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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 32.1933

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Heft 5
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Valéry, Paul: Abschweifung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7617#0210
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Aus dem Zusammentreffen, den Unterscheidungeil, den Bezugnahmen und den Abstufungen
setzen sich die Verschiedenheiten unserer Sinne und die Mengen unserer dauerhaften
Elemente zusammen. Stellen wir uns einmal vor — um verständlicher zu sprechen —,
die Erscheinung der Dinge, die uns umgeben, wäre uns nicht zur Gewohnheit geworden,
sie würde uns nur ausnahmsweise gewährt, wir erhielten nur durch ein Wunder Kennt-
nis vom Tag, von den Wesen, vom Himmel, von der Sonne und den Menschen. Was
würden wir von diesen Offenbarungen sagen, und in welchen Ausdrücken würden wir
über diese Unendlichkeit von merkwürdig ausgeglichenen Tatsachen sprechen.' Was
würden wir von der sinnlichen, vollkommenen und soliden Welt sagen, wenn sie nur
ausnahmsweis und für Augenblicke die unbeständige und unzusammenhängende Welt, die
nur Seele ist, durchschritte, sie blendete und zermalmte':

Vielleicht besteht Mvstizismus darin, eine elementare Empfindung wiederzufinden, eine
sozusagen primitive Empfindung zu leben auf einem Ungewissen Wege, der sich durch
das schon geformte Leben eine Bahn bricht.

Ich habe mich weit von meinem Gegenstand entfernt — wenn die Domäne eines Gegen-
standes nicht die Unendlichkeit der Gedanken ist, die er umschließt —; ich wollte be-
greiflich machen, daß ein Leben, das den Farben und Formen geweiht ist, von vorn-
herein nicht weniger tief, nicht w eniger bewunderungswürdig ist, als ein in den „inneren
Gesichten" zugebrachtes Leben, und daß der geheimnisvolle Stoff' vielleicht nur das
dunkle Bewußtsein des Wechsels von dem vegetativen Leben ist, die Resonanz der Zu-
fälle der den Eingeweihten zugehörigen Existenz."

THEO CHAMPION, TENNISPLATZ

AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. H K III HEIM, BERLIN

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