Ordnung oder das Erliegen einer Gesinnung oder
eines Charakters im Kampf mit einer höheren Macht
oder der Allgemeinheit dar. Sicherlich wäre er in
diesem Streben erlegen, wenn er nicht ein so wunder-
reicher Geist gewesen wäre. Er war ein grosser
Mensch, ein grosser Psychologe und ein grosser
Maler in einer Person, dessen Gestalt über allen
entwicklungsgeschichtlichen Theorien steht. Darum
hat er auch, als er die Grenzen der Zeichenkunst
überschritt, sie überschreitend gesprengt, mit sich
fortgerissen und erweitert.
lichkeiten eingeordnet ist und die Statik, die Farbe,
der Raum vollkommen beherrscht sind; philoso-
phische Weltanschauung und impulsive, malerische
Anschauung halten sich in Rembrandts Kunst die
Wage.
Das ist nun schon oft gesagt. Und man ver-
langt von uns, dass wir es beweisen. Man darf dem
Beweis nicht ausweichen mit dem Zitat: wenn ihr's
nicht fühlt, ihr werdefs nie erjagen. Auch der
richtige,aber unzulängliche Hinweis auf Rembrandts
schicksalsreiches Leben, aus dem er in jedes Werk
P. P. RUBENS, MINERVA UND HERKULES STOSSEN MARS ZURÜCK, DER EINE FRAU T^TEN WILL
Rembrandt hat ein ganz neues Element in die
Zeichenkunst getragen. Als Zeichner ist er weniger
in der Kontrapostierung heller und dunkler Flächen,
der Poussin sich schon bediente, ein Neuerer; viel-
mehr dadurch, dass jede Linie, jede Fläche psycho-
logische Bedeutung für den Gesamtcharakter hat
und dass alle Faktoren der Darstellung durch ein
unsichtbares spiritualistisches Netz zusammenge-
halten werden. Obwohl aber jede Linie und jede
Fläche mit psychologischem Gewicht beschwert ist,
empfindet man es nicht als Last, weil dieser geistige
Inhalt zauberhaft den einfachsten Ausdrucksmög-
einen Tropfen goss, sagt dem Laien zu wenig. Nur
wenn wir die Eindrücke seiner Werke bis ins Ein-
zelne nachprüfen, können wir über die Art seiner
Kunstübung klar sehen lernen.
Inder „Heimkehr des verlorenen Sohnes" ist der
Hauptaccent auf den knienden Jüngling gelegt.
Dadurch, dass der Kopf tief zwischen die Schultern
gekrampft ist, so tief, dass die rechte Schulterlinie
in der Überschneidung die Stirn streift und durch
die energische Senkung des Kopfes wird eine hef-
tige innere Erregtheit in das Niederknien gelegt.
Die Arme sind fest gegen die Brust gepresst, wie
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eines Charakters im Kampf mit einer höheren Macht
oder der Allgemeinheit dar. Sicherlich wäre er in
diesem Streben erlegen, wenn er nicht ein so wunder-
reicher Geist gewesen wäre. Er war ein grosser
Mensch, ein grosser Psychologe und ein grosser
Maler in einer Person, dessen Gestalt über allen
entwicklungsgeschichtlichen Theorien steht. Darum
hat er auch, als er die Grenzen der Zeichenkunst
überschritt, sie überschreitend gesprengt, mit sich
fortgerissen und erweitert.
lichkeiten eingeordnet ist und die Statik, die Farbe,
der Raum vollkommen beherrscht sind; philoso-
phische Weltanschauung und impulsive, malerische
Anschauung halten sich in Rembrandts Kunst die
Wage.
Das ist nun schon oft gesagt. Und man ver-
langt von uns, dass wir es beweisen. Man darf dem
Beweis nicht ausweichen mit dem Zitat: wenn ihr's
nicht fühlt, ihr werdefs nie erjagen. Auch der
richtige,aber unzulängliche Hinweis auf Rembrandts
schicksalsreiches Leben, aus dem er in jedes Werk
P. P. RUBENS, MINERVA UND HERKULES STOSSEN MARS ZURÜCK, DER EINE FRAU T^TEN WILL
Rembrandt hat ein ganz neues Element in die
Zeichenkunst getragen. Als Zeichner ist er weniger
in der Kontrapostierung heller und dunkler Flächen,
der Poussin sich schon bediente, ein Neuerer; viel-
mehr dadurch, dass jede Linie, jede Fläche psycho-
logische Bedeutung für den Gesamtcharakter hat
und dass alle Faktoren der Darstellung durch ein
unsichtbares spiritualistisches Netz zusammenge-
halten werden. Obwohl aber jede Linie und jede
Fläche mit psychologischem Gewicht beschwert ist,
empfindet man es nicht als Last, weil dieser geistige
Inhalt zauberhaft den einfachsten Ausdrucksmög-
einen Tropfen goss, sagt dem Laien zu wenig. Nur
wenn wir die Eindrücke seiner Werke bis ins Ein-
zelne nachprüfen, können wir über die Art seiner
Kunstübung klar sehen lernen.
Inder „Heimkehr des verlorenen Sohnes" ist der
Hauptaccent auf den knienden Jüngling gelegt.
Dadurch, dass der Kopf tief zwischen die Schultern
gekrampft ist, so tief, dass die rechte Schulterlinie
in der Überschneidung die Stirn streift und durch
die energische Senkung des Kopfes wird eine hef-
tige innere Erregtheit in das Niederknien gelegt.
Die Arme sind fest gegen die Brust gepresst, wie
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