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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 40.1887

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Hefte 46-50, Oktober 1887
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https://doi.org/10.11588/diglit.2268#0405
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Schnitze. Diesmal will doch aber die Sanrejurkenzeil noch jar leen
Ende nehmen.

Müller. Wie meensten bet? Wir sind boch jetzt schonst dicke in'n Herbst.

Schnitze. Na ja, s'is wahr. Neues hört man jar nich mehr.

Müller. Sei doch froh! Je neuer, je unanjenehmer, hast du schon
mal wat Anjenehmes jehört?

Schnitze. In Zeitungen steht ooch seit'ne janze Weile jar .lischt mehr.

Müller. Du hast wol lange keene Entjleisung gehatt, sind dir noch
immer nich jenng Theater abjebrannt, oder sind dir die 3 Schüsse über die
französche Grenje zu wenig?

Schultze. Jott soll mir bewahren. Ick .»eene blos. In die Politik
is ooch allens stille.

Müller. Na, denn dank doch deinen Schöpfer! Soll etwa DöroulLde
uns den Krieg erklären, weil wir ihm nich Beljien rausrücken können? Soll
wejen Bnljarieu vielleicht-

Schnitze. Willste wol ushören! Da soll lieber die Saurejurkenzeit
dauern, bis die neuen zu blühen ansaugen.

Müller. Siehste wol, nu redst'e wieder janz vernünftig!

3ur La norarfrage.

In biichhändlerischeu Kreisen wird soeben, wie wir erfahren eine Agitation
zur Abschassnng des Schriftsteller-Honorars ins Werk gesetzt.

Das Honorar, sagt nian in diesen Kreisen, wirkt doppelt schädlich, indem
es den Preis des Buches vertheuert und den Schriftsteller verdirbt. Homer
bezog, soviel wir wissen, kein Honorar. Hätte er Honorar für seine Werke be-
kommen, so würde er wahrscheinlich alle Weihnachten eine Ilias oder eine
Odyssee herausgegeben haben, und zuletzt wären seine Verse gar nicht mehr
zu lesen gewesen.

Schiller und Goethe bekamen ihre Schristen bezahlt — leider! Hätte
Schiller nicht das Geld zum Ankäufe verdorbener Aepfel gehabt, wer weist,
wie lange er noch gelebt und gedichtet hätte. Er liebte den Geruch ver-
dorbenen ObsteS über alles, dachte dabei aber nicht an die gesundheitsschädlichen
Bakterien, die sich aus angegangenen Aepseln entwickeln. Goethe war eigent-
lich so gestellt, das, er keines Honorars bedurfte, nahm es aber doch. In
Folge dessen hatte er immer guten Nheinwein im Hause, worunter der arme
Eckermann, der nicht viel vertragen konnte, mitunter schwer zu leiden hatte.

So etwa lautet die Begründung der Vorschläge zur Abschaffung des
Schriftsteller-Honorars, und wir können nicht leugnen, das; dieselbe aus den
ersten Blick etwas sehr Bestechendes hat. Aus gewisser Seite glaubt man
bereits, das; von der Abschaffung des Honorars ein neuer Aufschwung der
deutschen Dichtkunst zu datiren sein wird.

In der Schriststellerw'elt verhält man sich im Ganzen diesen Vorschläge»
gegenüber ablehnend. Nur eine kleine Minorität erklärt sich bereit, aus jede
Honorarforderung zu verzichten, falls der Buchhändler ohne Murren die
Druckkosten übernimmt.

Um einem längst gefühlten Bedürfnis; abzuhelsen, soll in Berlin noch
ein neues Theater, und zwar ein Volapük-Theater, gegründet werden.
Aus demselben werden, wie der Name schon verräth, lediglich Theaterstücke
in Volapük zur Ausführung kommen. Das Consorlium, von dem die
Gründung ausgeht, steht bereits mit dem Fiseus in Verbindung, um die
Caserne des 2. Garde-Regiments gegenüber dem Deutschen Theater zu er-
werben. Die besten Kräfte sind gesichert.

Zur <£efiM noni grasten Unfug.

Grober Unfug wird, wie sich jetzt herausgestellt hat, verübt durch eine
Gruppirnng „wahrer Thatsachen", wenn der Leser durch dieselben zu falschen
Schlustsolgeruiigen veranlaßt wird.

Alle Weller! Wenn die Lehre vom groben Unfug sich in dieser Weise
weiter verfeinert, kommen am Ende gar ungebildete Leute daraus, in gewisse»
juristischen Definitionen etwas von grobem Unfug zu wittern.

VOS

Französische ' jj 6 f C i di H e i t.

