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wie der Fall Thyssen zeigt, legen die Ge-
schüftsgläubiger der Austragung solcher
Forderungen die größten Hindernisse in
den Weg.

Gross-Offersleben. O. B.: „Die
Otterslebener Ztm" (Nr. 16) enthält folgende
Anzeige: ..Das Neueste! Klosetteinrichtung
ir und Fertig' D. R.P. Kein Papier mehr!
lemigung erfolgt: Waschend, wischend, des-
infizierend. gleichzeitig: Trocknung und Par-
fümierung." Es ist eine Lust zu leben.

Grossringenork. H. V.: In der „Deut-
schen Zeitung" (Nr. 81) lesen wir: ..Der
Humorist Otto Neutter wurde seines außer-
ordentlichen Erfolges wegen von der Direk-
tion des Apollo-Theaters auch noch für den
Monat Februar prolongiert." Wenn die
Direktion des Apollo-Theaters Herrn Otto
Neutter so weiter verlängert, wird er wohl
bald der größte Humorist seiner Zeit sein.
—^Herzl. Gr. v. P. W.

Malle a. S. H. 6.: 2n Nr. 46 der ..Saale-
zeitung" wird über den Festakt der Uni-
versität Halle am Geburtstag des Kaisers
berichtet. Am Schluß heißt es: „Unter den
feierlichen Klängen des Folkungerschen
.Krönungsmarsches' leerte sich allmählich
die festliche Stätte." Wir hätten doch den
prophetischen Krönungsmarsch oder den
Tannhäuserschen Einzugsmarsch vorgezogen.
Aber die Oper „Kretschmer" hat doch auch
ihre Reize.

Hannover. E. M.: 2n Nr. 15561 der
„Göttinger Ztg." lesen wir: „Das Päckchen
in der Hundehütte. Unter diesem Titel
veröffentlicht die .Lüderitzbuchter Zeitung'
eine interessante Geschichte." Es handelt
sich um Diamantenschmuggler. Uber deren
Verhör wird weiter berichtet: „Als man
ihnen aber drohte, sie nach der Kap-
kolonie auszuweisen. gaben sie mit Rücksicht
aus die strenge Strafe, mit der diese
Kolonie Diamantenschmuggel ahndet (sieben
Jahre harre ungenießbare Leber — hard

labour) zu. daß dieselben aus Lüderitzbucht
seien." Diese Strafe ist allerdings härter
als die harte ungenießbare Leber, noch viel

härter aber ist die Leistung des Übersetzers.
Weiß er denn noch nicht, daß der Engländer
stets etwas anderes sagt als er meint?

Königsberg (N.-M.). M.: In Nr. 16
des „Märt. Stadt- und Landfreund" lesen
wir über die Vorfeier von Kaisers Geburts-
tag: „Nach Beendigung des Gottesdienstes
traten der Krieger- und Militär-Verein
zum Zapfenstreich an. Unter überaus zahl-
reicher Anteilnahme setzte «ich gegen 9 Uhr
der Zapfenstreich, der mehr einem Fackel-
zuge glich, in Bewegung." Za. so etwas
kommt von der flammenden Begeisterung.
Da fackelt alles, was sonst nicht fackelt, auch
der Reporter. Da gerät alles in tiefe Be-
wegung. sogar ein Zapfenstreich. Von der
vorher erwähnten Gläubigerschar, die
der Festpredigr lauschte, reden wir nicht.
Sie taucht sehr häufig auf, wo kein anderer
eine Schuld hat, als der Setzer. Aber in
Nr. 17 desselben Blattes wird über eine
Kaisergeburtstagsfeier in Rehdorf bei.Königs-
berg berichtet und gesagt: „Nach dem Abend-
brot hielt Herr Admiral von Erumme eine

