Schul tz e. Haste dct Neuste aus Nordhausen jcfcfeu? Da hat die
Pcllezei die Fijuren von zwei trinkende Mönche auS'm Schausenster ent-
jernen lassen, und nu werden sc den Fabrikanten ooch nach wejcn Ver-
ächtlichmachung von Einrichtungen der katholischen Kirche anklagen.
Müller. Js nich möglich! Wer hat denn dct veranlass?
Schul tz e. I, der katholische Pfarrer von Nordhausen.
- Müller. Na, der wird wol ooch zu die bedeutendsten Capuzitüten
des kanonischen Rechts jehören.
Schnitze. Also keen Mensch vons Cultusininifteriuni hat sich bei bet
Jubiläum des deutschen Lehrervereins sehen lassen?
Müller. Woso? Se werden keinen einjeladen haben.
Schnitze. Del jloobe ick nich, denn mir hat 'n alter Rector jesagt,
Schnitze, jagt' er. sowie die Lehrer Zusammenkommen, sind die im Cnltus-
ministerium immer jeladen.
Schultze. Erst brennt die Elvira von Bourbon mil'n verheiratheten
Mann durch, und nu macht'S ihr die Fürstin von Ehimay nach.
Müller. Die Verhältnisse von die europäische Aristokratie sind
eben durchgehend faul.
Schultze. Und das Jo'.d ist nur Chimöre.
Müller. Und wird nun der Zigeuner Rizo seinen Beruf als
Jcijer aus,'eben'?
Schultze. Wer wcest' Ick kann mir jar nich denken, des, 'n Mann,
der so'n schönen Strich jehabt hat, auf weitere Triumphe verzichtet.
Schultze. Die Ajrarier werden ja immer jröber jejen die Regierung.
Müller. Wat wollen sc nich'? Wo viele Landwirthe sind, da sind
ooch Flejel.
Schultze. Del stimmt.
Herr Becker hat Glüch. Erst wird er Geheimer Commercienrath, daun
wird er ebenso geheimer Vater, und schließlich wird ihm vom Gericht noch
eine Anerkennung dasür zutheil, die Anerkennung seiner Vaterschaft.
Neues /nndersied.
Lirum larum Löffelstiel,
Die Soldaten essen viel,
Lehrer müssen fasten,
Miguel sperrt den Kasten.
Ruthe liegt daneben,
Ei, was ein lustig Leben?
Anzeige.
36 Anekdoten, so gut wie neu, aus der bewegten Vergangenheit der
Herren v. Tausch und Normann-Schumann sind an Zeitungs-Re-
dactionen billig abznlassen, da Besitzer nach Australien auSwandern will.
Drei dieser wahrhaftigen (garantirt!) Erzählungen sind besonders bemer-
kcnswerth, weil sie unmittelbar dem Schnabel eines grauen Papageis ent-
nommen sind, der viele Jahre im Besitz einer vertrauten Freundin des
Herrn v. Tausch gewesen ist.
Ein geheimnis,voller Mord, verübt vermittelst eines vergüteten Hun-
dertmarkscheins bekannter Herkunst, wird gratis zugegeben.
Zu erfragen Pappel Allee 247b im Keller.
Der römische Eorrespvndent des „Univcrs" meldet, das, die römische
Commission, welche in Sachen der Miß Baughan niedergesetzl ist, dem-
nächst ihr Urthcil veröffentlichen wird. Die Commission ist, wie das ge-
nannte Blatt jetzt schon verräth, zu der Ueberzeugung gekommen, daß
Miß Diana Baughan überhaupt nicht existirt.
Als Fürst Karl zu Löwen stein davon hörte, griff er sich nach dem
Kopf und sagte: „Da kann man ja zweifelhaft werden, ob man selbst existirt.
Am Ende wird auch noch Bitru geleugnet. Das ist ja. um den Verstand
zu verlieren!" — „Ist zum Glück nicht möglich!" sagte der zufällig gerade
eintretende Hausarzt.
An
Seine Exccllenz den Herrn Cultusminister Dr. Bosse.
Berlin W.
Unter den Linden 4 l.
