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“ Briefhaften

Aachen. D.: Der „Aachener Anz."
lNr. 161) veröffentlicht unter den Personen-
standsnachrichten der Stadt Aachen folgendes:
..Sterbesälle. Johann Liilh mit Margarethe
Thomas. Friedrich Maintz mit Gertrud
Hansen. Wilhelm Stockem mir Magdalena
Meven. Egidius Freialdenhosen mit Gertrud
Joeriyen. Josef Lauter mit Barbara Claffen.
Hubert Offergeld mit Maria de Longe."
Um des Himmels willen, das scheinen alles
Liebespaare zu sein, die gemeinschaftlich in
den Tod gegangen sind! Liebende, meidet
Aachen!

Berlin. P. F.: Der „Berl. Lokal-Anz."
lNr. 351 a) sagt von dem Lustschiffer
Spelterini: „Er wartet nur günstigen Wind
ab. der ihm gestaltet das Jungfraumoliv
zu überfliegen." Ist es so schwer ein Motiv

Sa überfliegen? Eine zweite Frage ist:
lus welchen Motiven wird man Jungfrau?
— I. M. P.: Sie senden uns den Prospekt
eines Bankgeschäftes, in dem es über die
Börsenlage heisst: „In den nächsten Wochen
werden die Bäume nicht in den Himmel
wachsen, die Welt wird aber auch nicht
untergehen." Noch niemals ist eine wahrere
Prophezeiung ausgesprochen worden. Sie
ist inzwischen in Erjüllnng gegangen. —
E. C. 3-' Die „Boss. Ztg." (Nr. 319) zitiert
aus der „Nationalztg.": „Er (der Erbprinz
Hohenlohe) wird auch in der kommenden
letzten Tagung kaum oft im Reichstag zu
sehen sein, denn er beabsichtigt den Winter
mit einer Gemahlin auf dem Schlosse de
Fabronne bei Nizza zu verbringen." Wessen
Gemahlin ist denn die Dame, mit der der
Erbprinz nach dem Schlöffe Fabronne fahren
will? Da wird sich doch nicht etwa eine
neue Affäre Allenstein entjpinnen? —
A. N.: Leider nicht verwendbar.

Bischleben. K.: Leider nicht verwendbar-

Braunschwe!$. H. S.: Die „Münch.
Neuesten Nachr."(Nr. 321) enthalten folgende
Anzeige: „Dame gebildet, sehr sympathisch,
elegante Erscheinung, heiter, häuslich,
gewandt, sprachenkundig. bisher als Direktrice
in Kuranstalten tätig, sucht per Oktober
Stelle als Hausdiener in srauenlosem Haus-
halte." Nun erobern sich die Frauen auch
schon die Hausdienerstellen. Wir Männer
werden von ihnen immer mehr an die
Wand gequetscht.

Bremerhaven. O. H: Zur Fahnen-
weihe des Kriegervereins Midlum-Wan-
höden hat Paul Sohr in Dorum ein herr-
liches Gedicht versaht, aus dem wir drei
Refrains wiedergeben:

„Das ist eines rechten Kriegers Art,

Es treu und ehrlich meint.

Das Vaterland vor Schimpf bewahrt
Gegen in und auch äußer'n Feind!

Wir fliehen nicht, wie die Söldnerschar
Vor Angst in's Mauseloch,

Wir trotzen mit Mute der Gefahr,

Unser Kaiser, er lebe hoch!

Es putzt sich die Katze, es kräht der Hahn.
Ear freundlich brüllt die Kuh.

Der Hund wedelt fröhlich mit dem Schwanz.
Willkommen, ja willkommen warst Du!"
Wenn wir an diesen herrlichen 2 ersen
Sohrs etwas auszusetzen haben, so wäre
es der Umstand, das; uns der Reim Hahn-
Schwanz nicht ganz rein zu sein scheint.
Aber freilich — Hanz statt Hahn oder
Schwahn statt Schwanz zu sagen, wäre auch
gewagt. Wie wäre cs mit folgender
Änderung:

„Der Hahn und die Katze putzen ihr Hoor,
Der Hund, er wedelt, es singt der Sohr."
— Wir können Ihnen den Beleg erst nach
einiger Zeit zurücksenden.

