Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
= ßriefkciften

d ■

Aichach. M. H: Die „Neue Augs-
burger Zeitung" (Nr. 243) erzählt aus
Siebnach: „Als vorgestern der Bauer Max
Vöck von hier vom Felde heimkehrte. scheute
vor seinem Anwesen das Ochsengespann und
sprang zur Seite. In diesem Augenblick
geriet sein dreijähriges Söhnlein unter den
Wagen und brach sich oberhalb des Schenkels
einen Fuß." Hoffentlich wird der Fuß, der
das Kind zu einem Monstrum machte, nun-
mehr entfernt worden sein.

Altona. Q. W.: 2m ..General-Anzeiger
für Hamburg-Altona" (Nr. 290) lesen wir
aus München: „(Eigener Drahtbericht des
Gen.-Anzeig.) Bier Theologieprofessoren
der hiesigen Universität haben sich der
Leistung des Modernisteneides dadurch ent-
zogen, daß sie ihre seelsorgerischen Funk-
tionen niedergelegt haben." .Natürlich!
Biertheologen wissen, was sie zu tun haben,'
erklärte unser Biermörder.

Annaberg. W. P.: Nach dem „Verl.
Vörsen-Courier" (Nr. 585) hat ein Zeuge
im Moabiter Krawallprozeß bekundet: „Die
Polizisten riefen: .Raus!' und noch ein
Wort, ich glaube es war,Ihr Hunde!' Ich
bekam sofort von einem Schutzmann drei
Säbelhiebe übers Kreuz und einen über die
Schulter, der besonders scherzhaft war."
Endlich einmal ein wahres Wort. Die
guten Schutzleute haben nur im Scherz zu-
geschlagen.

Bad Ems. X.: Das „Amtliche Kreisbl.
für d. Unterlahn-Kreis" (Nr. 298) empfiehlt
folgende „Weihnachtsbäckerei": „Zimt-Röll-
chen. Vermische 250 Gramm feines Mehl
mit 125 Gramm gestoßenem Zucker, zwei
bis drei Eiern, einer kleinen Prise Salz.
8 Gramm sein gestoßenem Zimt, 50 Gramm
geklärter Butter und lf2 Liter lauwarmem
Nahm Au einer glatten, nicht zu dünnen
Masse, nreiche das erhitzte Zimtröllcheneisen
mit Speck oder Butter aus, fülle einen Löffel
voll von der Masse hinein und kacke sie aus
beiden Seiten hellbraun. Dann nimm das
Zimtröllchen sofort aus dem Eisen und
wickele es um ein rundes Holz." Und wirf
es vorsichtig fort!

Bamberg. A. 2.: 2m „Bamberger

Tageblatt" (Nr. 213) lesen wir: „Kleukheim.
Die neue Glocke. Die in den schweren
Sturm- und Drangzeiten des 30jährigen
Krieges in hiesiger Kirche auf hoher Warte
eingehängte allehrwürdige St. Wolfgangs-
Glocke hat durch die Jahrhunderte lang
ausgehaltenen Strapazen nicht mehr siand-
halten können und bekam im Februar
heurigen Jahres einen Sprung. Durch
dieses Vorkommnis unbrauchbar geworden,
wurde die rühmlichst bekannte Firma
Lotter. K. Hoflieferanten, Bamberg, mit
dem Umguß der Glocke beauftragt, welche
Arbeit von genannter Firma zur allgemeinen
Zufriedenheit in tadelloser Weise Erledigung
fand." Danach scheint die Firma Lotter
durch den Sprung doch nicht ganz unbrauchbar
geworden zu sein.

Berlin. P. Sch.: In der ..Salzwedel-
Gardeleger Ztg." (Nr. 143) wird von dein
Ball der „Agronomia" in Dambeck berichtet:
„Das Vergnügeil verlief in schönster Weise.

Bei der Kaffeetafel brachte Herr Rhode jr.
Amt-Dambeck das Kaiserhoch aus, später
tastete er auf die Frauen und Jungfrauen."
Na. na! Herr Nohde jr. scheint nach dem
Kaiserhoch etwas viel getrunken zil haben.
— E.: Das „Fränkische Voltsbl." (Nr. 282)
enthält einen heftigen Artikel gegen eine
im Memmingerschen Verlage erschienene
Broschüre, in dem es heißt: „Dem heirats-
lustigen. angeblichen Pfarrer Memmingers
schreiben wir katholische Geistliche für heute
ins Stammbuch: Wir haben den ehrlosen,
jungfräulichen Stand freiwillig erwählt."
Der jungfräuliche Stand soll ehrlos sein?
O. o! Dagegen müssen wir protestieren.
Es gibt doch auch Jungfrauen, die ihre
Ehre noch nicht verloren haben. — R. V.:
Mit bestem Dank abgelehnt.

Blankenburg a. H. E. H.: Mit bestem
Dank abgelehnt.

Bocholf. H.: Das „Bocholter Volksbl."
(Nr. 340) enthält ein Eingesandt, das sich
mit Differenzen des Schützenvereins in An-
holt mit dem Vertreter des Fürsten zu Salm-
Salm. seines Protektors, beschäftigt. Es
heißt in diesem Eingesandt: „Um so un-
verständlicher ist allen in diesem Jahre das
Vorgehen des Vertreters Seiner Durchlaucht
gewesen, zumal der Verein auch dadurch,
daß er, nachdem man längere Zeit nach der
Beendigung des Festzuges auf das Ein-
treffen des Herrn Vertreters gewartet hatte,
durch den Vereinspräsidenten den Ehren-
schuß aus den hohen Protektor abgeben ließ,
nur in der üblichen Weise vorgegangen ist
und korrekt gehandelt hat." Das nennt
man korrekt handeln, wenn der Verein auf
den Fürsten Salm-Salm schießt! Wie mag
nach der Ansicht der Schützengilde dann erst
eine inkorrekte Handlung aussehen?

