Ar. 25.
ßerlin, de» 20. Sunt 1897.
L. Jahrgang.
lliorfjeuftflfciiticr.
Wonlag, den 21. Juni.
ES ließt so etwas in der Luft,
Man kann eS riechen weit und breit.
Natürlich ist cS Rosmdnft, ^
Wir sind ja in der No'cnzcit.
Dienstag, den 22. Juni.
Durch alle Blätter geht etwas
Besonderes Tag aus. Tag ein.
Natürlich ist der. Zephir daS.
Wer könnt' cS sonst wohl anders sein.
Mittwoch, den 23. Juni.
ES pfeif: etwas von einem Dach.
Horch nur. schon wieder pfeift eS laut!
DaS Schwälblein ist'ö, das, früh schon wach.
So lieblich zwitschert und so traut.
MsheilKateilkler.
Donnerstag, den 24. Juni.
Ein Flüstern hör' ich hier und dort.
Das kommt nur sehr verdächtig vor.
Nichts flüstert alS — glaub' mciucm Wort!
DaS Schilf, die Linse unb das Rohr.
Kreitag, den 25. Juni.
Horch, welch ein sonderbarer Schall!
Platzt eine Bombe irgendwo?
O nein, das war die Nachtigall,
Die schlägt ja doch inilniucr so.
Sonnabend, den 26. Juni.
ES liegt so etwas in der Luft,
Mau kann cs riechen weit und breit.
Nauirlich ist eS Nosenduft,
Wir sind ja in der Noscuzcit.
Kladderadatsch.
illoilinifiinll.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme
Man abonnirt bei den Postanstalten des In-
sowie in den Buchhandlungen.
der Wochentage,
und Auslandes,
Der vierteljährliche Abonnements - Preis aus dieses Blatt mit
sämmtlichcn Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf.
ohne Porto. Einzelne Nnmuter 2tt Pf.
sf>ommex*ponitÜ. ^
rim in des Jahres längsten Tagen
Die Hitze lastet schwer wie Blei,
Dann macht sich von der Arbeit Plagen
Der Staatsmiuister gerne frei.
Er geht aufs Tand, er sitzt im Bade,
Und das hat seinen guten Grund:
Es sind die hohen Wärmegrade
Den Menschenköpfeu nicht gesund.
Befremdlich will es drum erscheinen,
Das; just in dieser Sommerzeit
Die Herrn Minister sich vereinen
Zu angestrengter Thäligkeit.
Den Kanzler sehen wir, den alten,
Beim heitzen Junisonnenbrand
Im Schloße steitzig Vortrag halten,
Und Miguel geht ihm treu zur Hand.
Man munkelt, Großes fei im Werke;
Es heißt, man grüble früh und spät,
Wie man auf jede Weise stärke
Der Staatsgewalt Autorität.
Luranus reibt sich froh die Hände:
Er muhte leider lange ruhn,
Doch um die Sommersonnenwende
Bekommt er wieder was zu thuit.
Vb auch die andern Diplomaten
Von ihrer Arbeit ruhu zur Frist,
Wer weih, ob nicht zu großen Thalen
Der neue Kurs jetzt fähig ist?
Zu keiner andern Zeit im Jahre
Ist je was Rechtes ihm geglückt,
Jetzt findet er vielleicht das Wahre,
Run uns des Sommers Schwüle drückt.
Mag zu des Landes Nutz und Frommen
Gelingen, was er jetzt betreibt!
Dann werden bald die Zeiten kommen,
Da jede Zeitung täglich schreibt:
„Bisher ging in die Kreuz und Nuere
Der Kurs, nun aber hat uns Macht
Und Ausehn, hat uns Ruhm und Ehre
Die Sommerpolitik gebracht!"
- Kladderadatsch
ßerlin, de» 20. Sunt 1897.
L. Jahrgang.
lliorfjeuftflfciiticr.
Wonlag, den 21. Juni.
ES ließt so etwas in der Luft,
Man kann eS riechen weit und breit.
Natürlich ist cS Rosmdnft, ^
Wir sind ja in der No'cnzcit.
Dienstag, den 22. Juni.
Durch alle Blätter geht etwas
Besonderes Tag aus. Tag ein.
Natürlich ist der. Zephir daS.
Wer könnt' cS sonst wohl anders sein.
Mittwoch, den 23. Juni.
ES pfeif: etwas von einem Dach.
Horch nur. schon wieder pfeift eS laut!
DaS Schwälblein ist'ö, das, früh schon wach.
So lieblich zwitschert und so traut.
MsheilKateilkler.
Donnerstag, den 24. Juni.
Ein Flüstern hör' ich hier und dort.
Das kommt nur sehr verdächtig vor.
Nichts flüstert alS — glaub' mciucm Wort!
DaS Schilf, die Linse unb das Rohr.
Kreitag, den 25. Juni.
Horch, welch ein sonderbarer Schall!
Platzt eine Bombe irgendwo?
O nein, das war die Nachtigall,
Die schlägt ja doch inilniucr so.
Sonnabend, den 26. Juni.
ES liegt so etwas in der Luft,
Mau kann cs riechen weit und breit.
Nauirlich ist eS Nosenduft,
Wir sind ja in der Noscuzcit.
Kladderadatsch.
illoilinifiinll.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme
Man abonnirt bei den Postanstalten des In-
sowie in den Buchhandlungen.
der Wochentage,
und Auslandes,
Der vierteljährliche Abonnements - Preis aus dieses Blatt mit
sämmtlichcn Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf.
ohne Porto. Einzelne Nnmuter 2tt Pf.
sf>ommex*ponitÜ. ^
rim in des Jahres längsten Tagen
Die Hitze lastet schwer wie Blei,
Dann macht sich von der Arbeit Plagen
Der Staatsmiuister gerne frei.
Er geht aufs Tand, er sitzt im Bade,
Und das hat seinen guten Grund:
Es sind die hohen Wärmegrade
Den Menschenköpfeu nicht gesund.
Befremdlich will es drum erscheinen,
Das; just in dieser Sommerzeit
Die Herrn Minister sich vereinen
Zu angestrengter Thäligkeit.
Den Kanzler sehen wir, den alten,
Beim heitzen Junisonnenbrand
Im Schloße steitzig Vortrag halten,
Und Miguel geht ihm treu zur Hand.
Man munkelt, Großes fei im Werke;
Es heißt, man grüble früh und spät,
Wie man auf jede Weise stärke
Der Staatsgewalt Autorität.
Luranus reibt sich froh die Hände:
Er muhte leider lange ruhn,
Doch um die Sommersonnenwende
Bekommt er wieder was zu thuit.
Vb auch die andern Diplomaten
Von ihrer Arbeit ruhu zur Frist,
Wer weih, ob nicht zu großen Thalen
Der neue Kurs jetzt fähig ist?
Zu keiner andern Zeit im Jahre
Ist je was Rechtes ihm geglückt,
Jetzt findet er vielleicht das Wahre,
Run uns des Sommers Schwüle drückt.
Mag zu des Landes Nutz und Frommen
Gelingen, was er jetzt betreibt!
Dann werden bald die Zeiten kommen,
Da jede Zeitung täglich schreibt:
„Bisher ging in die Kreuz und Nuere
Der Kurs, nun aber hat uns Macht
Und Ausehn, hat uns Ruhm und Ehre
Die Sommerpolitik gebracht!"
- Kladderadatsch