Kopf-Vignette von Erwin Gadomski
unTErsIäaTsslkreTär wirke geheimer
rat Pr. m. v. 5gURAUT t
Olsaß-Lothringen hat einen schweren
Verlust erlitten. Der Unterstaatssekretär
v. Schraut ist am 8. Januar 1906
plötzlich einem Herzschlag- erlegen. Mit
v. Schraut ist auch der Begründer unse-
rer Zeitschrift von uns geschieden. Das
mag es rechtfertigen, wenn es uns als
eine Pflicht der Pietät und Dankbarkeit
erscheint, dieses Heft mit einer kurzen
Erinnerung an den unvergeßlichen Staats-
mann zu eröffnen.
Max von Schraut war nicht nur der
gewiegte Finanzmann, als der er allgemein
anerkannte Bedeutung als Theoretiker wie
als Praktiker besaß, nicht nur der Reor-
ganisator des elsäßischen Gewerbewesens,
als der er außerordentliche Erfolge er-
zielte: er war auch der Staatsmann
der seinen Einfluß dazu benützte, auf
eine neue Kulturblüte in seinem zweiten
Heimatlande hinzuarbeiten. Für seine
ganze Lebensrichtung war es von ent-
scheidender Wichtigkeit, daß die Huma-
nitätsidee in sein Wesen so tief einge-
drungen war, daß sich in ihm ein Idealismus
ausgebildet hatte, der auch seinen Nütz-
lichkeitsbestrebungen den idealen Stempel
aufprägte. Sein Verständnis für Litteratur
und Kunst war getragen von dem Ge-
danken des Idealhumanen — aber nichts
sprach in ihm von einem sentimentalen
Kultus der <<■ schönen Seele », alles zeigte
Klarheit und Schärfe der Gedankenent-
wicklung, Hoheit und Adel der Gesinnung.
Aus lebendigstem Gedankenaustausch
mit gleichgesinnten Männern, wie z. B.
mit Wilhelm Bode, den er schon als
« Colleg'en » auf juristischen Pfaden
schätzen gelernt hatte, erwuchs ihm
nicht nur eine reiche Kenntnis in
künstlerischen Dingen, sondern auch
die Erkenntnis seiner Aufgaben als
Staatsmann in Bezug auf Kunstpflege.
Die Unterstützung junger verheißungs-
voller Talente, die Förderung von Künst-
lern und Kunsthandwerkern galt ihm als
eine vornehme berufliche Pflicht. Mit
großem Verständnis für künstlerisches
Schaffen, frei von jeder bureaukratischen
Überwachung der Arbeitsweise der von
unTErsIäaTsslkreTär wirke geheimer
rat Pr. m. v. 5gURAUT t
Olsaß-Lothringen hat einen schweren
Verlust erlitten. Der Unterstaatssekretär
v. Schraut ist am 8. Januar 1906
plötzlich einem Herzschlag- erlegen. Mit
v. Schraut ist auch der Begründer unse-
rer Zeitschrift von uns geschieden. Das
mag es rechtfertigen, wenn es uns als
eine Pflicht der Pietät und Dankbarkeit
erscheint, dieses Heft mit einer kurzen
Erinnerung an den unvergeßlichen Staats-
mann zu eröffnen.
Max von Schraut war nicht nur der
gewiegte Finanzmann, als der er allgemein
anerkannte Bedeutung als Theoretiker wie
als Praktiker besaß, nicht nur der Reor-
ganisator des elsäßischen Gewerbewesens,
als der er außerordentliche Erfolge er-
zielte: er war auch der Staatsmann
der seinen Einfluß dazu benützte, auf
eine neue Kulturblüte in seinem zweiten
Heimatlande hinzuarbeiten. Für seine
ganze Lebensrichtung war es von ent-
scheidender Wichtigkeit, daß die Huma-
nitätsidee in sein Wesen so tief einge-
drungen war, daß sich in ihm ein Idealismus
ausgebildet hatte, der auch seinen Nütz-
lichkeitsbestrebungen den idealen Stempel
aufprägte. Sein Verständnis für Litteratur
und Kunst war getragen von dem Ge-
danken des Idealhumanen — aber nichts
sprach in ihm von einem sentimentalen
Kultus der <<■ schönen Seele », alles zeigte
Klarheit und Schärfe der Gedankenent-
wicklung, Hoheit und Adel der Gesinnung.
Aus lebendigstem Gedankenaustausch
mit gleichgesinnten Männern, wie z. B.
mit Wilhelm Bode, den er schon als
« Colleg'en » auf juristischen Pfaden
schätzen gelernt hatte, erwuchs ihm
nicht nur eine reiche Kenntnis in
künstlerischen Dingen, sondern auch
die Erkenntnis seiner Aufgaben als
Staatsmann in Bezug auf Kunstpflege.
Die Unterstützung junger verheißungs-
voller Talente, die Förderung von Künst-
lern und Kunsthandwerkern galt ihm als
eine vornehme berufliche Pflicht. Mit
großem Verständnis für künstlerisches
Schaffen, frei von jeder bureaukratischen
Überwachung der Arbeitsweise der von