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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 8
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0363

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TH. HOSEMANN, DIE SCHWEMME
DER DICHTER RAUSCH, DER ZEICHNER SCHOLZ (KLADDERADATSCH) UND
HOSEMANN AUF DEM WEGE ZUR SCHWEMME AM HEUTIGEN
LÜTZOWPLATZ IN BERLIN. 1853

AUSGESTELLT IM ANTIQUARIAT PETER KRONTHAL, BERLIN

so stärker war der Hindruck dieser Ausstellung, in der
ein ganzes Jahrtausend mittelalterlicher Kunstentwicklung
in seinen edelsten Erzeugnissen sich darstellte. Das Me-
daillenkabLnett hatte die kostbarsten Münzen der Epoche,
das Kupferstichkabinett die seltenen Einblattdrucke des
späten vierzehnten und des fünfzehnten Jahrhunderts bei-
gesteuert. Es gesellten sich Elfenbeinschnitzereien und
Goldschmiedearbeiten hinzu, um ein Gesamtbild mittelalter-
licher Kleinkunst zu geben, wie es an keiner anderen Stelle
so glänzend und reichhaltig gezeigt werden könnte.

Die Sammlung John Qjiinn, die sich eines be-
deutenden Rufes erfreute, als stärkste Repräsentation mo-
derner französischer Malerei in Amerika, wurde nach dem
kürzlich erfolgten Tode ihres Besitzers durch Joseph Brumme
in New York ausgestellt, um freihändig verkauft zu werden.
Die Sammlung enthielt einige Bilder von Cezanne, unter
denen am meisten das frühe Porträt des Vaters interessierte,
zwei Gemälde von Toulouse Lautrec, sechs von Seurat —
das bedeutendste, der Zirkus, soll als Vermächtnis dem
Louvre anheimfallen —, und einige Werke von Henri Rous-
seau, darunter einen großen Urwald und die sonderbare
Darstellung der schlafenden Zigeunerin mit dem Löwen.
Im übrigen schien der Sammler mehr Wert auf Quantität
als auf strenge Auswahl des Besten gelegt zu haben.
Er besaß nicht weniger als vierzig Bilder von Picasso,
ähnlich umfangreiche Serien von Werken Derains und
Pascins, zahlreiche Gemälde von Matisse, Redon, Vlaminck,
Rouault. Das seltsame Kunterbunt der Sammlung (iuinn
wurde vervollständigt durch die „Enthauptung des Täufers"
von Puvis de Chavannes, Ingres' Darstellung Rafaels und
der Fornarina und eine Austreibung der Wechsler von Greco.
Im ganzen war die Sammlung eher eine Enttäuschung und
stellte dem Kunstverständnis ihres Schöpfers, der sich von
einigen begeisterten Malerfreunden hatte beraten lassen,
kein sonderlich günstiges Zeugnis aus.

Gustave Geffroy ist siebzigjährig am 5. April in Paris
gestorben. Er war einer der ersten Vorkämpfer der Im-
pressionisten. In den acht Bänden der „Via artistique", die
seit dem Anfang der neunziger Jahre erschienen, trat er
für Manet, Cezanne, Renoir, Monet, Degas, Sisley, Pissarro
ein. Er war einer der bedeutendsten Publizisten seiner
Zeit und ist ebensosehr als Politiker wie als Kunstschrift-
steller hervorgetreten. In den Tagen der Dreyfus-Affäre
stand er zur Seite Clemenceaus, der ihn im Jahre 1918 zum
Direktor der Gobelin-Manufaktur machte. Seine Versuche,
dem alten Institut neues Leben zuzuführen, haben auf der
vorjährigen Kunstgewerbeausstellung Aufsehen erregt, aller-
dings auch vielfach berechtigten Widerspruch hervorgerufen.

Der Mainzer Dom, in dessen Mauerwerk sich schon
seit Jahrzehnten bedrohliche Rißbildungen zeigten, ist neuer-
dings in seinem Bestände ernstlich gefährdet. Unter-
suchungen der Fundamente haben ergeben, daß der Pfahl-
rost, auf dem die Mauern stehen, durch die Senkung des
Rheinwasscrspiegels allmählicher Fäulnis ausgesetzt ist, so
daß heut in einer Länge von etwa sechzig Metern das Ge-
bäude seiner eigentlichen Stütze beraubt ist. Es erscheint
fast als ein Wunder, daß die gewaltigen Steinmassen der
Einsturzgefahr bisher getrotzt haben, denn die Wände
beider Seitenschiffe zeigen bereits eine erhebliche Neigung
nach außen. Man hofft, die Schäden durch Unterfangen
der Fundamente mit starken Betonmassen heilen zu können.
Die Sicherungsarbeiten werden mit größter Beschleunigung
durchgeführt, es ist aber leider noch nicht alle Gefahr end-
gültig beseitigt, vor allem der gewaltige Westturm, der auf
den vier Gurtbogen des Chores ruht, bereitet noch ernst-
liche Sorgen.

Aus Ägypten wird von einem neuen wichtigen Funde
berichtet, der an Bedeutung das berühmte Grab des Tut
Ank-amon angeblich weit übertreffen soll. Es handelt sich

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