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Briefkasten. SsSsSj

Altona. (S. St.: Der»Hamburgische Corrc-
spondent" vom 23. August meldet: „Die 600 Meier
lange Staats - TelepHonleituug zwischen
Schweden und Norwegen ist jetzt vollendet und
functiouirt ausgezeichnet." Das letztere ist bei
einer so kurzen Strecke nicht anfallend.

Berchtesgaden. Tr. T: Der „Berchtes-
gadener Anzeiger" (Nr. 101) berichtet: „Weiden.
Seltene Jagd. Wahrend einer gestern Vormittag
im Weidener Friedhofe stattgefundene» Beerdigung,
als gerade der Geistliche die Grabrede hielt,
stürmte in vollemGallopp ein Nehbock in den-
selben, zerschlug eine eiserne Grabeinfassung,
warf viele Kreuze um und verursachte eine große
Aufregung unter den Theilnehmern der Beerdigung.
Es gelang, ihn zu fangen." Merkwürdiger Weise
scheint der Geistliche mit dem Leben davon-
gelonuue» zu sein.

Berlin. E- W.: Mit Tank abgelehnt. —
E.: Die „Baugewerks-Zeitung" vom 26. August
meldet: „In Erfurt soll eine neue Kaserne für
470 000 Manu gebaut werden." Man scheint
gegen Neust ä. L. zu rüsten. - I. St.: Der
„Neichsanzeiger" empsieblt Same» der Hainbuche
zur Oelgewiniiuiig. Hoffentlich läßt sich niemand
dadurch zu einem Versuch verleite». Es ist nicht
die Hainbuche (Larpinus Mulus) sondern die
gemeine Buche oder Rothbuche (Fagus silvaticn).
deren Samen ein gutes Speiseöl liefern. — Die
„Vossische Zeitung" hat an den vorhaudeueu
Fremdwörtern nicht genug, sie must sich noch neue
daznmache». So spricht sie in ihrer Morge»-
auseabe von: 30. August von „rollireudem" Baar-
material. „Rolliren" klingt ihr wahrscheinlich
vornehmer als „rollen." — F. T.: In erfreulicher
Kürze schreibt das „Teltowcr Kreisblatt" (9!r. 07):
„Anö der Ncichahauptstmidt. Also Vorsicht
beim Photographircn!" — G. O: Brugsch
Pascha schreibt i» dm Mittheilungeu aus seinem
Leben, mir denen die unglücklichen Leser der
„Vossischeu Zeitung" schon seit einigen Monaten
heimgesucht werden: „Die Unterhaltung bei Tisch
würzte der Witz, der immer den Nagel auf den
Stopf traf, des Sprechenden." Wahrscheinlich ist das
eine eghptische Construetion. Sie meinen, Brug sch
hatte sein Mannicript erst von Stephani» in
Beziehung auf den Stil solle» prüfen lassen.
Wissen Sie denn, ob das nicht geschehen ist?

Bochum. R.: Dem „Rheinisch-Westfälischen
Tageblatt" vom 28. Aug. wird aus Berlin vom
20. Aug. telegraphirt: „Wegen Choleragesahr
wurde der Betrieb sämmtlicher Seebäder heute
eingestellt." Also ist Berlin richtig Seestadt

.!. August entnimmt der „Voss. Zig/

Betrachtung über die Norlhern-Paeisieeiscnbah»,
in der es heißt: „Die Northern-Paoisieeisenbahn,
die Schöpfung des bekannten und genialen Deutsche
Amerikaners Henrh Billard, die zwei Oceaue
verbindet und den Schienenlveg ztvischen dem
amerikanischen und asiatischen Festland bildet, ist
ein solches Unternehmen ersten Nauges." Es ist
kamu zu bedauern, »vmn die Leichtgläubigkeit
derjenigen Capitaljsteii bestraft wird, welche Gelder
hergeben, um einen Schienenweg über den stillen
Ocea» zu bauen

Burtscheid. A. S.: Im Aachener „Politischen
Tageblatt" wird angezeigt: „Hnukiiccht mit
guten Zeugnissen suebt Priuzcnbad Burtscheid."
„Hauknecht" ist offenbar eine Verdeutschung von
„Masseur."