Ansprache, worin er besonders auf die rat-
lose Tätigkeit unseres Kaisers im Interesie
einer friedlichen Entwicklung unsers Volkes
nach innen und außen hinwies und schloß
mit einem Hoch auf Seine Majestät." Die
ratlose Tätigkeit des Kaisers wird jetzt aus-
hören. Wie an anderer Stelle des Blattes
gemeldet wird, hat S. M. Herrn Drummer

Sum Mitglied des Herrenhauses berujen. —
indlich bringt dieselbe Nummer einen Be-
richt über eine Theateraufführung an Kaisers
Geburtstag zu Königsberg. In diesem Be-
richt heißt es: „Und nun zum Schluß

kommt Fräulein Minna Prochnow. die sich
als Dienstmädchen Lotte (der eigentliche
Militärengel) vortetthast einzusühren wußte.
In Figur und Schminke einzig, im Kostüm
schick und schneidig, und im Temperament —
war das wirklich Fräulein Prochnow?
Man hätte es fast nicht glauben sollen, daß
es unter Dilettanten solche.Sterne' gibt.
Daher galt wohl auch hier zum größten
Teil der gezollte Beifall, der sich einer
solchen Dehnung bemächtigte, daß der Vor-
hang mehrmals die Bretter verlassen mußte."
Za. sie war es. Fräulein Prochnow. in
Figur und Schminke einzig: der sich einer
solchen Dehnung bemächtigende Beifall aber
war im Gegensatz zu ihr gänzlich ungeschminkt!

Lissa i. p. B.: Mit bestem Dank ab-
gelehnt.

München. B. K.: Die „Münch. Neuest.
Nachr." (Nr. 52) geben aus den Antworten
auf eine Rundfrage über die Ursachen des
schlechten Einschenkens folgendes wieder:
„Ein Saalbesitzer erklärte: Wenn man be-
denkt. daß jetzt eine Aushilfskellnerin pro
Tag nebst Verpflegung auf 3 Mark zu
stehen kommt, daß sie aber kaum mehr als
100 Liter vertrügt, so ergeben sich hieraus
schon für die Bedienung Unkosten von
3 Mark pro Hektoliter." Von einer
.Kellnerin, die so wenig verträgt, würde sich
unser Viermörder niemals bedienen lassen.

Norden. W. I. Th.: In Nr. 28 der
..Riederrhein. Nachr." lesen wir von einem
neuen Nheindampser. „der eine Länge von
19,10 Meter, eine Breite von 4.50 Meter
und eine Couponmaschine von 100 ind.
Pferdekräften hat." Es ist unglaublich!
Alles wird jetzt durch Maschinen besorgt,
sogar das Couponjchneiden. Womit sollen
sich die Millionäre nun noch beschäftigen?
Hat übrigens der Dampfer auch Coupon-
steuer?

Nürnberg. F. & L.: Der „Frank. Kurier"
(Nr. 68) berichtet von der Generalversamm-
lung der Großen Oper A. G. in Berlin: „Die
Verwaltung habe sich entschieden.au Stelle der
Opfer ein Boardinghouse zu errichten." Wenn
nur nicht auch das Boardinghouse ein Opfer
der widrigen Verhältnisie wird.

Oschafz. E. Sch.: Der „Oschatzer Ge-
meinnützige" (Nr. 31) enthält die Anzeige
einer Firma, die unter anderen Artikeln
auch folgenden empfiehlt: „Hochelegante
Familien-Sammet-Roben in weiß poliert,
mit Bronzebeschlag 95 Pfg." Eine Sammet-
robe. die der ganzen Familie paßt, ist mir
95 Pfg. nicht zu teuer bezahlt. Wenn sie
außerdem noch weiß poliert und mit Bronze-

belchlag versehen ist, dann ist sie sogar billig
zu nennen.

prieros. E. B.: Das „Amtl. Kreisbl.
für den Kreis Veeskow-Storkow" (Nr. 140)
berichtet: „Dem deutschen Kronprinzenpaar,
das sich auf der Insel Ceylon bei Aus!
flügen, Sportfesten und anderen Ver-
anstaltungen vortrefflich unterhält, sagen
fremde Zeitungen viel Schmeicheleien. Auf
die Gäste macht das Paar den Eindruck
von Hochzeitsreisenden, es entzückt alle durch
sein liebenswürdiges Wesen. Dabei haben
der Kronprinz und die Kronprinzessin drei
gesunde Söhne." Na ja! So was kommt
von so was. — Übrigens Prost!

