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Akad,
Lesehalle

10

Berlin, den 6. März 1910

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Q

lxui. Jahrgang



Wocfjen&afcnticr

Montag, den 7. März

Ich weiß nicht, was soll cs bedeuten.
Daß ich so traurig bin:

Ein Wahlrecht aus alten Zeiten.

Das ist noch immer nicht hin.

Dienstag, den 8. März

Die Lust ist schwül und cs dunkelt.

Und zwölf schlägt nächstens die Elock',
2m Heiligenscheine funkelt
Der schwärzlich.blaue Block.

Mittwoch, den 9. März
Die Schwarzen warfen sich freilich
Gewaltig erst in die Brust:

Doch sie bekehrten sich eilig —
Bekehren das ist ihre Lust.

7:






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MchenKalender

Donnerstag, den 10. März

„Geheim!" so schrieen sie mächtig.

„Ist jeden Gelingens Keim!"

Stolz zogen sie aus. doch bedächtig
Sprach einer zum andern „Geh' heim!"

Freitag. den 11. März

Der Nationalliberale.

Der weist nicht aus noch ein:

Er sagt mit einem Male
Zugleich „ja. ja — nein, nein!"

Honnabcnd. den 12. März

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Spahn.

Und das hat mit seinem Singen

Der Velhmann Hollweg getan

P. W. Kladderadatsch.

üdipiiljfatt

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Alle Rechte für sämtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten

Da5 Kompromiß, hurra, hurra,

Es ist nun glücklich fertig.

Auf einmal steht es lächelnd da,
Eh’ man noch sein gewärtig.

Und seine Väter schwarz und blau,
DerSp ahn unbberuonJanu schau,
Die beiden Dioskuren,

Sie lächeln wie Auguren.

Was geht dich, Volk, die Freiheit an?
Warum machst du dir Sorgen?
ßeimJunkerunbbeimZentrumsmann
Ist sie gar wohl geborgen.

Der Junker nur weiß, was dir frommt,
Wie weit die Freiheit dir bekommt.
Der Zentrumsmann hingegen
Bringt dir der Kirche Segen.

Das Kompromiß

Wenn du von solchen Seiten wirst
Behütet und gesegnet,

Dann neidet dir selbst mancher Fürst
Das Glück, das dir begegnet.

Dein Glück,bas auchbieGötter schreckt,
Es ist geheim und indirekt.

Kann es im Staatenleben
Wohl etwas Schönres geben?

Und außer diesem Freundespaar
Sorgt für des Volkes Führung
Ein dritter noch ganz wunderbar, —
Die Hohe Staatsregierung.

Einstweilen freilich schweigt sie still,
Sie weiß, ach, noch nicht, was sie will.
Doch harrt! Weicht nicht von hinnen!
Sie wird sich schon besinnen.

Sie steht ja über den Partein
mit herrschender Gebärde
So hoch, als wie der Sonnenschein
Steht über unsrer Erbe.

Gedenkt, wie lange da es währt,

Bis sie vom neuen Block erfährt,
Was er in frommer Rührung
Befiehlt der Staatsregierung.

Sie wirb in Demut und Geduld
mit ihm sich nicht entzweien.

Sie steht ja stolz in voller Huld
Hoch über den Parteien.

Woschwarz unbblau berßlock regiert
Da stammelt sie nur, tiefgerührt:

Ich sei — hört meine Bitte —

]n eurem Bund der Dritte.

Klabberabatsch
M. Fr.
 
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