Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54

Der ücinz

Um Hillen Dorfe des Ungarlands
Uff Canz.

FTlan fetzte die weife Scheune inffand -
Ums Holzwerk grünender Zweige Land,

Und schimmernde Liampen dort und hier
Aus buntem Papier;

Doch heller leuchtet der Augen Glanz —

Zu Ötkörifo ift Canz.

Hei huffaf Mädel im weihen Kleid,

Wifjf ihr, dafj ihr die unfern leid?

Kommt keiner herein, der das Feh uns ftört.
Kommt keiner, der da nicht zu uns gehört;
Die Fremden bleiben uns vor dem Cor,

Riegel und Balken legten wir vor;

Und flucht auch drauhen fo mancher Mann -
Symbol, fchlag' an!

Die Geige lockt, und das Symbol klingt,

Die Dirne jauchzt, und der Burfche fingt.

Der Szardas brauff, und es kocht das Blut ~
Hei, huffa, juchhe! — wie lebt es fick gut!
Und unferm Mieder die junge Brüh
Und in den Herzen die heiße huff -
HeiHa, juchhei!

Da horch, ein schriller, ein harter Klang -
War's nicht, als ob eine Saite zerfprang?

Und Cotenhille mit einem Mal!

Kam dock ein Fremder herein in den Saal?
Und - wehe - cs drängt, und es ftürzt herbei,
Und ein wüffes Knäuel, ein einziger Schrei -
Mit Flammenflügeln, wer ift der Gaff,

Der da hält das zitternde Mädchen umfaht -
HeiHa — zum Canz!

Sr ift fo jung und ift dock alt,

So alt wie hieb und HaH;

0 Mädel, er tanzt statt heih dick kalt,

Statt rot tanzt er dick bläh;

Der zeigt dir, wie's zum Canze geht,

Und wie das Feuer loht;

Sr tanzt, solang die Weh fick dreht -
Mädel, das ift der Cod.

Und ein gellender Scfirei, und fie drängen zum Cor
Riegel und Balken liegen davor.

Kommt keiner hinaus, der das Feh ihm ftört,
Keiner und keine, die ihm gehört.

Sr kam daher in lohender Glut,

Und er trinkt mit Gier das siedende Blut;

Ss lebt - was kümmert ihn Qual und Rot -
vom heihen heben der kalte Cod!

Um stillen Dorfe des Ungarlands
Aus ift der Canz —

Ss hat die wilde, die feurige Rockt
Dreihundert ums blühende heben gebracht.

Run liegt fie dunkel auf Dorf und Hag. -

Un Ötkörho wird’s nie mehr Cag. p.w.


Im Jahre 1015

fr. Die untergegangene Erde war von Vodo Ebhardt re-
konstruiert. —

Es war ein ganz gewöhnliches Haus in der Mulack-
straße. Über dem Erdgeschoß hatte es noch drei Stockwerke.
Die Fassade zeigte keinen ausgesprochenen Stil; sie war eine
glatte Fläche, die nur durch die viereckigen Fensteröffnungen
unterbrochen war. Vom Dach herab lief eine schmucklose
Rinne. Auch das Innere zeigte nichts Besonderes. Der
Portier war stumm und bestand in einer an der Wand des
Hausflurs hängenden Tafel. In dem Hause waren die
Kinder des Kanzlisten August Fürchtegott Biedermann, des
Stubenbohners und Masseurs Leberecht Stammelmeyer und
der Plätterin Fräulein Elisabeth Tugendreich geboren, aber
kein einziger berühmter Mann, dessen Eeburtsstätte etwa
durch eine Tafel zu ehren wäre.

Das war alles nichts Merkwürdiges. Und dennoch
wurde das Haus von Besuchern nicht leer, und dennoch
standen täglich Scharen von Neugierigen vor ihm aus der
Straße und starrten nach dem Hause empor, und dennoch
hatte es im Bädeker von Berlin zwei Sterne. Und
warum das?

Weil es außer dem Königlichen Schlosse das einzige
Haus in Berlin war, das noch nicht zu einem Theater um-
gebaut war!

Melchugge ist Trumpf

]) Der böhmische Landesausschuß hat sich nicht damit
begnügt, 280 leichtere Geisteskranke aus Ersparnisgründen
aus den Irrenanstalten zu entlassen, sondern hat auch im
Etat an den Ausgaben für das Irrenwesen erhebliche Ab-
striche gemacht. Er ist dabei von folgender Erwägung aus-
gegangen: Wenn wir so viel Geld für das Jrrenwesen
ausgäben, so müßten wir ja verrückt sein; wenn wir aber
verrückt wären, so müßte das Land für unsere Unterbringung
sorgen; wenn das Land aber für unsere Unterbringung
sorgen müßte, so würde das viel Geld kosten; wenn wir
aber so viel Geld ausgäben, so müßten wir ja verrückt sein;
wenn wir aber verrückt wären usw. usw.

Als ein Geisteskranker dies 'las, sagte er: „So verrückt,
wie die geistig Gesunden, sind wir Geisteskranken doch noch
lange nicht!"

Polnische Blätter hatten behauptet, Präsident Taft wolle
mit den höchsten Würdenträgern am polnischen Kongreß
und an der Enthüllung des Kosziuskodenkmals i.n Amerika
teilnehmen. Diese Nachricht hat sich nicht bewahrheitet, Taft
hat die Teilnahme an den Polensesten mit den Worten
abgelehnt: „Ich danke! Seit Cook und Peary habe ich von
den Polen mehr als genug!"
 
Annotationen