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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 11
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Bulle, Heinrich: Die "Malerschule von Tarquinii"
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0396

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GELAGERTER JÜNGLING, TOMBA DELLE LEONESSE, abe. i

DIE „MALERSCHULE VON TAR Q_U I N I I"

VON

HEINRICH BULLE

Die Etrusker sind für die gelehrte Forschung
noch immer Verlegenheit. Sie stehen an weit
sichtbarer Stelle der europäischen Kulturgemein-
schaft — aber Herkunft und Rasse sind dunkler als
bei irgend einem Kulturvolk. Sie haben über acht-
tausend, wenn auch kurze Schriftdenkmäler in
lesbarer Schrift hinterlassen — aber ihre Sprache
bleibt nach Inhalt und Sprachstamm unbekannter
als jeder Negerdialekt. Wir haben historische Uber-
lieferung über sie — aber nur aus Feindesmund
und nicht unmittelbar aus der Zeit ihrer Blüte.

Endlich und vor allem: diese Etrusker haben das
werdende Rom mit allen geistigen Notwendigkeiten
ausgerüstet, Herrscherkunst, Götterlehre und Wahr-
sagerei, Zeiteinteilung, Tonbildnerei, Tempelbau,
mit jeder feineren Lebensform vom Wohnhaus
bis zur Schauspielkunst und Possenreißerei. Aber
fragt man nach dem Kern des etruskischen
Wesens, so begegnen sonderbare Widersprüche.
Von den Römern lernen wir den pinguis et obesus
Etruscus kennen, „feist und verfressen" der Typus
des unkriegerischen Philisters, stumpfsinnig den

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