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Müller. Zö des wahr. Schultze. daß der selige Sckutzmanns-Wach!»
meister Kaiser wieder auferstanden ie?
Schultze. Ack, dummes Zeug!
Müller. Nee, nee! Letzten Montag soll er in die Vorversammlunz
zu die Stadtverordnetenwahl im Postjebäude jewesen sein und jedroht haben,
wenn sie nich aufhören würden von Polletik und andere Neben»
sachen zu reden, denn könnte die Versammlung noch aufjelöst
werden!
S ch u l tz e. Ach, des war ja nich K a i se r; des war ja man bloß 'n Stadt-
verordneter aus 'n Bezirk-so äbnlicb wie Neimann heeßt er.
Müller. So? Na wenn eg wirklich der selige Kaiser nich selber war.
denn jlobe ich von jetzt an 'ne Seelenwanderung.
Schultze. Ick möchte man wissen, aus was EN vorige Woche mit
Rothschild'« und Fould'n gejagt hat.
Müller. Vielleicht aus Ioldfüchie.
Schultze. Lider jar aus Baren.
Müller. Nee, Schultze! Wenn EN mit Rcthschild'n und Fould'n
jagt, denn kannst du daraus wetten, daß in Frankreich wieder mehrere Baren
anjebunden werden.
Müller. Allo der Papst bat sein Testament gemacht?
Schultze. Na iS es denn schon so weit?
Müller. Wer weeß? ne Weile wird er sich wo! noch halten; aber eS
iS doch für alle Falle.
Schultze. Denn müßte dock der Sultan schon lange dran jcdacht
haben, seinen letzten Willen aufzusetzen.
Müller. Ja, er hat man leider kecnen mehr.
Ta durch eine Analyse Liebig'S festgestellt ist. daß der 1860er Grüne«
bcrgcr eine ungemein adstnngirende Kraft besitzen soll, so beabsichtigt man,
zur Wiederherstellung eines guten Einverständnisses ein angemessenes Quantum
an die Redaction der .Times" zum Privatgebrauch zu senden. Man hofft
turch dieses Mittel die verschiedenen Mäuler wieder aus ihren Normalzustand
zurückzubringen.
Tie häufigen Eonsererzen einer gewissen Persönlichkeit in Gaöta mit dem
dänischen Gesandten geben der unverbürgten 'Nachricht Wahrscheinlichkeit, daß
diese Persönlichkeit in einem gewissen Falle den Statthalterposten in
Schleswig, verbunden mit der obersten Polizeileitung in Holstein
erhalten werde.
Tie dänischen Voratbeiten, diesem neuen alter ego des Königs daS
<and seinem Geschmacke gemäß zurecht zu machen, lassen kaum einen Zweifel
an der Wahrheit dieses Gerüchtes aujkommrn.
Tie Kreuzzeitung ärgert sich darüber, daß in Meseritz ein Staats-
anwalt in einem Handwerkervereine Vorträge hält.
Was wird die Kreuzzeitung erst zu dem Vortrage sagen, welchen in Berlin
ein Oberstaatsanwalt in einer Vereinigung von Kammergerichtsräthen ge-
halten, und in welchem er das System „unsres theuren November-
manneS" so gründlich analysirt hat. daß von demselben säst nichts übrig blieb
als ein dauerhast gearbeiteter — Justiz- und ein dito Handels minister?
Lccncn auS dem Trauerspiel:
Die braven Bürger von Berlin.
Seitenpück zu dem Trauerspiel: „Vas Regiment Hinckeldey" von Schwark.
31,4171c Scene.
Ter H aupt in ann. Ter Schutz m a n n.
Hauptmann. Was bringt Ihr Neues?
Schutzmann. Ter HauSwir.h Müller bat mir so eben die Anzeige ge-
macht. daß sein Mieiher. der Victualienhändler Tübbecke, die Volks-Zeitung
balte.
Hauptmann. TaS hätten Sie gar nicht anhören sollen!
Schutzmann. Ter Müller will den Tübbecke los sein, weil er seinen
Keller besser vermiethen kann, und drohte mir. wenn ich nicht meine Schuldig-
keit thue. selbst zum Präsidenten zu g.hen. Herr Hauptmann, ich habe Frau
und Kinder!
Haupt mann. Ta bleibt allerdings nichts übrig, als bei Tübbecke sofort
Haussuchung zu halten. Ich habe Frau und Kinder!
