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New York. N. N.: Eine amerikanische
Zeitung, deren Name und Herkunft nicht zu
erkennen ist. bringt das Bild des Motor-
schiffes „Romania", das „an der Kiste von
Neu-Schottland gestrandet ist." Siehste.
da haste die Kiste!

Oberschöneweide bei Berlin. P. E.:

Mit bestem Dank abgelehnt.

Oppeln. Regierungstischgesell-
schast: In Nr. 562 der „Schles. Zeitung"
findet sich solgendes Inserat: „Chauffeuse,
langjährige, leidenschaftl. Pa. Fahrerin,
alle Arbeiten u. Betriebsstörungen verschied.
Systeme selbst ausführend, zuletzt im öffentl.
Verkehr gefahren, sucht mit best. Zeugniffen
wegen Krankheit des Chefs anderweitige
Stellung." Warum führt denn die leiden-
schaftliche Fahrerin die Betriebsstörungen
selbst aus? Das ist doch keine Empfehlung.

Potsdam. R.: Uns. ist zugegangen:
„Marokko-Rückzug?" Von Joh. W.
Harnisch. Herausgeber von „Deutsch-
Übersee". Verlag von Karl Curtius,
Berlin W, 1911. — „Pan", Halbmonats-
schrift. herausgegeben v. Wilhelm Herzog
und Paul Caffierer. I. Jahrg. Nr. 20.
Das Heft enthält u. a. folgende Aufsätze:
Busoni. Routine) Franz Blei, Casanova)
von Hülsen. Künstler und Bürger. — Dr. R.:
In Nr. 172 der „Sminemünder Zeitung"
findet sich eine „Richard Lehmann.
Musikpädagoge" Unterzeichnete Kritik,
der wir folgende Stellen entnehmen: „Die
Sonntagsvorsiellung .Frühlingsluft' ist eine
recht gefällige Operette und dürfte in ihrer
Wirkung mit der .Polnische Wirtschaft'
gleichzustellen sein, ja. es durchweht ihr
sogar noch ein viel feinerer Zug in der
Komik als in der .Polnische Wirtschaft'. Die
Musik nach Motiven von Johann Straus;
von Netterer ist eine leichtverständliche, ins
Ohr prickelnde Tonmalerei mit sehr bunten
Farben, so ganz für die heutige Geschmacks-
richtung geschaffen, und ob diese Richtung
gesund ist. soll hier nicht unter die Lupe
genommen werden! ... Es ist nicht zu ver-
kennen, das zahlreiche Künstlerpersonal geht
ganz in der Kunst auf. und so ist es nur
zu verstehen, das; die Vorstellungen einen
so grandiosen Eindruck hinterlassen. Bald
sinkt die Sonne früher ins Meer und eine
gewi,,e Kühle wird uns bald für einen
gemütlichen Theaterabend stimmen, das
dürfte gewiß sein, die Zeit kommt langsam,
aber sicher." Man mutz sagen: Da liegt
Musike drin? Nur mit der Flöte weiß Herr
Lehmann. Musikpädagoge, nicht recht Be-
scheid. Er sollte einen tüchtigen Sprach-
pädagogen bitten, ihm die Flötentöne bei-
zubringen.

Pössneck I. Th. R. D.: Die „Pöß-
necker Ztg." (Nr. 189) berichtet: „Moderwitz,
14. August. Vergangene Nacht entstand in
dem kurz vor Moderwitz an der Straße ge-
legenen .Paul Hartmannschen Gute Feuer.
Die mit Erntevorräten gefüllte Scheune
wurde ein Raub der Flammen. Auch das
Wohnhaus war. stark gesährdet.. durch das
Umdrehen des Windes gelang es aber
der Feuerwehr, das Haus zu halten."
Die Moderwitzer Feuerwehr leistet Phäno-
menales. indem sie den Wind umdreht,
aber der Berichterstatter von Moderwitz
leistet noch mehr: er macht uns Wind vor.