Dormstndt. M.: Von der ezechische» Sprache
sagt das „Darmstädter Tageblatt" vom 20. Aug.:
„Der Neichthum der Casus must den Philologen
entzücken, besitzt das Böhmische doch noch eine» voll-
tönenden Locativ und JnslrumenlaliSmuS." Darin
ist das Böhmische allerdings dem Deutschen Über.

Dresden. E. H.: Sehr schön sagen die
„Dresdener Nachrichten" vom 25. Anglist über
de» Oberammergau: „Tie durch eine Fachschule
auf eine hohe Stufe gehobene Schnitzerei und die
Weidewirthschast bilden die beiden Brüste, an
denen sich der Wohlstand der Bewohner Ober-
ammergans grostgesogen hat. Die alle zehn Jahre
aufgeführten Passionsjpiele ivirke» aus diese Ober-
bahcr» befruchtend wie die Nilübeischwemmungeu
auf die Unteregypter. Ihre regelmäßige Wieder-
kehr läßt eine ergiebige Schicht von Kapitalien
als Niederschlag an der Ammer zurück."

Frankfurt a. M. Cu m b e r l ä,, d e r: Wir
haben Ihre Anregung mit Dank benutzt.

B-r-Mw. Redaeieur I. Troja». - »ramM». für d. Jup-Tl

Hamburg. N. T : Der „Rhein- und Lahn-
Anzeiger" meint: „Wie schwer es seil Einführung
des hohen Tabakzolles ist, einen reinen und un-
verfälschten Rauchtabak zu bekouuuen. weil» »eder
pensionirte Raucher." Die Minen Raucher müsse»
cs doch noch besser wissen.

Hannover. C. H.: Dem „Hannoverschen
Courier" (Nr. 18411) ivird telegraphirt:
„Nordhansen, 17. August. Der „Nordhäuser
Courier" meldet, daß ein hiesiges Ehepaar unter
dem Verdacht der Ermordung seiner vier
Kinder und seines Vaters verhaftet worden
ist." Sind denn die verbrecherischen Gatten auch
noch Geschwister?

Heidelberg. W.: Dem„HeidelbergerFremdcu-
blatl" (Nr. 99) wird ans Wien vom 22. August
berichtet: „Am Samstag hat sich in Wien die
Gräfin Natalie von Takolva, frühere Königin
von Sei bien, einige Stunden ausgehalten. Sie
hat auf diejenigen, ivelche ihrer ansichtig geworden
sind, einen sehr gulen Eindruck geumcht. Mit
vollen Finger» greis! ein Berichterstatter des
„dienen Wiener Tageblatts" in das begeisterte
Tintenfaß." Bravo!

Helgoland. A. B : In einem Aufsatz De. C.
Müllers über das Bier (s. 2. Beilage zur „Post"
vom 18. Aug.) lesen Ivir: „Bon dem Gebrauch
des Bieres auch bei diesen (de» Armeniern) be-
richtet Xenophon, also ein Augenzeuge, aus-
führlich in der Analysis." Offenbar eine Setzer-
eonjeelur!

HerSfeld. M. W.: Der „Post" vom 24. Aug.
schreibt man aus Ost-Dieveuow: „Die schönen
Herbsttage lade» zu interessanten Segel- und Fuß-
partien durch die ausgedehnten Wälder ein." Das
Segeln durch die Wälder ist mit großen Schwierig--
feiten verbunden.

Hildeöhcim. M.: Ei» in sehr gutem Geruch
stehender Kaufmann muß es sein, der in Nr. 196
der „Proviuzial-Zeitung" sagt: „Der Caffee ist
von vorzüglicher Qualität und garaniire ich für
eine Haltbarkeit von zwei Monaten, ohne das
Arome zu verliere»."