31,4181c Scene.
• Zimmer beim Präsidenten.
Ter Präsident. Der brave Bürger Müller. Der Hauptmann.
Präsident. Dieser brave Bürger und Treubundsvprsteher beklagt sich,
Herr Hauptmann, daß Sie eine höchst verdächtige Lässigkeit in dem Verfahren
gegen den berüchtigten Demokratenführer und Bremer Todtenbundsinspector,
den Budiker Tübbeke gezeigt. Rechtfertigen Sie sich!
Hauptmann. Ich habe vollkommen meine Schuldigkeit getban, Herr
Präsident, und bei Tübbecke Haussuchung gehalten, aber nichts gesunden.
Müller. Wie benahm sich der Tübbecke dabei?
Haupt mann. Er lächelte ruhig.
Müller. Da haben Sie's. Herr Präsident! Tübbecke verhöhnte die ton
Gott eingesetzte Behörde: er lächelte ruhig.
Haupt mann. Seine Frau schrie und tobte.
Müller. Da haben Sie's, Herr Präsident! Mit Schreien und Toben
sangen alle Revolutionen an.
Präsident. Dem Tübbecke wird noch heut die Eoncession genommen,
die Bude zuzemacht, und Tübbecke aus Preußen auSgewiesen!
Hauptmann. Das Letztere ist unmöglich, Herr Präsident.
Präsident (saßt den H-Uprmann bei der Brust.) Herrn, wie können Sie sich
unterfangen. etwas, was ich bestimme, in Preußen für unmöglich zu halten?
Hauptmann. Verzeihen Sie, Herr Präsident, ich meinte nur, es wäre
unmöglich den Tübbecke auszuweisen, weil er sich bereits heut Nacht in einem
Anfall von Verzweiflung das Leben genommen.
Präsident. So werden seine Erben ausgewiesen. Aus der Stelle ver-
anlassen Sie das Nöthige!
Hauptmann. Ich habe Frau und Kinder! (ab.)
31,4191c Scene.
Großes Bürgerfest bei Kroll zu Ehren des Geburtstages deö
Herrn von Hinckeldey.
Versammlung von 2000 braven und guten Bürgern von
Berlin. Magistratspersonen, Stadtverordneten und
hohen und höchsten Zustizbeamten.
(Nachdem der Präsident dem allen Zeiten gerechten Justizminister, Herrn
Simons, einen Toast aufgebracht, erfolgt das „Tafellied zum 29. Januar ldkt".
Truck von «. W. Hayn.) *)
Mel. Prinz CugcniuS. der edle Ritter :c. :c.
Daß der Chor recht voll mög' singen.
Laßt im laun'gen Volkston klingen
Noch ein Lied Herrn Hinckeldey.
Welches jubelnd ihn soll ehren —
Er versteht'S sich zu bewähren
Präsident der Polizei.
Möge Gott ihm Kräfte geben,
Lang' noch unter unS zu leben.
Daß er führ' gut Regiment —
Als bewährt wir ihn erkennen,
Froh wir ihnden unfern nennen,
Unser bleibt der Präsident!
Kladderadatsch.
Wörtlich getreuer Abdruck.
B r i e f k a ft e n.
R. in Freibura a. 11.: Herzlichen Gruß und Dank. — I. G. F. in St. und K. L. in Erfurt: Wir haben uns das Vergnügen für den Klad-
deradatsch-Kalender aufgespart. — B. in Oberwesel: Von zu persönlicher Beziehung. — H. M. in Sch.: Zu harmlos. — R. in Pesth: Zu wohlseileö Wort-
spiel. — G. H. in Berlin: Nicht der Entgegnung werth. — R. S. 3 in G.: Gelegentlich. — Verila» in Leipzig: Schon veraltet. — F. v. W. in L.
bei E.: Beßten Dank. Er ist fast fertiq; aber wir werden daS Vorliegende dafür verwenden. — L. R. in Berlin: Er wird schon wissen, wo er bleibt. —
B. in Neuß und S. in Eöln: Von zu localem Interesse. — H. R. in Münster: Die Aufklärung der Sacke ist bereits erfolgt. — Die Menge der uns
Lugehenden. meist unbrauchbaren Einsendungen macht urS die Beantwortung jeder einzelnen roenfv unmöglich wie die Aufbewahrung und Zurücksendung der
uns anvcrlrauren Manuskripte.
