Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kinkel, Gottfried; Sander, Richard [Editor]
Gottfried Kinkels Selbstbiographie: 1838 - 1848 — Bonn: Cohen, 1931

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49253#0250
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
in Rom zugleich mit der Absage der Braut die Nachricht von Minnas Tode erhält,
zieht um der novellistischen Wirkung willen die Ereignisse zusammen. Bei Enders (a.
a. O.) ist ein Brief Ks an M. Trols vom 26. Juni 1838 abgedruckt. Der Ausklang
dieser alten Liebe im Glück der neuen Verlobung ist sichtlich Motiv des Gedichtes
„Eifersucht auf die Geschiedene" (Gedichte, 2. Sammlung, S. 217); es hat in der
Hs. die Überschrift „Begrabene Liebe"; unter dem Gedicht findet sich eine Anfrage
Johannas an den Gefangenen: „Soll dies Strodtmann bekommen? Ich finde es sehr
schön und neu und nähme es gern auf." Dem Abdruck in der 2. Sammlung fehlt die
4. — m. E. makellos geglückte — Strophe der Hs.:
„Wirst doch Deinen Garten kennen?
Dies mein Herz in treuer Brust.
Soll ich Dir die Tote nennen?
Einer alten Liebe Lust."
y. Der Vergleich ist keineswegs strafend gemeint (vgl. Gartenlaube, 1873, S. 209).
Nach Strodtmanns Darstellung ist Ks Schwester eine kalte Frömmlerin und harte
Pietistin — Johannas Antwort an die Feindin ihrer Ehe, wie der — noch un-
gedruckte — Briefwechsel mit Strodtmann ergibt. In Johannas „Erinnerungs-
blättern", die demnächst nach der Originalschrift mitgeteilt werden sollen, sind meh-
rere auf die Schwägerin bezügliche Stellen bisher unterdrückt worden. Als Johanna
Strodtmanns Schilderung zum erstenmal gedruckt las, sind ihr übrigens Bedenken
gekommen. Sie schreibt an Strodtmann (ungedr.): „In der Düsseld. Zeit, las ich
gestern eine Probe Ihres Buchs, worin meine Schwägerin charakterisiert ist. Ich sehe,
daß Rachelust sehr schnell befriedigt ist, denn ich habe schon zuviel an diesem Schwert-
hieb. Es ist nun genug, und gehen Sie so schonend wie möglich ferner mit ihr um,
denn ich erschrecke vor ihrem Schamgefühl, als hätte ein Feind mich selbst von meiner
schwärzesten Seite geschildert." Die wiederholten Erwähnungen und Beurteilungen
der Selbstbiographie — vgl. auch Gartenlaube, 1873, S. 180 f. — zeigen demgegen-
über eine unbeirrbare Objektivität. Daß es später zu einer Versöhnung der Ge-
schwister gekommen ist, sei in diesem Zusammenhangs nebenher bemerkt. K. schreibt
an seinen Sohn Gottfried am 22. 12. s1858j (ungedr.): „Die Tante Hannchen
hat mir gestern Efeu aus Deutschland geschickt, der hat Wurzeln. Wir sollen ihn in
Töpfchen pflanzen und hernach der Mutter aufs Grab setzen." Vgl. auch Hessö^
5. 9f.; 18f.
10. Auf die Liebe zu Sophie Bögehold beziehen sich die Gedichte „Ihr ruhig Bild",
„Die weiße Hand", „Geist und Gemüt", „Abschied" (Gedichte, 2. Sammlung,
S. 236 ff.), vgl. auch Gedichte, 1. Sammlung, S. 179 u. 219 f. u. Anm. 97. Das
Gedicht „Von der süßen Liebe" (Strodtmann, I, S. 176 ff.) ist nicht in die „Ge-
dichte" ausgenommen worden, vielleicht um eines allzu gefühlsseligen Zuges willen,
wahrscheinlicher wegen einiger von Johanna inkriminierten Stellen. „Der Alexander
in dem Perserreich und was drum hängt, muß fort oder geändert werden, weil die
Frommen K. immer mit dem Vorwurf der Eitelkeit verfolgt haben. Er selbst würde
me dies Gedicht (schon deshalb) veröffentlicht haben ... Ebenso ist die Zeile vom
Prometheus gefährlich. Alles das ist nicht zuviel für den, der K. anerkennt und liebt,
2ro
 
Annotationen