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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 12
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Scheffler, Karl: Reise in Süddeutschland, [3]: Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0424

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REISE IN SÜDDEUTSCHLAND

III

FRANKFURT A. M.

VON

KARL SCHEFFLER

Überrascht die ausgezeichnete Bildergalerie in
Mannheim*, weil man in dieser Stadt ein
Museum solchen Ranges nicht erwarten darf, so
setzt man in Frankfurt a. M., der mächtigen und
wohlhabenden alten Reichsstadt, von vornherein
das Dasein eines Museums voraus, das Brennpunkt
für die künstlerischen Interessen einer weiten Land-
schaft ist. Diese Erwartung wird auch nicht ent-
täuscht, wenn man betrachtet, was in den letzten
Jahrzehnten dem bereits Bestehenden hinzugefügt
worden ist. Es herrscht in Frankfurt ein lebhaftes
Museumsinteresse, die Galeriefragen werden in den
Zeitungen lebhaft besprochen, die Bürgerschaft ist
sich ihrer Verpflichtungen bewußt, und auch hier
hat sich zur rechten Zeit ein Mann gefunden, der

* Der Bericht über die Mannheimer Kunsthalle folgt in
einem der nächsten Hefte.

das Erbe des 1816 gestorbenen Johann Friedrich
Städel, des Schöpfers der ersten öffentlichen Kunst-
sammlung in Frankfurt, großzügig verwaltet und
verständnisvoll mehrt. Wieder begegnet man" in
Georg Swarzenski einer Persönlichkeit und stellt
mit Befriedigung fest, wie reich unser Museums-
wesen immer noch an Männern ist, die den Trieb
haben das Vorbildliche zu wollen und die Be-
gabung es zu verwirklichen. Swarzenskis Lage
war besonders schwierig, weil er mit einer viel-
köpfigen Stadtverwaltung und mit einer in Parteien
zerspaltenen streitbaren Bürgerschaft zu tun hat,
weil er zwar mit einem fördernden Interesse
rechnen darf, sich aber auch mit viel Kritik und
Einspruch abfinden mußte. Es trifft sich darum gut,
daß er manche Eigenschaft eines Diplomaten hat,
daß er etwas wie ein Museumsstaatsmann ist. Er

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