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Kiecksee, Ernst Markus
Die Handelspolitik der Gottorfer Herzöge im 17. Jahrhundert — Kiel, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.68732#0105
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- 99 -

Am Hofe fühlte man sich ebenfalls von Brüggemann hinter-
gangen und betrogen. Nachdem nunmehr Einzelheiten der Reise be-
kannt wurden, mußte man erkennen, daß die anfangs von ihm so
großartig geschilderten Gewinnaussichten niemals in Erfüllung
gehen würden, daß Brüggemann aber, als ihm selbst dies schon
klar geworden war, immer wieder falsche und übertriebene Be-
richte eingesandt und so den Herzog getäuscht hatte. In Persien
hatte man nur zu schnell feststellen müssen, daß bei den großen
Abgaben, die den Russen und Schweden versprochen worden waren,
ein erfolgreicher Konkurrenzkampf gegen die Engländer und Hol-
i
länder nicht möglich sein werde . Brüggemann war mit seinem
Versuch, durch seine Bündnisangebote die Niederländer aus dem
Seidenhandel auszuschalten, weit über die Instruktionen des
Pürsten hinausgegangen, der an solche "unerhörte Krigsofferten"
2
nie gedacht hatte •
Friedrich III. mußte einsehen, daß er einem Hochstapler
und Projektemacher sein Vertrauen geschenkt hatte. Im Oktober
wurde Brüggemann verhaftet. Reußner, den man in Hamburg fest-
nehmen wollte, konnte nach den Haag fliehen^. Die Durchsicht
der gleichzeitig beschlagnahmten Papiere brachte Unregelmäßig-
keiten in der Rechnungsführung an den Tag. Sehr schnell wurde
die Anklage erhoben, die Brüggemann u.a. "hochbeschwehrliche
und strafwürdige Übertretung seines befehligs", "Sch^dtloses
Leben", Fälschung der fürstlichen Recommendationsschreiben, Un-
terschlagung von Briefen des Mitgesandten an den Fürsten, fal-
sche Berichterstattung, Verschwendung fürstlicher Gelder und
.schlechte Behandlung des Gesandtschaftspersonals vorwarf• Der
Herzog forderte seine Landräte zur Teilnahme am peinlichen Hals
gerächt auf^. Am 8. April begann der Prozeß. Am 11. April ge-
stand Brüggemann, daß alle seine Anschläge aus lauter Betrug
bestanden hätten. Zusammen mit Oberst Hübener^ habe er "ein
solch Verstentnüß gehabt, daß Sie Ihre Fürstl.G. umbs geldt
betriegen wollen, betten Zwar ehe Sie in Persien gereiset,
1a XX, Kph.Atig.94, Seval, 28.IV. 1643, Memorial von Crusius.
‘A XX, 1186, Fol.19^203 (Anklage.)
?A XX, 1186, Fol«148.
ZA XX, 1186, Pol.190-203 (Anklage)
?A XX, Kph.At>g.94, 31.III.1640.
Andresen—Stephan;I, S.146/47« Berater des Herzogs in mili-
tärischen Fragen, genoß bei Hofe großes Ansehen.
 
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