Slirchhain. Bürgermeister Lackner: Also
das schöne Lied, von dem »vir im Briefkasten
unserer vorigen Nummer unter Dahme zwei
Strophen miltheilte», ist nicht auf der officiellen
Fahnenweihe der neuen Schützengilde abgesungen,
sonder» erst beim CommerS au: Tage darauf vom
Verfasser überreicht ivorden? Schade, daß es
nicht gesungen ist! Bei der ofsiciellen Feier da-
gegen wurde, wie wir aus der gütigst beigelegten
Festordnung ersehen eine „Weihelied" gesungen,
dessen erste Strophe lautete:

„Ski gegrubi, du Tag dkk Freude,

Ski gkgrüß:, du Tag der Luft!

Hochgefühl durchdriugkl heule
Jedes echle:, Schilheu Blust;

Holder Frauen Haud verehr,e
UuSdle^Fahu. _

Schicheu fern [ei Lug uud Trug.»

Das ist zwar auch schön, aber nicht so originell
und nicht so eorrect gereiuit »nie das andere Lied.

Leipzig. 9t. N.: In der „Leipziger Zeitung"
(Nr. 195, macht der Gutsvorsteher Oberförster
Frisch zu Niedcrzwömtz bekannt: „Am heutigen
Tage lst der uachsteheud näher beschriebene unbekannte
männliche Leichnam hier strangulirt und polizeilich
aufgehoben worden." Wer hat denn den Leichnam
strangulirt? Hoffentlich doch nicht die Polizei.

Marburg F.: Der „Oberl,esslsche Anzeiger"
vom 24. Aug. bringt ein Gedicht mit der Ueber-
schrift „Sagt mir doch, >vo weilt H. H." H. H.
scheint ein Dichter zu sein, denn cs wird zu ihm
gesagt:

Schvvlieftf-jpf'g lubl ^iid hell

Weml,stch Frohe» hier begad
ES bezeugleft mit dem Söon.

©oil ist unfex Trost uud Hort. -
Ja. du gabst uuS frische), Traut,

Hebest GeiMiud Heu uud Haupl.

Hoffentlich findet sich H. H. bald »vieder und mit
ihm die Poesie, die das Böse raubt.

Niederingelheim. P. M.: Der „Neueste An-
zeiger" meldet aus Oberingelheim vom 20. August:
„Heute wurde dilrch die OrlSschelle dahier bekannt
gemacht, daß sämmtliche Bienen vom morgen ab
am Tage eingesperrt »verde» müssen, ivahrend
dieselben Nachts fliege» dürfen." Dagegen sollen
: ä. v. WaligorSti- — Berlag vou «. Hostuaun L Eo., Leipzigei

die Nachtschmeiterlinge angehalten werden, nur
bei Tage umher zu fliegen. .

Norderney. X.: Am boshaftesten ist der
Truckfehlerteusel, Ivenn er einen Druckfehler in
eine schadenfrohe Bemerkung über einen Druck-
fehler hineinschmuggelt. So ivird der „Skölnischen
Volkszeitung" (Nr.437) ansNorderue», geschrieben:
„Der Fiscus ist hier der Hauptmacher, Eigeu-
thümer »iid Verwalter des sogeu. C onser'

Hauses oder, wie auf der Curkarte steht: „Con-
servalionshauses." Es soll drei Mark tverth
geivese» sei», den Herrn Correspondenten zu sehen.

»,» e. die „Kölnische Volkszeitung" mit seiner
Notiz zu Gesicht bekam.

Nürnberg. B. A.: In einer Ausdrucks-
weise, wie man sie bei Behörde» selten so zart
und gefällig findet, macht Ihr Stadtmagistrat,
gez De. v Schuh, im „Fränkischen Kurier"
(Nr. 4211 bekannt: „Die öffentliche Feuermelde-
stelle, ivelche bisher Ludwigstraße 22 untergebracht
war, wurde aufgehoben, weshalb sich bei Feuers-
gefahr an die nächste öffentliche Feuermeldestelle
in der Polizcistation an, weißen Thurm gemeldet
werden wolle "

Pose». I. E.: Das „Posener Tageblatt"
(Nr 399) verkündet zur Beruhigung seiner Leser:
„Der Ausbruch der Cholera in dem Grenzorte
Stawenein entbehrt bis jetzt jeder amt-
lichen Begründung." Leider pflegt die Cholera
danach nicht viel zu fragen.

