ATHENA. GRIECHISCH. 4 JAHRHUNDERT VOR CHRISTO
ANTIKE KOPIE
ABB. 12
GRIECHISCHE IDEALKÖPFE
IM BERLINER MUSEUM
VON
BRUNO SCHRÖDER
In des Praxiteles knidischer Statue findet nun
Aphrodite ihre klassische Verewigung. In voll
erblühter Schönheit leuchtet der Leib, Anmut um-
strahlt ihr Haupt; in unbestimmter Sehnsucht wen-
det sie es zur Seite und Liebe verlangend blicken
die weich verschwimmenden Augen (Abbildung 11).
Selbst Athena, die einst so erhabene Göttin, ist ganz
mädchenhaftgeworden. SieträgtzwarnochdenHelm,
aber die zierlichen Wangen sind von Liebreiz um-
spielt und die Augen scheinen eher verlangend,
als spröde abweisend zu blicken (Abbildung 12).
Wunderbar ist dies Leben, diese Wandelbarkeit in
den Vorstellungen der Griechen von ihren Göttern;
II. (Schluß.)
wie arm stehen wir vor ihnen mit unseren teils
körperlosen, teils seit Jahrhunderten formelhaft er-
starrten Vorstellungen von den höchsten Wesen.
Aber groß ist auch für den Künstler die Gefahr,
sich auf diesem Wege in Formlosigkeit zu ver-
lieren. Wir haben einen Kopf, aus der späten Nach-
folge des Praxiteles; in Alexandria scheint sich
eine Schule erhalten zu haben, die auf praxiteli-
scher Grundlage weiter baute. Da sind die For-
men leblos verweichlicht, die Stimmung hat sich
in leeres Dämmern verloren; wir sehen, was ein-
mal gefühltes Erlebnis war, in Manier ohne Geist
versinken (Abbildung 13).
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ANTIKE KOPIE
ABB. 12
GRIECHISCHE IDEALKÖPFE
IM BERLINER MUSEUM
VON
BRUNO SCHRÖDER
In des Praxiteles knidischer Statue findet nun
Aphrodite ihre klassische Verewigung. In voll
erblühter Schönheit leuchtet der Leib, Anmut um-
strahlt ihr Haupt; in unbestimmter Sehnsucht wen-
det sie es zur Seite und Liebe verlangend blicken
die weich verschwimmenden Augen (Abbildung 11).
Selbst Athena, die einst so erhabene Göttin, ist ganz
mädchenhaftgeworden. SieträgtzwarnochdenHelm,
aber die zierlichen Wangen sind von Liebreiz um-
spielt und die Augen scheinen eher verlangend,
als spröde abweisend zu blicken (Abbildung 12).
Wunderbar ist dies Leben, diese Wandelbarkeit in
den Vorstellungen der Griechen von ihren Göttern;
II. (Schluß.)
wie arm stehen wir vor ihnen mit unseren teils
körperlosen, teils seit Jahrhunderten formelhaft er-
starrten Vorstellungen von den höchsten Wesen.
Aber groß ist auch für den Künstler die Gefahr,
sich auf diesem Wege in Formlosigkeit zu ver-
lieren. Wir haben einen Kopf, aus der späten Nach-
folge des Praxiteles; in Alexandria scheint sich
eine Schule erhalten zu haben, die auf praxiteli-
scher Grundlage weiter baute. Da sind die For-
men leblos verweichlicht, die Stimmung hat sich
in leeres Dämmern verloren; wir sehen, was ein-
mal gefühltes Erlebnis war, in Manier ohne Geist
versinken (Abbildung 13).
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