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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 10
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Liebermann, Max: Ein Credo
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0352

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EIN CREDO

VON

MAX LIEBERMANN

Motto: Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde;
Was der eine verspricht, leistet die andere gewiß.

Es ist ein unbestrittenes und unbestreitbares Axiom
der Ästhetik, daß jeder Form, jeder Linie, jedem
Strich die Idee vorausgehen muß, sonst kann die
Form korrekt, kalligraphisch schön sein, aber sie
ist nicht als künstlerisch anzusprechen, denn künst-
lerisch ist nur die lebendige Form, die vom schöpfe-
rischen Geist gezeugt wird.

Daher ist jede künstlerische Form per se ide-
alistische Form, und von einer naturalistischen
Form zu sprechen, kann nur insoweit einen Sinn
haben, als damit der die Form ausdrückende Stoff
bezeichnet wird. Statt idealistisch-naturalistisch
sollten wir nach Schillers Vorgang naiv und senti-
mental setzen. Denn wenn es nur eine idealistische
Form gibt, d. h. eine Form, der die Idee voraus-
gegangen ist, kann es im Gegenzatz zu ihr nicht
eine naturalistische Form geben. Wenn die Termini

idealistisch und naturalistisch'das verschiedene Ver-
hältnis des Künstlers zur Natur ausdrücken sollen,
daß das Streben des einen Künstlers mehr auf die
Wiedergabe der Natur als das des andern gerichtet
ist, so kommen die Bezeichnungen naiv sentimen-
tal dem, was darin ausgedrückt werden soll, viel
näher. Denn, um uns Schillers wundervollen Worte
zu bedienen, „der Künstler ist entweder Natur,
oder er wird sie suchen. Jenes macht den naiven,
dieses den sentimentalen Künstler". Jeder Künstler
ist naiv, daher ist zwischen dem sentimentalen und
dem naiven Künstler nur ein Grad-, nicht aber
wie zwischen dem idealistischen und naturalistischen
Künstler ein Art-Unterschied.

Ich spreche von der Form des Genies, also
von der Form, die nicht gelernt werden kann,
daher übergehe ich die korrekte akademische Form,
die gelernt werden kann und gelernt werden muß,
wie die Grammatik gelernt werden muß.

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