Ew. Excellenz nachgerade sprichwörtlich gewordenes Wohlwollen er-
muthigt mich zn folgender Bitte. Es verlautet, daß ein großer Theil der
Collegiengcldcr. welche leider immer noch die Stndirenden zu zahlen ge-
zwungen werden, nicht mehr in die Tasche der Professoren stießen, sondern
zu anderen Zwecken verwendet werden soll. Da dürste es sich doch wohl
empfehlen, daß die Summen, welche der meiste,,'hcils sehr nothlcidende
Student sich am Munde abspart, auch ihm zunächst zn Gute kommen.
Am besten biirftc man sie verwenden, wenn man ans ihnen die Abschieds-
commerse bezahlen wollte. Am Ende des Semesters wird' jedem
Commilitonen. wie sich Ew. Excellenz gültigst erinnern wollen, das Klein-
geld etwas knapp, und daher kommt cs, daß so mancher steißige Jüngling
vor dein Schluß der Vorlesungen die heimischen Penaten aufsucht. Ein
kostenfreier AbschiedStruuk. der in Aussicht stände, würde aber sicherlich
recht, viele akademische Bürger geneigt machen, ihren verehrten Lehrern
biS zu den letzten Lectivnen getreu zu bleiben und bis zu diesen das
ideelle Ziel des Studiums nicht außer Acht zn lasten. Aber auch nach
der materiellen Seite hin dürste mein Vorschlag Berücksichtigung verdienen.
Kostenfreie Abschiedscommerse würden den Birrcousun, heben, dadurch den
Kaufpreis der Gerste steigern und so dem nothleidenden La'ndwirth zum
Vortheil gereichen, dem auch indirect die vielen Käsestullen, die bei solcher
Gelegenheit verspeist werden, Nutzen bringen würden, insofern bei ihnen
von Margarinefabrikaten doch keine Rede sein kann. Bliebe nun, wie zn
hoffen, von den zur Bersügung zu stellenden Mitteln ein Rest, so könnte
man aus diesem den Schneidern und den Schuhmachern, welche den
Studirendcn Credit gegeben haben. Abschlagszahlungen machen und jo
auch dem darniederliegenden Handwerk etwas auf die Beine helfen.
Ich bitte Ew. Excellenz. diese meine Vorschläge nicht allein selbst in
Erwägung ziehen, sondern sie auch dem Herrn Finanzminister gegenüber^
der von seinem Onternniversitätlichen Wohnorte und Standpunkte aus der
Förderung der Bildung wenig geneigt ist. energisch vertreten zu wollen.
Wünsche Ihnen zum neuen Jahre ein Ihrem großen Wohlwollen ent-
sprechendes Wohlbefinden und zeichne mit Hochachtung
Berlin. Ew. Exccllenz sreundlichst ergebener
den 1. Januar 1897. Fritz Lustig, stud. jur.
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ilit den Menschen
zum neuen Jahr.
Mensch, ein neues Jahr begann,
Wend' eS gut und nützlich an!
Frisch und froh genieß das Leben,
Laß den eitlen Streber streben.
Wirs die Sorgen über Bord,
Sei. o Mensch, mit einem Dort.
Sei vernünftig! -
Mancherlei Versuchung naht
Dir aus deinem Lebenspsad.
Ach. bei Sect und andern Wonnen
Hat daS vor'ge Jahr begonnen
Mancher, der sich heute sicht
Eingesperrt in Moabit.
Mensch, sei ehrlich!
Mensch, nicht ohne große Noth
Han und stich du andre tobt.
Zeig' nachsichtig dich und milde
Und bedenk' cs. selbst der Wilde,
Der kohlschwarz ist noch dazu.
Ist genau ein Mensch wie du.
Mensch, sei menschlich!
Wir treten energisch dasür ein, daß am Sonnabend nicht nur die
Tanzlustbarkeiteu. sondern auch die Kneipabende eine Stunde vor Mitter-
nacht geschlossen werden. Bei gutem Willen kann der Mensch bis elf Uhr-
Abends selbst den schlimmsten Durst löschen und wird, wenn er Sonntags
gehörig anSgefchlajen bat, am Frühschoppen oder an einem Katerfrühstück
sich mit viel größerer Frische betheiligen, als wenn er die nöthige Nacht-
ruhe nicht gehabt hat.
Die nicht schlagende sociale Studentenverbindung llauniannia.
- Hierzu zwei Beilagen.
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