Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Schröder, Bruno: Griechische Kriegergräber
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0479

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
pelz und die Pickelhaube sind schiin genug, um
künstlerisch verwertet zu werden.

Ohne Erklärung verstehen wir aber auch das
schöne Bild des Löwen, in dessen Ausgestaltung
dem Künstler keine Grenzen gezogen sind. Mag
das Tier zum Angriff bereit sich niederkauern
oder mit gesammelter Kraft dastehen, wach oder
schlafend ruhig daliegen oder sterbend zusammen-
brechen, immer wird es unserem Gefühl leicht sein,
auch bei künstlerisch weitgehender Stilisierung, die
Beziehung auf den Kampf oder die verdiente Ruhe
nach dem Kampf aus dem Bilde des mächtigen
Tiers herauszulesen.

Nicht auf krass reale Bilder von Krieg und
Kriegern kam es den griechischen Künstlern an.
Aus einer hohen Vorstellung von der Wehrpflicht
des Mannes und von der erhebenden Kraft, die
dem Begriff des Krieges innewohnt, gestalteten
sie in idealer Weise den waffentragenden Mann,
im ruhenden Zustand oder in der Bewegung des
Kampfes, einzeln oder in grösseren Gruppen. Dass
der Krieger gewärtig sein muss, die Welt zu ver-

lassen, und dass ihm die Liebe seiner Angehörigen
doppelt warm entgegenschlägt, spricht aus unge-
zählten antiken Bildern, die die Waffnung und
die Heimkehr des Kriegers vorführen; dies Ge-
fühl spricht auch aus den Grabsteinen mit den
Familiengruppen, aber es drückt sich nur in einer
verhaltenen Stimmung, ohne jede Sentimentalität
und aufgeregte Gesten aus. Überhaupt fehlt alles
gewaltsam Gesteigerte; die Grenzen edler Schön-
heit wurden auch hier bei allem Ausdruck ge-
wahrt, und am wenigsten versuchte man, mit den
Dimensionen der Denkmäler der Stärke seiner
Trauer oder der Bedeutung der Ereignisse gerecht
zu werden.

Auch uns wird der furchtbare Ernst dieser
Zeit hoffentlich vor aufdringlichem Prunk be-
wahren. Schlicht waren die griechischen Denk-
mäler der Zeit, die wir die klassische nennen.
Schlicht und klar verständlich sei der künstlerische
Schmuck auch für die Ruhestätten unserer Toten
und für die Ehrenmäler, die hinfort von den Tha-
ten unserer Helden zeugen.

ABB. 9. BILD EINER SCHLACHT. RELIEF AUS ELEUS1S

449
 
Annotationen