Buenos Aires. F. v.H.: Die „Deutsche
La Plata Ztg." (Nr. 126) meldet von einer
Art Qualle, die ein Segel führt: „Kluge
Schiffer lassen diese Kuriosität der Natur zu-
frieden; denn jeder der Fäden, aus denen
das Tierchen besieht, hat die Fähigkeit zu
stechen und die Folgen dieser Stiche sind
schmerzvoll und oft ungefährlich." Jeder
kluge Schiffer vermeidet natürlich diese
Ungefähr.

Charloffenburg. D. K.: Leider nicht
verwendbar.

Gopikr a. d. Elbe. M. Sch.: Leider
nicht verwendbar.

Dübeln. W. P.: Die ..Neuesten Nachr.
für Döbeln" (Nr. 153) melden: „Glücklich
gefallen ist ein Zugschaffner, der im Bahn-
hof zu Glauchau vom Trittbrett abrutschre,
ein Stück mit sortgeschleist wurde und dann
auf den Bahnsteig rollte. Der Verstorbene
war zwar besinnungslos und blutete aus
Mund und Nase, hatte sich aber am Nach-
mittag soweit wieder erholt, daß er nach
seinem Wohnungsort transportiert werden
konnte." Der Schaffner hatte Glück, das;
sein Tod so schnell vorüberging. Den meisten
glückt es nicht so; die sind, wenn sie erst
verstorben sind, gleich lebenslänglich tot.

Dortmund. F.: Die „Dortmund. Ztg."
(Nr. 344) schildert das Bismarckdenkmal in
Bremen und bezeichnet cs im Eingang des
Berichtes als Reiterstandbild. Am Schluffe
sagt sie: „Am Fus;e des Denkmals, das
den Fürsten Bismarck in Kürassieruniform
zu Fuß zeigt, wurden zahlreiche Kränze
niedergelegt." Nun ja. wahrscheinlich führt
Bismarck, der zu Fus; geht, sein Ros; am
Zügel. Warum auch nicht? Es gibt doch
auch Reiter, die zu Fug gehen.

Elberfeld. F. N.: Der „General-
Anzeiger für Elberfeld-Barmen" (Nr. 141)
gibt das Gerücht wieder, die Prinzessin
Viktoria Patricia von Connaught wolle
den Herrn Neil Primrose, zweiten Sohn
des Lord Nosebery heiraten, und erwähnt
dabei, die Frau des letzteren sei eine Freiin
Hannah v. Rothschild. Tochter des Nathan
Mayer v. Rothschild und seiner Frau Juliane,
geb. Cohn. In dem Artikel heißt es weiter:
„Baron Nathan Mayer Rothschild war ein
eifriger Förderer des landwirtschaftlichen
Fortschritts, namentlich der Pferdezucht.
Auf diesem Wege würde also eine enge
verwandtschaftliche Beziehung zwischen der
großen Gruppe der europäischen Fürsten-
geschlechter auf der einen Seite und den
Familien der internationalen Hochfinanz
auf der anderen Seite entstehen." Wir
können es uns nicht denken, daß die Pferde-
zucht diese verwandtschaftlichen Beziehungen
schaffen würde. — 23.: Der „Tägl. Anzeiger
für Berg" (Nr. 160) berichtigt einen Fehler
eines früheren Artikels mit folgenden
Worten: „Die erwähnte Schlieperbüste ist
nicht von Marmor, sondern die Bronze-
büste im Foyer des Stadttheaters." Auf-
merksame Leser werden ohnehin schon ge-
merkt haben, das; nur die Bronzebüste ge-
meint sein konnte, die aus Marmor war.
Schlieperbüsten sind in der deutschen Kunst
fast nie aus Marmor.

Geestemünde. H. H.: Die „Provinzial-
Zeitung" (Nr. 155) meldet aus Hannover:
„In anderen Orten wurden zum Schutze der
Automobile an den Eisenbahnübergangen
Laternen aufgesteckt, die aus schwarzem
Felde einen vertikalen und zwei horizontale
helle Streifen zeigen und für die 2lutomobi!e
als Wohnung dienen sollen. Diese Ein-
richtung ist vom Kaiserlichen ^Automobil-
klub getroffen worden." Das mag ja sehr
gut gemeint sein, ist aber unpraktisch. Der
Automobilklub inüßte eigentlich wissen, daß

Automobile keine Wohnung, sondern eine
Garage haben, und daß zu einer solche,,
die Laternen sich ganz und gar nicht eignen.

