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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0562

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ausgestellt. Zum grossen Teil aus der Feuerlinie dicht
am Feinde geholt, von einem die Realität zugleich als
Militär und Zeichner scharf sehenden ernsten Menschen
geschaffen, bringen die sparsamen, ganz unpathetischen
Bleistiftskizzen, ein dem Fernstehenden unfassbares Ge-
schehen dem Begriffsvermögen nahe: in kleiner Münze
ein Schatz echter Eindrücke. Da ist Baustoff für Bilder,
in denen dieser Krieg angemessene künstlerische Spiege-
lung finden könnte, wenn die Kraft, die Erscheinungen
und Stimmungen so überzeugend einfach notiert hat,
auch für das Verarbeiten des Rohmaterials reichen sollte.

Ausser solchen Kundgebungen einer auf sachkundige
Klarheit gestützten schlichten Erlebniskraft zeigt sich
alles Übrige in den Ausstellungen nur als ein Fortfahren
in der vor dem Krieg gewohnten Thätigkeit. Die weni-
gen durch den Krieg veranlassten Motive geben Ge-
sichtserscheinungen wieder, ohne uns etwas von dem
Maasse des hinter der gemalten Episode gewaltig regie-
renden Ganzen zu vermitteln. Dies gilt auch von der
Ausstellung des „iVirtscba/hverbandes bildender Künstler
in Österreich". Die gemeinsame Not der Künsrlerschafr
hat diese Ausstellung möglich gemacht, in der die sonst
getrennt marschierenden Künstlergruppen Wiens zum
ersten Male unter einem Dach gemeinsam auftreten.
Während eine recht ausgiebige Fürsorgethätigkeit von
Kunstfreunden der dringendsten Not entgegenarbeitet,
hat sich die Künstlerschaft zu würdiger Selbsthilfe zu-
sammengethan. Diese Hilfe aus eigener Kraft repräsen-
tiert der Wirtschafts verband, der Mitglieder aus allen
Vereinigungen umfassr. Der Verband hat während des
Krieges schon ein eigenes Verkaufsgeschäft auf einem
der vornehmsten Punkte des Wiener Lebens, dem
Opernring, eingerichtet und jetzt die Ausstellung er-
öffnet, die eben nur die wirtschaftlichen Verhältnisse
der Kriegszeit zustande bringen konnten. Künstlerge-
nossenschaft, Sezession, Hagenbund und der von der
Kumt-Gruppe gegründete „Bund österreichischer Künst-
ler" stellen in nachbarlichen Sälen gesondert, im Emp-
fangsraum auch untereinander gemischt, aus. Die Aus-
stellung befindet sich in jenem Teile der städtischen
Markthalle in der Zedlitzstrasse, den früher der Hagen-
bund einnahm und den er vor ungefähr zwei Jahren
räumen musste, weil seine mehr mit Talent als mit
Diplomatie begabten Vertreter sich die Ungnade von
Machthabern der Gemeinde Wiens zugezogen hatten-
Es war dies der einzige, jetzt freie geeignete Raum, da
die Sezession ihr ganzes Gebäude, die Genossenschaft
den grössten Teil des ihren, als Verwundetenspitäler
eingerichtet haben.

Die Ausstellung ist eine sehr sorgfältige Auswahl
der Leistungen, die man innerhalb der beteiligten Grup-
pen zu sehen gewohnt war, sie giebt aber im übrigen
keinen Anlass zu neuen Bemerkungen.

Von der zu erwartenden Steigerung der künstleri-
schen Produktion durch die allgemein gesteigerte An-
spannung unseres Daseins ist in den hier ausgestellten

Arbeiten noch nichts zu spüren. Doch man darf es
schon als Kraftleistung anerkennen, dass in den gegen-
wärtigen Verhältnissen eine Ausstellung möglich war,
die von der vor dem Krieg erreichten Stufe mindestens
nicht zurückgewichen ist. —ik.

ERKLÄRUNGEN

Professor Georg Biermann schreibt uns mit Bezug
auf die Kritik seines Buches „Deutsches Barock und
Rokoko" von Dr. Emil Waldmann im Maiheft (Seite
387 und folgende) und anknüpfend an die Erklärungen
im Juliheft (Seite 479) einen Brief, von dem wir die
Teile, die den Charakter einer sachlichen Berichtigung
wahren, hier mitteilen:

„Herr Dr. Waldmann ist von mir in einem ausführ-
lichen Brief vom 12. Oktober des Jahres 191 3 zum Bei-
tritt in den Arbeitsausschuss aufgefordert worden und
hat diese Einladung angenommen und durch thätige
Mitarbeit bekräftigt. Diese bestand nicht nur in einer
Kontrolle der von Herrn Dr. Posse und Dr. Lossnitzer
gemachten Vorschläge, sondern darüber hinaus in der
Besorgung und Bereitstellung des Materials, das die
Ausstellung aus dem Besitz der damals noch Herrn Dr.
Waldmann unterstellten Sammlung weiland Sr. Majestät
des Königs Friedrich August II. von Sachsen entliehen
hat. In Verfolg dieser Anteilnahme des Herrn Dr.
Waldmann habe ich nicht nur das Vergnügen gehabt,

persönlich mit ihm in Dresden zu konferieren.......

sondern auch eine umfangreiche Korrespondenz, die
sich in meinem Besitz befindet, bestätigt zur Ge-
nüge, dass der Name des Herrn Dr. Waldmann nicht
zu Unrecht in den Katalog aufgenommen worden
ist....."

„Es ist nicht wahr, dass der in meinem Besitz befind-
liche Desmarees etwa bei der Sichtung des Materials
zurückgewiesen worden wäre. Thatsache dagegen ist,
dass ich manches von dem, was Herr Kommerzienrat
Theobald Heinemann in äusserst rigoroser und künstle-
risch nicht motivierter Weise hatte bei Seite stellen
lassen, nachträglich mit guten Gründen wieder ange-
fügt habe. Nicht wahr ist auch, dass eine Reihe der
bedeutendsten Werke in meiner Publikation fehlen. Es
fehlen lediglich ein schlechter der Galerie Heinemann
gehörender Oelenhainz und zwei absolut minderwertige
Edlinger ausser einigen anderen Nichtigkeiten. Da ich
im übrigen die alleinige Verantwortung für das Gelingen
der Ausstellung zu tragen hatte, glaubte ich das Denk-
mal dieser Veranstaltung auch ohne die Herren Heine-
mann ins Werk setzen zu dürfen."

Hierauf erwidert Dr. Emil Waldmann folgendes:

„Es entspricht nicht den Thatsachen, dass ich im
Dresdener Arbeitskomitee für die Darmstädter Aus-
stellung mitgearbeitet habe. Es ist nicht wahr, dass ich
die Thätigkeit von Dr. Posse und Dr. Lossnitzer kon-
trolliert habe. Ich habe an keiner Sitzung und keiner
Besprechung der Herren teilgenommen, bin auch nie zu

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