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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 1
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Scheffler, Karl: Alfred Lichtwark und die Hamburger Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0022
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KASPAR FRIEDRICH, FRÜIISCHNEE

Problematik von den Wänden grüsst, wo der Land-
schafter Wasmann mit einigen seiner Meisterbild-
nisse entzückt und mit seiner geschmeidig freien,
impressionistischen Landschaftskunst immer wieder
in Erstaunen versetzt, wo man Jakob Gensler, den
jung Gestorbenen, als einen der feinsinnigsten Schil-
derer der Elblandschaft kennen lernt, wo sein Bruder
Martin mit fast Menzelartig geistreichen Jugend-
zeichnungen vor den Betrachter hintritt und der
dritte der Brüder, Günther Gensler, sich dem Kreise
der Hamburger Porträtisten mit einem schlicht
lebendigen Bildnis seiner Mutter würdig anschliesst.
Bei allen diesen Hamburger Malern, ja bei allen
lebendigen Wirklichkeitsmalern der ganzen Zeit
ist es immer dasselbe: ihnen allen gelingt die Natur-
studie vortrefflich, es rundet sich ihnen die Skizze
unmerklich mit feinem Geschmack zum Bild und es
trifft das Rechte immer die unbefangene Jugend;
im Bann der Akademie aber, als Fertigmaler und
Kompositeure verfallen sie alle auch dem Konven-
tionalistischen, verlieren sie Temperament, Persön-

lichkeit und Können. Es ist darum die
rechte Sammelmethode, dass Lichtwark
besonders immer die Studienarbeiten er-
worben hat. Louis Gurlitt ist infolge
dieser Methode in der Kunsthalle vor-
trefflich vertreten, und besser noch Ner-
ly; Hermann Kauffmann erscheint da-
durch als ein ganz Anderer, und Chri-
stian Morgenstern steigt zum Rang eines
liebenswürdigen Kleinmeisters von der
Qualität alter Holländer empor. Es sind
Hamburger Maler, die sonst als unbe-
trächtlich galten, durch ihre feinen, soli-
den Naturstudien zu Rang und Ansehen
gekommen, zum Beispiel Joh. Faber, der
beinahe wie ein Studiengenosse Wasmanns
wirkt, A. F. Vollmer, Marcus Haeselich,
Heinrich Stuhlmann, Louis Ascher, Adolf
Carl und mancher andere noch. Bei allen
findet man dieselbe ehrenhafte Malge-
sinnung, dieselbe lebendige Tradition. Es
taucht das Malergeschlecht der drei Speck-
ter mit feinen Arbeiten auf, und es steht
an der Spitze der Porträtisten, durchaus
neben Wasmann, der ausgezeichnete Julius
Oldach, der Waldmüller Hamburgs, der
eine gewisse Holbeinische Klassizität in
aller Bescheidenheit erreicht hat. Sogar
die später mehr oder weniger Entgleisten,
wie Lutteroth oder Valentin Ruths sieht
man in der Jugend fest und sicher noch in der all-
gemeinen Tradition wurzeln

Diese sehr schöne und instruktive Sammlung der
HamburgerMalerei wird nun durch Werke gleichzei-
tiger und zu verwandten Zielen strebender Maler aus
dem übrigen Deutschland aufs glücklichste ergänzt
und erläutert. Ausgezeichnete kleine Landschaften
findet man, zum Beispiel, von Dahl, dem Anreger
Menzels, Blechern und K. D. Friedrichs, dem Er-
zieher vieler deutscher Landschafter in der Entwicke-
lung vom Nazarenertum zur Wirklichkeitskunst.
Merkwürdige und seltene Landschaften sind sodann
von dem Münchener W von Kobell vorhanden,
und reizende römisch-deutsche Berg-und Cam-
pagnaidyllen von dem unendlich liebenswürdigen,
wenig bekannten H. Reinhold. Kaspar Friedrich
ist mit einigen seiner bedeutendsten und schön-
sten Bilder vertreten, zum Beispiel mit dem stim-
mungsschweren „Sonnenaufgang bei Neubranden-
burg".* Wertvolle Proben giebt es von J. A. Koch,
* siehe K. u. K. IV, S. 305.

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