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Nun prasselt mal wieder
Befruchtender Regen
Hernieder, hernieder,

Der Ordenssegen.

Und strahlenden Blickes
Genießt der Erfreute
Die Gunst des Geschickes
Wiederum heute.

Die Häupter sie schweigen.
Die sonst gerne quasseln,
Cie nicken und neigen,

Die Sterne, sie prasseln.

Grdensfest

Und seht nur, da steht er,
Des Reiches Vertreter,
Verachtend die Tadler
Mit seinem Adler.

Sein Auge es leuchtet,

Von Rührung befeuchtet.
Rur leise, ganz leise
Tönt eine Weise
Ans Ohr ihm mir Säuseln,
Die Stirn ihm zu kräuseln.
Nicht immer,

Ach, nützet,

Der Orden Schimmer,

Wie sehr er auch blitzet.
Geblendet-hat nicht er, -
Ach leider, die Richter.

Nun seufzt er: „Wie schade!
Das fehlte noch grade!

Ich bin der Blamierte,

Der Nasgeführte.

Da steh' ich als Ritter
Und sag' mit Gezitter:

Ja, dieses Gewitter

War pour moi bitter!" w.


Demnächst wird in Nom das fünfzigjährige Jubiläum
der Stiftung des Peterspfennigs gefeiert werden. Wie
verlautet, bereiter man dazu die Heiligsprechung des Vettel-
mönchs Tetzel vor, begleitet von einer Enzyklika, gegen
welche die für Vorromäus nur noch ein leichtes Zephyr-
gesäusel fein wird. Der neue Heilige wird, da er die
„Pinke" sehr liebte, den Kirchennamen St. Pinkus erhallen.

3> Einer der größten Sonderlinge im Reichstag ist der
Abgeordnete Enders. Er begann seine Rede in der Debatte
über die Zündholzsteuer mit dem Versprechen, nicht auf die
allgemeine Finanzreform zurückzugreisen.

Der Abgeordnete Enders hat sich nicht begnügt dieses
Versprechen abzugeben, sondern — es ist kaum zu glauben —
er hat es — man möchte beinahe an seinem Verstände
zweifeln — er hat es fogar gehalten!

Gefährlichkeit des Pantoffelkuffes
i. tr. Gegen den im Vatikan üblichen Pantoffelkuß läßt sich
nichts einwenden, wenn er lediglich als ein Zeichen der
Verehrung und Unterwerfung betrachtet wird. Küßt doch
ein biederer Ehemann auch den Pantoffel, mit dem nach
ihm geschlagen wird. Ganz anders stellt sich die Sache,
wenn sie vom ärztlichen Standpunkt aus angesehen wird.
Da scheint denn doch die große Gefahr vorzuliegen, daß durch
das Pantoffelküssen Krankheitserreger in Vazillenform ver-
breitet werden. Bei einem einzigen Pilgerempfang küssen
Unzählige den Pantoffel des Papstes, und kaum einer von
ihnen wischt sich ' vor oder nach dem Kuß den Mund ab.
Was für Pestilenzen können dadurch zur Verbreitung kommen!

Wir möchten denn doch beim Heiligen Stuhl anregen,
ob es sich nicht empfiehlt, nach jedem Kuß den Pantoffel zu
desinfizieren oder ihn — gewöhnliche Pantoffeln sind ja
billig — durch ein neues Exemplar zu ersetzen.

3n unserem Verlage erfüllen:

Um üftGciferlcmd

Preis broTdilert 3 Illark vvll [TlOX 0FUf)G Gebunden 3,50 ITlark

Komödie und Komödianten haben in der Gegenwart eine Bedeutung
gewonnen wie kaum zu einer anderen Zelt, und wer von dielen Dingen
zu erzählen weih, hat immer das Ohr der Börer. Aber nicht Jeder
vermag vom Cheafer amüsant und formgewandt zu plaudern. Wer es
aber vermag, zumal wenn er selbst auf den Brettern fleht, der Ift ein
Künstler in doppeltem Zinne, eine solche Kunst des Erzählens finde!
sich in dem obengenannten Bucke. Illux Grube, der lick bei den
Meiningern die theatralischen Rifterfporen erwarb, hat von der Pike auf
gedient. Er hat bei den Schmieren angefangen und ift schließlich Ober-
regilleur des Königl. Schauspiels der Keidishauplftadt geworden. Als
midier hat er seinen künstlerischen Gelckmack und tiefes Verständnis für
dramatilcke Poefie erwiesen, wie er denn auch fdiriftltellerlfch mit Erfolg
tätig Ift. Das genannte Buch spricht beredt für Grabes Caient, von
den Geheimnissen der Bühne amüsant zu erzählen. Er durchwandert
das Cheaterland nach allen Richtungen. Die Sdimiereukoinödle, der er
das Einleitungskapitel widmet, ist ja oft geschildert, aber wie er den
Schleier von dem lüftet, was hinter den Kulissen vorgeht, das ift neu,
und wie er sachlichen Ernst mit dem ßumor der Cheateranekdofe zu
würzen weih, das ift erfreulich zu leien, von den ühealerrequlfifen,
vom Wirken des Regisseurs, vom Rotwelsch der Sckaufpieler, vom Kasten-
geist (der natürlick der Souffleur ist), von dem Vorhang und feinen
Cücfcen, von der Bühnenmafchinerie, von den Statisten ufw. .plaudert

Grube mit feuilletcniftifcher Grazie.

.Berliner fiokal-Hnzeiger"

Durch alle Buchhandlungen zu beziehen

Perlag fl. ßofmann L Eomp., Berlin SW 68

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Drud von venipel L Lo. L. m. d. £, Berlin SW. 68, Zimmerst:. 7/8.
 
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