Bremen. L.: 2n den „Bremer Nachr."
(Nr. 335) suchen Lewy L Comp, durch
Inserat „durchaus tüchtige, erste Ver-
käuferinnen für Damenkonfektion und Woll-
ivaren und zwei hervorragend tüchtige, ge-
wandte Kassiererinnen." Es heißt dann in
dem Gesuch: „Damen mit liebenswürdigen
Umsangsformen, die über lu Referenzen ver-
fügen und in lebhaften Geschäften Nord-
deutschlands längere Tätigkeit Nachweisen
können, bevorzugt." Lewy & Comp, scheinen
Schwerenöter zu sein. — W. H.: Die „Brake
Zeitung" (Nr. 294) berichtet aus Bremen:
„Auf der Werst von Frerichs & Co.. A.-G.,
in Einswarden lief heute nachmittag punkt
3 Uhr ein für Rechnung der Hamburg-
Bremer Afrikalinie gebauter 8000 T. großer
Dampfer glücklich vom Stapel. Die Sauf-
rede hielt der Vorsitzende des Aufsichtsrats
Herr D. Willens." Die Sucht, alles zu
verdeutschen, bringt sonderbare Ergebnisse
hervor. „Sausrede" für Toast ist ja ganz
treffend, aber doch nicht sehr geschmackvoll.

M. W.: Mit bestem Dank abgelehnt.

Bremerbaven. G. H.: Mit bestem Dank
abgelehnt.

Breslau. C. M.: Besten Dank. Aber
leider nicht verwendbar.

Ebarlolkenburg. D.: Der „Patriot"
(Nr. 261) meldet aus Konstantinopel: „Der

Großwesir beabsichtigt eine allgemeine
Dynastie für politische Verbrechen im Jn-
und Auslande zu erlangen." An der Spitze
dieser Dynastie soll ein König der Ein-
brecher stehen.

Cherr.nitz. G.: Das „Chemnitzer Tgbl."
(Nr. 588) enthält eine Kritik einer Auf-
führung der Götterdämmerung: es heißt in
dieser Kritik: „In der Nolle des Hagen
sahen wir an Stelle des Herrn Herwarth
einen andern Vollblutkünstler. Herrn Putlitz
von der Dresdner Hofoper, der bei der
äußeren Darstellung dieser schwierigen
Gestalt richrigerweise den Ton auf den
Kriemhildensproßling legt und gleichwohl
mir der dunkeln Untermalung der Figur
die Jllunon einer Marmorsäule schuf, die
bei näherem Besehen sich als eine Stange
gefrorenen Schlamms erweist. Auch der
musikalischen Ausbeutung dieser Rolle, der
des Gastes hoher und geschmeidiger Baß
sehr zustatten kommt, lag das Heroische als
unveränderter Orgelpunkt zugrunde, und
das gab der bleichen Schurkenhaftigkeit des
Nachtgesellen einen Anstrich ins Philosophisch-
Zergrubelte, also immerhin einen Zug fort
vom Nurscheußlichen ins Versöhnlich-Mensch-
liche." Leider fehlt dieser gefrorenen
Schlammsäule von Kritik das Versöhnlich-
Menschliche ganz: sie hat einen Zug ins
Nurfcheutzliche.

Culm. B. G.: Nach dem Parlaments-
bericht der „Deutschen Zeitung" hat ein Ab-

Seordneter gesagt: „Gewiß, die Neichs-

nanzreform ist kein ideales Werk, aber
welches Geseß ist ideal?" Es soll natürlich
„Gesäß" heißen. Wir können dem Redner
ein ideales Gesäß Nachweisen. Wir meinen
das des Herrn Reichskanzlers. Der sitzt in
jeder Beziehung dauernd fest.

Dessau. K. v. D.: Mit bestem Dank
abgelehnt.

Frankfurt (Main). St. 2.: Die „Franks,
Ztg." (Nr. 339) meldet aus Mülhausen:
„Der empfindliche Rückgang der Bevölkerung
unserer Stadt muß um so mehr befremden,
als in der Zwischenzeit die Garnison um
ein ganzes Kavallerieregiment verstärkt
worden ist." Mehr kann die Negierung
wirklich für die Zunahme der Bevölkerung
von Mülhausen nicht tun.

Frankfurt (Oder). H. B.: Die „Frank-
furter Oder - Zeitung" (Nr. 255) schreibt:
„Um den Generalstitel richtig einzuschätzen,
muß man sich vergegenwärtigen, daß er zu-
weilen den Schidwachen vor dem Hause des
Präsidenten als Ehrentitel verliehen wird."
„Schit" schreibt man richtig plattdeutsch.
Aber daß der Generalstitel an Schitwachen
verliehen wird, ist uns neu.

Fürth. H. B.: 2m „Fränkischen Kurier"
(Nr. 655) lesen wir in einem Aussatz über
die Spione Trench und Brandon: „Dieses
ruhigere Beurteilen solcher Spionagesälle
in Deutschland, das wohl als ein Ausdruck
besonnener Stärke zu betrachten ist. hat sich
seinerzeit auch in der Begnadigung zweier
französischer Offiziere durch den Kaiser
gezeigt, dem ebenfalls leichtsinnige Vergehen
 
Annotationen