Müller. Zö des wahr. Schultze. daß der selige Sckutzmanns-Wach!»
meister Kaiser wieder auferstanden ie?
Schultze. Ack, dummes Zeug!
Müller. Nee, nee! Letzten Montag soll er in die Vorversammlunz
zu die Stadtverordnetenwahl im Postjebäude jewesen sein und jedroht haben,
wenn sie nich aufhören würden von Polletik und andere Neben»
sachen zu reden, denn könnte die Versammlung noch aufjelöst
werden!
S ch u l tz e. Ach, des war ja nich K a i se r; des war ja man bloß 'n Stadt-
verordneter aus 'n Bezirk-so äbnlicb wie Neimann heeßt er.
Müller. So? Na wenn eg wirklich der selige Kaiser nich selber war.
denn jlobe ich von jetzt an 'ne Seelenwanderung.
Schultze. Ick möchte man wissen, aus was EN vorige Woche mit
Rothschild'« und Fould'n gejagt hat.
Müller. Vielleicht aus Ioldfüchie.
Schultze. Lider jar aus Baren.
Müller. Nee, Schultze! Wenn EN mit Rcthschild'n und Fould'n
jagt, denn kannst du daraus wetten, daß in Frankreich wieder mehrere Baren
anjebunden werden.
Müller. Allo der Papst bat sein Testament gemacht?
Schultze. Na iS es denn schon so weit?
Müller. Wer weeß? ne Weile wird er sich wo! noch halten; aber eS
iS doch für alle Falle.
Schultze. Denn müßte dock der Sultan schon lange dran jcdacht
haben, seinen letzten Willen aufzusetzen.
Müller. Ja, er hat man leider kecnen mehr.
Ta durch eine Analyse Liebig'S festgestellt ist. daß der 1860er Grüne«
bcrgcr eine ungemein adstnngirende Kraft besitzen soll, so beabsichtigt man,
zur Wiederherstellung eines guten Einverständnisses ein angemessenes Quantum
an die Redaction der .Times" zum Privatgebrauch zu senden. Man hofft
turch dieses Mittel die verschiedenen Mäuler wieder aus ihren Normalzustand
zurückzubringen.
Tie häufigen Eonsererzen einer gewissen Persönlichkeit in Gaöta mit dem
dänischen Gesandten geben der unverbürgten 'Nachricht Wahrscheinlichkeit, daß
diese Persönlichkeit in einem gewissen Falle den Statthalterposten in
Schleswig, verbunden mit der obersten Polizeileitung in Holstein
erhalten werde.
Tie dänischen Voratbeiten, diesem neuen alter ego des Königs daS
<and seinem Geschmacke gemäß zurecht zu machen, lassen kaum einen Zweifel
an der Wahrheit dieses Gerüchtes aujkommrn.
Tie Kreuzzeitung ärgert sich darüber, daß in Meseritz ein Staats-
anwalt in einem Handwerkervereine Vorträge hält.
Was wird die Kreuzzeitung erst zu dem Vortrage sagen, welchen in Berlin
ein Oberstaatsanwalt in einer Vereinigung von Kammergerichtsräthen ge-
halten, und in welchem er das System „unsres theuren November-
manneS" so gründlich analysirt hat. daß von demselben säst nichts übrig blieb
als ein dauerhast gearbeiteter — Justiz- und ein dito Handels minister?
Lccncn auS dem Trauerspiel:
Die braven Bürger von Berlin.
Seitenpück zu dem Trauerspiel: „Vas Regiment Hinckeldey" von Schwark.
31,4171c Scene.
Ter H aupt in ann. Ter Schutz m a n n.
Hauptmann. Was bringt Ihr Neues?
Schutzmann. Ter HauSwir.h Müller bat mir so eben die Anzeige ge-
macht. daß sein Mieiher. der Victualienhändler Tübbecke, die Volks-Zeitung
balte.
Hauptmann. TaS hätten Sie gar nicht anhören sollen!
Schutzmann. Ter Müller will den Tübbecke los sein, weil er seinen
Keller besser vermiethen kann, und drohte mir. wenn ich nicht meine Schuldig-
keit thue. selbst zum Präsidenten zu g.hen. Herr Hauptmann, ich habe Frau
und Kinder!
Haupt mann. Ta bleibt allerdings nichts übrig, als bei Tübbecke sofort
Haussuchung zu halten. Ich habe Frau und Kinder!
