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rvärtigen Teilnehmer eine Fahrt nach Jena
unternehmen, um Haeckel an seinem Wohn-
sitz zu begrüßen. . Man rechnet damit, daß
sich mehrere hundert Personen, darunter auch
viele Ausländer, an der Huldigungsfabrik
beteiligen." Das wäre nicht ungünstig, wenn
auch in diesem Fall überflüssig. Die Aus-
länder, besonders Engländer und Franzosen,
haben sehr viel Erfahrung im Fabrizieren
von Huldigungen. Sie machen in dieser
Hinsicht die schwierigsten Sachen: sie haben
sogar für Leute wie Chamberlain und
Delcasse schon Huldigungen fabriziert.

Lissa i. P. N. N.: über die „Autofahrt
Berlin-Posen" wird in den „Posener Neuesten
Nachrichten" (Nr. 3733) u. a. berichtet: „Vom
Motor ertönten plötzlich ganz merkwürdige
Geräusche, die mit Kanonenschüssen eine ver-
teufelte Ähnlichkeit hatten. Der Wagen
muhte halten. — Penne. .. . diesen Namen
trägt ja auch ein recht nettes Lustspiel. —
Müncheberg wurde passiert, dann Jahns-
felde und Diedershof, aber noch einmal
brachte uns der nichtsnutzige Magnet des
Motors zum Stillstand. Das war bei dem
märkischen Ort Sulow, wo wir lange Zeit
in Sonnenglut aus der Chaussee verharren
muhten. Endlich hatte der Chauffeur die
Penne behoben und ohne weitere Unter-
brechung wurde mit einer Durchschnitts-
geschwindigkeit von 70 Kilometer über
Manschnow und Kietz Küstrin erreicht." Die
Reisenden scheinen danach Pennbrüder ge-
wesen zu sein.

Lüben i. Schl. Schn.: Nr. 188 des
„Weltbürger Tageblattes" enthält ein herr-
liches Gedicht „Der Sommer 1911" von
C. Fernau, der nach Ihrer Mitteilung
Seifensiedermeister ist. Wir entnehmen dem
Poem folgende Verse:

„Ach von langer Dauer,

Die beklagt der Bauer.

Ist die heiße Zeit.

Mit der großen Dürre
Gibt es selbst auch Irre
Und so vieles Leid.

Lang nicht mehr gewesen
Ist's, das kann man lesen,

Wie in diesem Jahr.

Wo die Kraft der Blitze
Und die große Hitze
Menschen tödlich war.

Staub aus allen Wegen,

Alles lechzt nach Regen,

Mancher ruft: Gott helf!

Doch nach Gottes Willen
Muhte sich erfüllen
Neunzehnhundertels."

Wir schließen:

Und man lechzte lange
Schon nach dein Gesänge
Eines Dichtersmanns.

Da verfaßte Lieder
Dieser Seisensieder —

Jeder ruft: Der kann's!

Luhne bei Rotenburg (Hann.) E:
Der „Notenburger Anzeiger" (Nr. 5702)
berichtet:- „Paris, 9. Sept. Bei Rabat
explodierte gestern vormittag ein Quantum
alles Schißpulver, das nach dem Fort Notten-

bourg transportiert wurde." Vor solchem
Pulver muß man ja — Angst haben, man
mag wollen oder nicht.

Manövergelände bei Paderborn VII.
H. 33.: 3m „Paderborner Anzeiger" (Nr. 202)
liest man: „Soldatenmißhandlungen gehören
Gott sei Dank in unserer deutschen Armee
immer mehr zu den Seltenheiten. Daß sie
einmal vollständig werden ausgerottet sein,
daran ist leider bei der Unzulänglichkeit
aller irdischen Einrichtungen nicht zu denken.
Es genügt, daß ein kollerischer Unteroffizier
in einein Regiment ist. dem der Jähzorn
einmal mit dem Verstände durchbrennt, und
die Soldatenmißhandlung ist fertig." Was
wollen Sie denn? Kollerisch kommt doch
natürlich von Koller her!

Mexiko. I. W. P.: In Nr. 65 des
„Curhavener Tageblattes" lesen wir über
das 25jährige Dienstjubilänm des Herrn
Wachtmeisters Hannemann zu Cuxhaven:
„Das Schutzmannskorps übergab dem Ge-
feierten einen wunderschönen Nuhbaum-
Schreibtisch nebst Schreibzeug und Aschen-
behälter aus Silber. Die Kollegen des
Herrn Wachtmeisters gratulierten sämtlich,
und außerdem waren zahlreiche Glückwünsche
im Festhaus versammelt." Wir müssen leider
gestehen, daß der wichtige Gedenktag uns
entgangen war. So kam es, daß unter den
im Festhause versammelten Glückwünschen
der unsrige fehlte. Wir hoffen, daß wir
ihn zum 50jährigen Jubiläum des Gefeierten
werden entsenden können! — In dem
..Plauderstübchen" der ..Neuhaus-Ostener
Zeitung" (vom April 1911) findet sich ein
„Ostern" überschriebenes Gedicht, dem wir
folgende Verse entnehmen:

„Nun jubelt das Licht!

Der Schnee ist zerronnen:

Der Elanzstrahl der Sonnen
Tat schmelzende Pflicht!