Soldau, O-pr. T.: Die „Soldauer Ztg."
(Nr. 13) meldet: „Dem Hauptmann und
Kompagniechef Kilbach im Deutsch-Ordens-
regiment 152 in Osterode wurde für außer-
ordentliche Leistungen der Stern zum Roten
Adlerorden IV. Klasie verliehen." So ist
also eine neue Varietät des Roten Adler-
ordens erfunden worden, der Stern zu der
IV. Klasse. Er wird wohl aus den Achsel-
stücken getragen?

Stuttgart. L. K.: 2n Nr. 22 des
„Neuen Tageblatt" wird über einen Vortrag
über „Natur- und Heimat'chutz" aus Hohen-
heim berichtet: „Redner wies darauf hin.
wie notwendig es sei, in Stadt und Land,
in Wald, Flur und Feld die Naturschön-
heiten zu erhalten und zu pflegen und zu
fördern und alles aufzubieten, um diese
herrlichen Schätze unseres ohnehin in dieser
Beziehung gegenüber anderen Ländern nicht
gerade begünstigten Heimatlandes zu retten,
zu erhalten oder zu verunzieren.." So so!
Na, da wird wohl auch in Schwaben bald
„restauriert" werden.

Wehrawald. L.: Die „Au

wsburger

München:

Abend-Ztg." (Nr. 36) meldet aus München
„ &ö:

cer M
H« . .

und schlug mit der Frau auf sie ein. „Der

.Ein-wegen Körperverletzung bereits vor-
bestrafter Maurer geriet gestern abend bei
der Heimkehr mit seiner Frau in Streit

rohe Patron lebte offenbar in Bigamie und
schlug mit der einen Frau auf die andere.

Welschenenest (Westf.). L. N.: 2n
Nr. 8 des „Sauerländ. Volksblatt" lesen
wir über Maßnahmen der preußischen
Eisenbahnoerwaltung: „Ebensowenig sollen
die Schlaswagen über das Bedürfnis hinaus
vermehrt werden, da auch sie wenig ein-
träglich sind. Beträgt doch das Verhältnis
der Nutzlast zum Wagengewicht 1:49, so
daß für einen Reisenden ein totes Gewicht
von 3765 Kilometer befördert werden
müssen. Auch von der Einführung von
Schlafplätzen oder dergleichen ist keine
Rede." Ach ja. und gerade für den Ver-
fasser dieser Mitteilung des „Volksblattes"
ist das Fehlen von Schlafplätzen so sehr
schmerzlich!

Bei der groben Menge der an un» gerichteten Ru»
sendungen müssen wir um Geduld bitten, wenn sich die
Ausnahme der Beiträge verzögert. Die Beantwortung
jeder Einsendung ist uns ebenso unmöglich, wie dte
Aufbewahrung der uns unverlangt zugehendcn Manu»
llripre. Zuruckgejandi werten diele nur. wenn der
Sendung das erjorderliche Porto in Briesmrrken den
gefügt ist. — Honoriert werden Brieskastenbeitcäge nicht.

Äedaktionsichlug: 22. Februar lül 1.

Tic ‘Jtcöoflioii deS nlnddcrndatsch.

CNAnPAGNE 5TRUB

Blankenborn & Q, S' Ludwig

Sücxo «wörtliche: 2icd2!:eur: Paul Warnrke. — Berantwortlich für den Anzeigenteil: Gustav Gillhauscn. Berlin. — Verlag von A. Hosmann & Comp.. Berlin SW. 68. Ziininerslr. L

Druck von Hempcl & Co. G. m. b. H.. Berlin SW. 68, Zimmerslr. 7/8.

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