s

Pyrmont. M. Z.: Wir bitten Sie. die
Mitteilung am Schluß des Briefkastens zu
beachten, und verweisen auf „Barmen". —
Hotel Kaiserhos: Der Theaterzettel des
„Fürstlich. Schauspielhauses Bad Pyrmont"
vom 7. Juni begleitet die Ankündigung des
Schwankes Theodore & Cie. mit „Stimmen
der Hannoverschen Kritik" über das Stück.
In der Besprechung des „Hann. Courier"
heißt es: „Und die Heiterkeit war reuelos.
Der Scherz hielt stand und geleitete die
Fröhlichen zu einem guten Ende. — Frl.
Marga Malten, eine Salondame von seltener
Jugend, gab der Doppelweiblichkeit der
Ädrienne weffen sie bedarf: eine graziöse
Schönheit von einer Eleganz der Gestalt
wie der Kleidung, die selbst verwöhnten
Geschmack entzücken mag." Die Fröhlichen
cheinen sich über die seltene Jugend des
' rl. Malten und darüber, dag Ädrienne
mit der Doppelweiblichkeit alles Nötige
hatte, totgelacht zu haben.

Schwandorf. A. H. Im „Schwandorfer
Tagblatt" (Nr. 182) wird über ein im
Dietldorfer Gasthause ausgebrochenes Grotz-
feuer berichtet: „Das Wirtschaftsgebäude
famtdenNedengeüäuden sind niedergebrannt.
Dann verbreitete sich das Feuer auf die
jenseits der Vils gelegenen Häuser und
äscherte hier noch 7 Häuser und Nebenge-
bäude ein. Im ganzen sind zehn Familien
obdachlos. Sämtliche Erntevorräte sind ver-
brannt. Auch der nahe Wald fing an zu
brennen. Es sielen dem verheerenden
Element 3 Tagwerk Wald zum Opfer.
15Feuerwehren sind am Brandherd erschienen.
Es gelang ihnen, das Feuer auf seinen Herd
zu beschränken." Man sieht auch hier: In
der Beschränkung zeigt sich erst der Meister.
Manchmal auch in der Beschränktheit!

Sonderbus. E. T.. a. V. S. M. S.
Hay. Die „Kieler Zeitung" vom 5. August
behauptet: „über Stierkampf-Sensationen
lesen wir in der .Köln. Ztg.': Bombita will
sich zurückziehen! EinTelegrammausBilbao.
wo er zuletzt in seiner unnachahmlich ritter-
lichen. edlen, künstlerischen Vollendung Stiere
abschlachtete, hat diese Schreckensnachricht
durch die spanischen Provinzen getragen.
Er hat eine alte Wunde am Knie, die ihn
beim Hüpfen und Tänzeln in der Arena
behindert) und da er zudem ein paar
Millionen erkämpft hat, auch trotz seiner ge-
schmeidigen Tenorerscheinung der Jüngste
nicht mehr ist, fand diese Botschaft Glauben."
Der Torrero sollte sich die Sache noch über-
legen. Eine Tenorerscheinung hat an sich
schon etwas Bezwingendes und nicht nur
für das Rindvieh.

Steffin. I. I.: 2m „Eietzener Anzeig."
(Nr. 148) lesen wir über das neue Luft-
schiff „Schwaben": „Der Termin der ersten
größeren Fahrt ist noch nicht bestimmt. Zu-
nächst finden weitere Probeaufstiege statt.
Graf Zeppelin hat den Wun'ch ausgedrückr,
daß vor der ersten Überlandfahrt alle Teile
des neuen Luftschiffes sorgfältig durch-
geprügelt werden." Jagow macht Schule.
Hoffentlich merkt sich das Luftschiff .die
Lektion und geht nicht gleich wieder kaput.

St. Petersburg. L. D.: Nr. 124 der
„St. Petersburger Ztg." berichtet über die
Ankunft des deutschen Kronprinzenpaares
in Zarjkoje Sselo u. a.: „Aus dem Perron
nahm die Ehrenwache vom 2. L.-G.-Zarskoje

Sseloschen Schützenregiment Stellung und
nahm mit den himbeerfarbenen Brusteinsätzen
fastden ganzenPerron ein." Ob das Regiment
auch Festungen mit den himbeerfarbenen
Brusteinsätzen einzunehmen vermag?

Sfrassburg (Eis.). E. K.: Mir lesen
in den „Straßb. Neuesten Nachrichten"
(Nr. 147): „Westeuropäischer Nundflug.