Potsdam. N.: Ein hübsches Tableauzur „Er-
innerung au die Wagner-Aufführungen
München 1893" ist bei Otto Weihrauch in
München erschienen und kann zum Preise von
2 M. durch alle Musikalien-, Buch- und Kunst-
handlungen bezogen werden.

:»,idolstadt. P. E.: In der „Rudolstädter
Zeitung" vom 26. August macht die Polizeiver-
ivaltaug von Rudolstadt bekannt: „Verschiedene
Scheunen in hiesiger Stadt zeigen an Dächer»,
Thoren uud Wänden Oeffnuugen und schadhafte
Stelle». Im feucr- und sicherheitspolizeilicheu
Interesse fordern wir die Scheuneubesitzer hiermit
aus, die vorhandenen Scheunen sofort, längstens
aber binnen 6 Tagen zu beseitigen." Ist das
nicht ein bischen hart?

Ttargard. N.: Nach der „Colberger Volks-
Zeitung" (Nr. 194) ist der Major von Bpern
vom Leib-Husar.-Ngt. als „etwas müßiger Stabs-
ofsieier" in das 4. Husar.-Rgt. gekommen. Sonst
ist es nicht Brauch, bei solchen Angaben die ein-
zelnen Herren näher zu charakterisiren.

Stettin. W.: Aus Jastroiv wird dem „Stet-
tiner Tageblatt" vom 24. August geschrieben:
„Ein Blitzstrahl traf das Wohnhaus des Buch-
händlers Emil Schulz. Derselbe warf Ziegel vom
Dachgiebel herab und fuhr sodann, ein Giebel-
fenster herabschleudernd, an der massiven Wand
zur Erde herab." Das hätte Schulz auch Ihn»
können, ohne Ziegel vom Dach zu werfen und
ein Giebelfenster herabzuschleudern.

Straszburg i. E. C. M.: Die „Straßburger
Post" vom 22 August schreibt: „Morgen, am
22. August vollendet der berühmte Göttinger
Rechtslehrer Rudolph von IHering sei»
75. Lebensjahr." Leider ist ihm das nicht mög-
lich, weil er bekanntlich vor einiger Zeit gestorben ist.

Stuttgart. A. Z.: Im Hinblick aus die Vor-
bereituuge» zu den Jagden der beiden Kaiser aus
der erzherzoglich A l b r e ch l scheu Herrschaft Bellue in
der Barauya wird dem „Staats-Anzeiger für
Württemberg" (Nr. 200) aus Oesterreich u. a. ge-
schrieben : „Der deutsche Kaiser sah jene herrlichen
Achizehn-uudZwanzigender imGcwichtvonzehnb 8
zwölf Kilogramm, welche KronprinzRudo ls in de»
Belli,er Forsten geschossen hatte." Für so starke
Hirsche ist das ein auffallend kleines Gewicht.

Untcrhause». W. K.: Die „Schwarzwälder
Kreiszeitung" . Nr. 191) berichtet: „Reutlingen,
>5. August. Das Illanen-Negimeut Nr. 20
ai,s Ludwigsburg brachte am Sonntag in der
Siber'schen Äierhalle ein sehr gelungenes Coucert
zum Vortrag." Das Negimeut muß sehr
musikalisch und die Bierhalle ziemlich geräumig sein.

Wtlrzlmrg AB.: In der „Neuen Bayerischen
Landeszeitung" (Nr. 189) finden wir angezeigt:
„Ein fetterSummel ist zu verkaufen bei Krämer
in Wallmersbach." Lieber Himmel! Selbst einem
fetten Hummel ist ein magerer Hamiiiel immer
noch vorzuziehen.

Zoppot. Unglücksmensch: Biermörder
löffelt sich mit einem Ganzen auf Ihr Speeielles.
 
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