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Der Water an den Sohn.

-«irr. »ach Hannover du vcrictzl.
'^(sr So bleib dem Spiellisch fern!
Es gibt, wie jetzt zu Tage kommt,
Dort gar zu schlinime Herr».

Wirst du mit Meyer in ck bekannt,
So ist auch Seemaun nah;

Kaum habt ihr euch gesetzt, so ist
Auch Abler Plötzlich da. ,

Mit falschen Karten spiele» sie
Und haun dich übers Ohr:

Ist fort dein Geld, so legt man dir
Flugs einen Wechsel vor.

Run läufst du zu Max Roseuberg:
Der gibt dir wenig Geld,

Doch hängt er manches Loos dir an.
Auf das kein Treffer fällt.

Die Summe schlvillt lawinenhaft,
Fünfstellig ist sie schon,

Da flüchtest du zu mir und rufst:
„Hilf deinem armen Sohn!"

Was nützt des Vaters Sparsanikeit,
Treibt es der Sohn so toll!

Die Liebesgabe geht dahin
Sammt dem Getreidezoll.

Ich frage dich, was uns denn Zoll
Und Liebesgabe sromnit.

Wen» schließlich doch Max Rosenberg
Das schöne Geld bekommt!

Druni laß dir rathen, lieber Sohn,
Solange es noch Zeit:

Siehst Meyerinck und Seemann du,
So bleib von ihnen weit.

Als Sachverständ'ger ratf)’ ich dir
Voll Einsicht und Bedacht —

Vor dreißig Jahren Hab' ich selbst
Das alles durchgemacht.

Der Ast schied.

Am 23. d. Mts. vollzog sich im Hauptsaale des KriegSministeriuuis
ein feierlicher Aet. Herr v. Kaltenborn-Stachau hatte auf 12 Uhr
Mittags die Offieiere und Beamten seines Ressorts dahin bestellt, um sich
von ihnen zu verabschieden.

Mit militärischer Pünktlichkeit hatte sich das ganze Personal versammelt
und wartete in ernstem Schweigen auf den Chef: nur hier und dort hörte
man das Flüstern einiger jüngeren Hauptleute, die kleine Wetten darüber
abschlossen, ob Herr v. Kaltenborn länger als 10 Seeunden reden
würde oder nicht. Auch dies Flüstern verstummte, als der Erwartete ein-
trat. Der scheidende Minister trat vor und ließ seinen Blick voll Freund-
lichkeit über die Versammlung schweifen; dann verneigte er sich tief und
verließ mit raschen Schritten den Saal. Tief ergriffen von der Feierlichkeit
des Moments trennten die Versammelten sich in entstein Schweigen.

Die gsüllifiche Waid.

Uns Frankreich.

„Zwölf Russen haben mich geküßt,

Die Glücklichste bi» ich auf Erden.

O wüßtet ihr, welche Lust es ist,

Von Russe» geküßt zu werden."

So jauchzt die Maid, da ward sie stumui
Und hat erbleichen müssen.

Es krabbelt ihr auf dem Kopf herum —

Kouimt das von den Russenküssen?

Das A e s e r v e s ch Iv e in.

Auf den Parforcejagden ist es in de» letzten Jahren häufig vor-
gekounnen, daß das zu rühmlichem Tode bestimmte Schwein seinen Beruf
verfehlt hat. Es ist in einige» Fällen ausgerückt, in anderen im Wasser
unrühmlich ertrunken und nicht zu dem erivünschteu Halali gelangt.

Damit dergleichen vermieden iverde, soll in Zukunft auf jede Parforee-
jagt ein Reserveschwein mitgenommen werden, das natürlich ebenso wie das
Hauptschwein vorher entzahnt ivird. Sobald das.Hauptschwein abhanden
gekomuien ist, wird das Reserveschweiu, das bis dahin eine alte Frau am
Strick milgeführt hat, losgelassen, und das Jagdvergnügen nimmt seinen
Fortgang.

Allen Papageien in Paris war vor dem Ru»eubei»ch eingeubt worden,
unaufhörlich „Vivo Ia Russie!" z» schreien. Sie hatten das bald gelernt
und schrien, daß es eine Lust war, es anzuhören.

Sie schrien aber weiter, als die Russen schon fort waren, und das war
nicht gut, wenigstens für sie nicht. Ihre Besitzer konnten es bald nicht
mehr anshalten. Da wurde einigen von ihnen der Hals uingedreht, andere
bekamen Gift, ein halbes Dutzend wurde gespickt und gebraten. Rur wenige
von ihnen sollen am Leben geblieben sein.

Der „Moniteur de Rome", das offieielle Organ des Vatieans, hat,
wie er in seiner letzten Numuier den Lesern «»kündigte, wirklich aufgehört
zu erscheinen.

So war die erste Wahrheit, die der „Moniteur" brachte, auch seine letzte.

Vom socialdemokratische» Parteitag in /rötn.

Zahlreiche Verehrer Liebknechts haben beschloffen, ihm in Anerkennung
seiner Rede über den „Vorwärts" die Gruppe von G- Foeardi „Ton dirty
boy" als Geschenk zu überweisen. Sie soll in der Redaetionsstube des
„Vorwärts" aufgestellt werden mit der Aufschrift:

„Geliebte Range, du Schmerzenskind,

Läßt du nur keinem Ruh

Und balgst dich wacker, du bleibst unser Stolz,

Du schmutziger Junge du!"

Der rettende Gedanke.

Schon fast eine Woche hatte das beglückte Frankreich dem russischen
Admiral zugejubelt, ohne zu wiffen, wie er hieß. Einige Blätter schrieben
ihn Avelane, andere Avellane, noch andere Avellan. Endlich wurde
diese Ungewißheit doch peinlich, deshalb begaben sich drei Redaeteure des
„Figaro" zu dem hohen Gast, um der Sache auf den Grund zu kommen.

Mit der größten Liebenswürdigkeit empsing der Admiral die Herren.
Als sie ihre» Wunsch vorgetragen hatten, rief er lachend aus: „Warum seid
ihr nicht früher gekommen, liebe Freunde? Kann ich nach einer Reihe von
solche» Festtagen noch wissen, wie ich heiße? Laßt einmal sehe»!
A... v... e... l.... A... v ... e... ll.... A ... v... e... lll.... nein,
ich kriege es wahrhaftig nicht mehr heraus!"

In peinlicher Verlegenheit saß die Deputation da, bis endlich der Chef-
redaeteur aus den rettenden Gedanke» kam. „Haben Exeellenz", fragte er
schüchtern, „vielleicht Visitenkarten bei sich, die vor Ihrer Ankunst bei uns
angefertigt worden sind?" „Natürlich habe ich die!" rief der Admiral er-
freut. „Ihr Franzosen seid doch zu schlau, ich wäre wahrhaftig nie darauf
1 gekommen! Hier ist eine Karte, was steht darauf? Helft mir, Freunde, ich
! sehe seit einigen Tagen nicht ganz sicher. „A... v... e... ll... a... n"

I sagt ihr? Seid ihr eurer Sache auch ganz gewiß? Ja? Run, dann ver-
! kündet der Welt, daß ich Avellan heiße!"
 
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