Gelsenkirchen. Dr. C. G.: Sie senden %
uns eine Ladung des Amtsgerichts Eelsen-
kirchen, nach der Sie als sachverständiger
Zeuge vernommen werden sollen. Nach
der Ladung sollen Sie „bekunden, ob die
Klägerin bei ihrem Einzug Anfang Oktober
1909 in einer erheblich gesundheitsgesähr-
lichen Weise feucht war." Was wundert
Sie daran? Sie sind doch jedenfalls Arzt')

Na also! Dann werden Sie doch bekunden
können, ob die klagende Dame so feucht
war. daß sie sich bei ihrem Umzug erkälten
konnte.

Gera (Reuss). Stammtisch Zentral-
hotel: Das „Geraische Tgbl." (Nr. Hin
berichtet aus Ehristiania: „Die Herren (von
der deutschen arktischen Vorexpedition)
fuhren mittels Extrazuges nach Spitzbergen
weiter." Wir fürchten, die Herren werden
mit ihrem Extrazug nicht bis Spitzbergen
gekommen sein; sie werden unterwegs haben
aussteigen müssen.

Gudhjem (Dänemark). L. (5.: Dank
für die Mitteilung von dem Fund der
interessanten Runensteine. Ihre Inschriften,
die in der Tat aus sehr alter Zeit stammen,
sind uns zwar zum Teil schon bekannt,
haben uns aber trotzdem großes Vergnügen
bereitet.

Hamburg. A.: Die „Hamb. Neuesten
Nachr." (Nr. 160) melden von einem Bank-
räuber in Triest: „Das Schwurgericht hat
ihn zu 6 Jahren schweren Kerkers mit Ver-
schärfung durch Festtage verurteilt." An
Festtagen empfindet man das Eingesperrt-
sein doppelt schmerzlich. — E. M.: Im
„Hamb. Fremdenbl." (Nr. 319) kündigt das
Gerichtsvollzieheramt eine öffentliche Ver-
steigerung an. bei der u. a. „diverse antike
Mahagonisachen als: 1 Sekretär mit Figuren
und Bronze. 1 Salonschrank mit echten
vergoldeten Bronzeköpfen und Kristallliiren
und Leisten und 1 Kommode mit echter
Bronze und Marmorplatte. 2 Ferkel" ver-
steigert werden sollen. Daß die Ferkel von
Mahagoniholz waren, glauben wir eben-
sowenig. als daß sie antik waren; denn antike
Ferkel sind eben keine Ferkel mehr. Viel-
leicht handelt es sich um Ferkel, die soviel
Eicheln gefressen haben, daß sie sich langsam
in Eichenholz (aber nicht in Mahagoniholz)
verwandelt haben.

Hannover. H. D.: Die „Alfelder Ztg."
(Nr. 155) meldet aus Neustadt am Nüben-
berge: „Vom Blicke erschlagen wurde im
Meer der Brauereiarbeiter Wöltje aus
Steinhude." Ja. es gibt Blicke, die Blitze
schießen können.

Husum. W.: Die „Kiel.Ztg." (Nr.25955)
sagt von der vor einigen Jahren slait-
gefundenen Wahl der Vorsitzenden im
rheinischen Provinziallandtag: „Der lang-
jährige Vorsitzende des Provinziallandtages.
Fürst zu Wied, war gestorben. Als zweiter
Vorsitzender kam der bisherige Inhaber
dieses Postens, der gleichfalls verstorbene
Graf Fürstenberg-Stammheim in Betracht.
Dieser lehnte jedoch ab." Er hatte recht,
wozu sollte er sich noch nach seinem -tooe
mit den Präsidialgeschäften plagen.

Jägerslusf. E. W.: Die „Flensburger
Nachr." (Nr. 166) enthalten folgende An-
zeige: „Unaften. Freitag den 22. Iulr U1U
findet Abtrittsball bei mir wozu

freundlichst einladet Peter Otzen." Em rin-
ajter Abtrittsball ist immer noch besser, aw
ein Asterabtrittsball.

Jena. Dr. Lesen Sie die Notiz unter
Kamenz und geben Sie Ihren Stolz aus.
Frau V. E. (oder ist es ein Fräulem?> W

ff

DAS tCHO

ff ist für jeden Deutschen sowie Ausländer, welcher mit fremden Häusern In Ver-
bindung treten will, einfach unentbehrlich.

Jede exportierende Firma verlange vom „Echo^-Verlag, Berlin SW 11, Probenummer und Inseratkostcnansch
 
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