Utrecht, 25. Juni. Die vierzehn an dem
westeuroväischen Nundflug beteiligten Flieger
traten heute früh auf dem Flugplatz Soester-
berg zusammen. Sie beschloffen einen Prorest
gegen die Flugkommission des Aeroklubs
von Frankreich, welche trotz des ungünstigen
bakteriologischen Berichtes den Start nach
Brüffel für heute angesetzt hat." Die Flug-
maschinen scheinen sich hiernach auch bereits
als „Bazillenkutschen" erwiesen zu haben. —
T. D.: 2m „Sorauer Tageblatt" (Nr. 149)
lesen wir: „Ein 15 000 bis 20 000 Jahre
alter Menschenschädel wurde beim Vau des
Rhein-Herne-Kanals in Westfalen gefunden.
Er wird jetzt in Berlin von winenschast-
lichen Autoritäten gesucht." Man hätte mit

dem seltenen Fundstück vorsichtiger umgehen
sollen. Daß der Schädel gerade in Berlin
wieder verloren gehen mußte, ist schlimm.
Gelehrte werden ihn kaum wiederfinden)
man beauftrage die findige Kriminalpolizei.

Stuttgart. Schwäbischer Abonnent:
In Nr. 222 der „Deutschen Zeitung" lesen
wir über einen beim Baden in der Havel
ertrunkenen Knaben: „Der Kleine, der des
Schwimmens unkundig war, geriet an eine
Untiefe und ging unter." Der Berichterstatter
nimmt offenbar an, daß das „Un" in Untiefe
eine Verstärkung bedeutet. Das ist nicht
der Fall. Die „Deutsche Zeitung" würde er
doch auch nicht „Undeursche Zeitung" nennen,
um ihre besonders deutsche Art zu betonen.

Tuttlingen. H. K.: In Nr. 188 des
„Gesellschafter, Amts- und Anzeigenblattes
für den Oberamtsbezirk Nagold" findet sich
ein Aufsatz „Schwäbische Gedenktage".- In
diesem Artikel heißt es: „Der 28. Aug. 1208
ist der Todestag von Irene, der Gemahlin
des in Bamberg durch Otto von Wittels-
bach ermordeten Königs Philipp. Sie starb
auf Schloß Hohenstaufen, wo sie sterbend
einem toten Sohn das Leben schenkte." Wir
würden das nicht glauben, wenn es nicht
schwarz aus weiß dastände.

Ulm (Donau). H. Z. 2m „Amtsblatt
für Stadt und Bezirk Ulm" (Nr. 95) findet
sich ein Steckbrief, erlassen vom K. Gericht
der 27. Division. In diesem Steckbrief wird
der Verfolgte so beschrieben: „Beschreibung:
Alter 21 Jahre, Größe 1 in 70 cm. Statur
untersetzt. Mund gew., Haare dunkelblau.
Kleidung bei seinem Weggang: Neilanzug
(5. Garnitur), hohe Stiefel, eigene Mütze
ohne Degen." Der Ärmste wird sehr bald
festgenommen werden. Wie kann man aber
auch so blau fein!

Wiesbaden. H. F.: Mit bestem Dank
abgelehnt.

Bei der groben Menge der an uns gerichteten Zu-
sendungen müssen wir um Geduld bllten. wenn sich die
Ausnahme der Beitrüge verzögert. Die Beantwortung
scder Einsendung ist uns ebenso unmöglich, wie die
Ausvewahrung der uns unverlangi zugeycnden Manu-
tkripte. Zurülkgesandt werden diese nur. wenn der
Senbnna das erforderliche Porto in Briefmarken bei-
gesägt ist. — Honoriert werden Brieskastenbettrüge nicht.

Mrdaktionsschlus;: 23. August 1911.

Die Redaktion des Kladderadatsch.

Beraniwortlicher Ncdatlcur: Paul WarnSe. - Verantwortlich für den Anzeigenteil: Gustav Gillhausen. Berlin. - Bering von A. Hofmann & Comp., Berlin SW. 63, Zimmerstr. 8.

irud von £>cmpcl & Co. (S. m. fc. £>., Berlin SW. 63. Zimmerstr. 7,8.
 
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