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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 12
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Scheffler, Karl: Reise in Süddeutschland, [3]: Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0425
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FRIEDRICH OVERBECK, BILDNIS DES MALERS FRANZ PFORR

STÄDELSCHES KUNSTINSTITUT
EIGENTUM DER FRANKFURTER KÜNSTLERGESELLSCHAFT

versteht es offenbar ausgezeichnet, Gegensätze aus-
zugleichen und sozusagen im Plenum zu über-
zeugen, ein Ziel mit zäher Energie zu verfolgen
und allseitig Interesse dafür zu wecken.

Eine Tat verspricht vor allem seinem Namen
Dauer in der Frankfurter Museumsgeschichte. Sie
besteht darin, daß er es als Direktor des Städelschen
Kunstinstituts (zu dem auch eine ziemlich zweck-
lose akademische Kunstschule gehört), das sich
vor dem Kriege vollständig selbst erhielt und ver-
waltete, daß er also als Privatbeamter einer Stif-
tung, der einem Kreis von Kuratoren verantwort-
lich war, den Plan gefaßt und durchgeführt hat,
Galerien moderner und alter Kunst aus städtischen
Mitteln und mit Hilfe neuer Stiftungen zu schaffen,
sie dem alten Städelschen Institut anzugliedern und
durch seine Persönlichkeit diese verwaltungstech-
nisch fremdartigen Bestandteile zu verschmelzen.
Der Direktor der Frankfurter Museen ist heute zu-
gleich einem Privatinstitut verpflichtet und der

Stadt, und versteht es doch, die künstlich ver-
einigten Museen als Einheit erscheinen zu lassen.
Man braucht diese Lage nur in's Auge zu fassen,
um die Schwierigkeiten zu ahnen, die zu über-
winden waren und noch jetzt jeden Tag zu über-
winden sind.

Die städtischen Sammlungen Frankfurts sind
universell gerichtet. Enthält das Städelsche Kunst-
institut im wesentlichen Kunstwerke alter Meister,
Italiener und Niederländer, sowie Arbeiten älterer
Meister'des neunzehnten Jahrhunderts, so um-
fassen die neuen städtischen Sammlungen mo-
derne Kunst, altdeutsche Plastik und antike Kunst.
Untergebracht sind diese Sammlungen, soweit es
sich um altdeutsche und antike Plastik handelt, in
dem der Stadt von einem wohlhabenden Bürger
geschenkten „Liebieghaus", das durch einen An-
bau erweitert worden ist und ganz in der Nähe
das Städels liegt; soweit es sich um die Werke
moderner Kunst handelt sind sie untergebracht in
einem Neubau, der im Kriege entstanden ist und
unmittelbar dem alten Bau des Städelschen In-
stituts angegliedert worden ist, so daß das Doppel-
haus nun wie ein einziges Museum erscheint. Uber
diese drei Sammlungen: die private Städelsche
Sammlung, die Städtische Sammlung moderner
Kunst und die Städtische Sammlung alter Kunst
herrscht Georg Swarzenski als Generaldirektor.
Daneben gibt es in Frankfurt, außerhalb seiner
Direktion, noch die städtisch historische Sammlung
in der Nähe des Doms und das dem Kunstgewerbe-
verein gehörende Kunstgewerbemuseum. In diesen
beiden Sammlungen sind ebenfalls noch künstlerisch
wichtige Arbeiten alter Kunst enthalten, die für
seine Museen zu gewinnen Swarzenski sich mit
Recht bemüht. Das zu bearbeitende Gebiet ist also
groß. Die Galerie der alten Meister ist zu vervoll-
ständigen, die Sammlungen christlicher und antiker
Plastik sind zu mehren, die Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts ist zu pflegen, und auch dem Neuesten
muß die nötige Beachtung geschenkt werden. Die
Sammlungen sind universell, wie sie angelegt sind,
auch weiterhin auszugestalten; zugleich aber ist die
Frankfurter Kunst besonders zu berücksichtigen,
weil die Stadt im neunzehnten Jahrhundert ein
wichtiger Mittelpunkt der südwestdeutschen Kunst
gewesen ist und weil diese Tatsache von je in einer
fruchtbaren Sammeltätigkeit Frankfurter Bürger zum
Ausdruck gekommen ist. Gerade für diese viel-

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