31,4181c Scene.
• Zimmer beim Präsidenten.
Ter Präsident. Der brave Bürger Müller. Der Hauptmann.
Präsident. Dieser brave Bürger und Treubundsvprsteher beklagt sich,
Herr Hauptmann, daß Sie eine höchst verdächtige Lässigkeit in dem Verfahren
gegen den berüchtigten Demokratenführer und Bremer Todtenbundsinspector,
den Budiker Tübbeke gezeigt. Rechtfertigen Sie sich!
Hauptmann. Ich habe vollkommen meine Schuldigkeit getban, Herr
Präsident, und bei Tübbecke Haussuchung gehalten, aber nichts gesunden.
Müller. Wie benahm sich der Tübbecke dabei?
Haupt mann. Er lächelte ruhig.
Müller. Da haben Sie's. Herr Präsident! Tübbecke verhöhnte die ton
Gott eingesetzte Behörde: er lächelte ruhig.
Haupt mann. Seine Frau schrie und tobte.
Müller. Da haben Sie's, Herr Präsident! Mit Schreien und Toben
sangen alle Revolutionen an.
Präsident. Dem Tübbecke wird noch heut die Eoncession genommen,
die Bude zuzemacht, und Tübbecke aus Preußen auSgewiesen!
Hauptmann. Das Letztere ist unmöglich, Herr Präsident.
Präsident (saßt den H-Uprmann bei der Brust.) Herrn, wie können Sie sich
unterfangen. etwas, was ich bestimme, in Preußen für unmöglich zu halten?
Hauptmann. Verzeihen Sie, Herr Präsident, ich meinte nur, es wäre
unmöglich den Tübbecke auszuweisen, weil er sich bereits heut Nacht in einem
Anfall von Verzweiflung das Leben genommen.
Präsident. So werden seine Erben ausgewiesen. Aus der Stelle ver-
anlassen Sie das Nöthige!
Hauptmann. Ich habe Frau und Kinder! (ab.)
31,4191c Scene.
Großes Bürgerfest bei Kroll zu Ehren des Geburtstages deö
Herrn von Hinckeldey.
Versammlung von 2000 braven und guten Bürgern von
Berlin. Magistratspersonen, Stadtverordneten und
hohen und höchsten Zustizbeamten.
(Nachdem der Präsident dem allen Zeiten gerechten Justizminister, Herrn
Simons, einen Toast aufgebracht, erfolgt das „Tafellied zum 29. Januar ldkt".
Truck von «. W. Hayn.) *)
Mel. Prinz CugcniuS. der edle Ritter :c. :c.
Daß der Chor recht voll mög' singen.
Laßt im laun'gen Volkston klingen
Noch ein Lied Herrn Hinckeldey.
Welches jubelnd ihn soll ehren —
Er versteht'S sich zu bewähren
Präsident der Polizei.
Möge Gott ihm Kräfte geben,
Lang' noch unter unS zu leben.
Daß er führ' gut Regiment —
Als bewährt wir ihn erkennen,
Froh wir ihnden unfern nennen,
Unser bleibt der Präsident!
Kladderadatsch.
Wörtlich getreuer Abdruck.
B r i e f k a ft e n.
R. in Freibura a. 11.: Herzlichen Gruß und Dank. — I. G. F. in St. und K. L. in Erfurt: Wir haben uns das Vergnügen für den Klad-
deradatsch-Kalender aufgespart. — B. in Oberwesel: Von zu persönlicher Beziehung. — H. M. in Sch.: Zu harmlos. — R. in Pesth: Zu wohlseileö Wort-
spiel. — G. H. in Berlin: Nicht der Entgegnung werth. — R. S. 3 in G.: Gelegentlich. — Verila» in Leipzig: Schon veraltet. — F. v. W. in L.
bei E.: Beßten Dank. Er ist fast fertiq; aber wir werden daS Vorliegende dafür verwenden. — L. R. in Berlin: Er wird schon wissen, wo er bleibt. —
B. in Neuß und S. in Eöln: Von zu localem Interesse. — H. R. in Münster: Die Aufklärung der Sacke ist bereits erfolgt. — Die Menge der uns
Lugehenden. meist unbrauchbaren Einsendungen macht urS die Beantwortung jeder einzelnen roenfv unmöglich wie die Aufbewahrung und Zurücksendung der
uns anvcrlrauren Manuskripte.