Der Generaldireetor der französischen Zollverwaltung, Palla in, hat den
französischen Zollrevisoren an den Grenzen die auserlesenste Höflichkeit im I
Verkehr mit Fremden zur Pflicht gemacht. Wir beeilen uns, ihm einige I
Gesprächsschemata hiermit zur Versugung zu stellen. ^

a. Mein Fräulein, ich bin untröstlich, Sie um Präsentation Ihrer
bewunderungswürdigen Tournüre ganz ergebenst ersuchen zu müssen. Mich
quält die sixe Idee, Sie könnten aus den bizarren Einfall gekommen sein,
dieselbe mit türkischem Tabak augesiillt zu haben. Lassen Sie sehen! Wie,
nicht? Oh, da bitte ich tausendmal um Entschuldigung. Reisen Sie glücklich
und haben Sie die Güte, mich Ihrer Frau Mama sowie den werthen Ihrigen
ans das Angelegentlichste empfehlen zu wollen.

b Mein Herr, Sie werden ermeyen können, wie höchst peinlich es für
da« einem jeden Franzosen angeborene Zartgefühl ist, Sie u,n das freundliche
Oeffnen Ihres Koffers ganz ergebenst ersuchen zu müssen; aber mein Dienst
legt mir die traurige Pflicht aus, Ihre Kleider und Wäsche ehrerbieligst zu
visitire». Oh, oh, waS finde ich da? Darf ich mir die bescheidene Anfrage
erlauben, was wohl der Inhalt dieser beiden Flaschen sein mag? Wie? Rieche
ich recht? Es ist Whisky? Oh, das ist herzzerreißend. Ich bin wahrhaft
verzweifelt, aber ich must Sie nun schon um Entrichtung der fälligen Strafe
nebst der daraus ruhenden Steuer thräuenden Auges ersuchen. Sie haben nur
500-Franknoten? Oh, mein Herr, ich wechsle Ihnen mit dem größten Ber- |
gnügen. Nein, ein Trinkgeld nehme ich nicht. Tausend Dank und meine I
heißeste Bitte um Entschuldigung.

c. Sie kommen aus Deutschland, gnädige Frau? Und diese vier Kinderchen 1
sind die Ihren? Oh, wie mein Herz mir blutet! Denn ach, es ist unver-
meidlich, das neue Gesetz zwingt mich, Ihnen für diese allerliebste Garnitur
kleiner Spione den vorgeschriebenen Eingaugszoll sür die Einführung
minderjähriger Spione aus sranzösischen Boden seufzend abzufordern. Der
Jüngste ist erst zwei ein halb Jahr alt und kann noch nicht spioniren?
Oh, sehen Sie doch nur den süßen Schlaukops, wie verschmitzt er schon lächelt
und blinzelt. Kille, kille, kille, du allerliebster kleiner Schnäbeln du! Ich
,etze meinen Kopf zum Psande. daß der kleine Liebling (Io potik mignon)
jn einem Jahre bereits sranzösischc Festungspläne zeichnen kann. Und jetzt
sehen Sie nur, wie er nach meiner Uhr greift. Ticke Tacke haben? Ei, mein
kleiner Freund, was würdest du erst sür Augen machen, wenn du das Modell
unseres neuen JnfanteriegewehrS zu sehen bekämst. — Also wie gesagt, ver-
ehrte Frau, die herbe Nothwendigkeit preßt mir bittere Thränen aus, aber
das Gesetz gebietet nur, Sie um Entrichtung des- vierfachen Spionenzolls
ebenso dringend als höflich zu ersuchen.

Freisinniger E il e l in n i ft.

Heut sind'« fünfundzwanzig Jahre,

Daß der Kanzler ward Minister.

Zäh und dauerhaft — ein jeder
Muß daS zugestehen — ist er.

Zu dem Jubiläum windet
Pindter seine schönsten Kränze,

Sklavisch huldigend bewegen
Die Reptile ihre Schwänze.

Laß Ersolganbeter kriechen,

Laß Lakaien ihn umwedeln!

Kritisch kühle Ruhe ziemt sich
Für den wahrhasl Freien, Edeln.

Keinen Festgruß, keinen Glückwunsch
Wird von mir der Kanzler hören,

Doch ich möchte drum den ander»

Wahrlich nicht die Freude stören.

Nein, ich möchte nicht sür kleinlich,

Nicht sür ungezogen gelten —

Drum mit halber Kraft nur heute
Will ich aus den Kanzler schellen.

Jn Paris ist eine Ausstellung sranzösischer Biere eröffnet worden.

Die Franzosen sind ein zu Ihörichtes Volk! Wenn sie einmal von
Deutschland nichts wissen wollen, wozu haben sie nöthig, sür deutsche Biere
Reelame zu machen?

Hierzu zwei Beiblätter.

Wir bitten, die Beiblätter zu beachten.
 
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