-
ten Kunst-
werke betrug
in Straßburg
1839 ca. 7200
11., 1840 2955

fl. LI. S. W.

Aus die-
sen heute völ-
lig in Verges-
senheit gera-

Konkurrenzarbeit aus der Goklschmiedeabteilung. tenen 1 atsa-

chen erhellt

Vieles für die Würdigung der politischen
Grundlage des einstigen heimischen Kunst-
schaffens. Die französische Regierung ge-
währte unbesorgt einen hohen Grad indivi-
dueller Freiheit und sie arbeitete offenbar
damit den vielleicht zu befürchtenden ex-
centrischen Tendenzen am sichersten ent-
gegen. Jeder Versuch, die Kunst im Elsaß
gewaltsam zu französisieren, wäre nicht
nur mißlungen, sondern hätte das direkte
Gegenteil hervorgerufen.

Der Anschluß Straßburgs an den
rheinischen Kunstverein war die natür-
liche Folge des durch Sitten, Sprache
und Kunst, wie durch ihre ganze frühere
Geschichte innigen Verbundenseins der
vom oberen Rheine bespülten Nachbar-
länder.

Dieser Anschluß förderte aber auch
schon frühzeitig den noch heute wirk-
 
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