Ein zitterndes Wecken
Schlich unbewußt
Durch Büsche und Hecken
In Osterlust. . . ."

Wir mahnen:

Das jubelnde Licht
Und die schmelzende Pflicht
Und das zitternde Wecken —
Vergesset sie nicht!

Holdriohl

München. F. Z.: In Nr. 127 des
„Fiissener Blattes" Heißt es in der Be-
sprechung einer Vorstellung des Füffener
Kurtheaters: „Hermance Bille, die noch in
letzter Stunde als die Gemahlin Werners
für Erika Kristen eingetreten war, bot uns
eine künstlerische Leistung ersten Ranges.
Ihre warmen Herzenstöne schlugen in jeder
Stimmung, in jeder Situation die richtigen
Saiten an." Merkwürdig! Sonst schlägt
man erst die Saiten an und dann kommen
die Töne, bei Hermance Bille aber kommen
erst die Töne, und diese schlagen dann die
Sairen an, und noch dazu in jeder Situation
die richtigen! Der Schreiber der Kritik
sollte sich die Töne pumpen.

Rixdorf. I. D.: Nr. 4-19 des „Montag"
. meldet aus Berlin: „Militärische Gäste. 2n

[etlj» 'CJUIlütljUyvil HU| um wviiuuutiiu tllUIJc-

mittag die 11. Infanteriebrigade hier ein.
Die drei Bataillone des 20. Infanterie-
Regiments aus Wittenberg, wurden auf
dem Anhalter Güterbahnhof, die des
35. Füsilier-Regts. aus Brandenburg a. H.
auf dem Bahnhof Westend ausgeschifft."
Der Berichterstatter war wohl mitgesahren
und unterwegs seekrank geworden.

Rombach (Post Lossburg-Rodl).
P. D.: Mit bestem Dank abgelehnt.

Sangerhausen. O. L.: Die „Sänger-
Häuser Zeitung" (Nr. 203) enthält folgendes
Inserat: „Ein Herrenüberzieher und ein
Knabenanzug, 13jährig, beide fast neu.
preiswert zu verkaufen. Zu erfragen bei
Frau Kein, Magdeburgerstraße 21." Drei-
zehnjährige Kleidungsstücke als „fast neu"
zu bezeichnen, ist eine imponierende Kühn-
heit. — In derselben Nummer finden wir
noch folgende „Ehrenerklärung: Die aus-
gesprochene Beleidigung gegen die Frau
Auguste Strohmeyer und Frau Anna Siede
nehme ich hiermit zurück und erkläre sie
für ehrlich. Nottleberode, den 29. August
1911.' N. Zehnpfund." Eine nette „Ehren-
erklärung". Wir bitten um zehn Pfund-
Mondschein!

Schmiedeberg (Riesengeb.). Tr. W.:

In Nr. 62 des „Schmiedeberger Stadtbl."
lesen wir über den Guttemplerorden: „Diese
vor mehr als 50 Jahren in Nordamerika
gegründete internationale Vereinigung von
Männern und Frauen bezweckt die sittliche
und rnssenhygienische Hebung des Menschen-
geschlechts und glaubt dieses Ziel am besten
zu erreichen durch steten Kampf gegen die Sitte,
alkoholfreie Getränke zu genießen." Vier-
mörder har nunmehr beschlossen, schleunigst
dem Gutremplerorden beizutreten. Er hofft,
es bis zum Großmeister zu bringen.

Valparaiso. I. M.: In der „Deutschen
Zeitung für Chile" vom 2. Mai lesen wir
unter Personalnachrichten: „Herr Zapfe aus
Temuco reist mit dem Dampfer .Gießen'
über die Cordillere nach Deutschland." Der
Dampfer „Gießen" scheint ein Lustdampser
zu sein. Diese Erfindung lag schon lange
in der Luft, wie unsere Zukunft aus dem
Wasser.

Zwickau (Sa.). H. B.: Die „Zwickauer
Zeitung" (Nr. 201) berichtet über ein in
Prießen bei Teplitz i. B. errichtetes Krieger-
denkmal: „Das Denkmal, das feierlich
enthüllt und eingemeiht wurde, ist von
soldatischer Schlichtheit. Ein schlanker, vier-
kantiger Odalisk steigt aus braunem Sand
aus." Ein Odalisk ist vermutlich eine
männliche Odaliske. Im Gegensatz zu dieser,
die gewöhnlich rundliche Formen zeigt, ist
er vierkantig.

Bei der «oben Menge der an UNS gerichteten Zu-
sendungen müssen wir um Geduld bitten, wenn sich die
Ausnahme der Beiträge verzögert. Die Beantwortung
jeder Einsendung ist uns ebenso unmöglich, wie die
Aufbewahrung der uns unverlangt xugehsndcn Manu-
skripte. Znrüclrgelandt werben diele nur, wenn der
Sendung das erforderliche Porto in Briefmarken bet-
gefugt ist. — Honoriert werden Brleskastenbeilrüge nicht.

Redaklionsschluh: 20. September 1911.

Die Redaktion des kladderadatsch.

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wird seit Jahrzehnten mit dem Erfolge zur Haus-

trinkkur bei Niercnyriess, Gicht, Stein, Eiweiss und
anderen Nieren- und Blasenleiden verwandt. Sie ist nachden
neuesten Forschungen auch dem Zuckerkranken vor allen
anderen Mineralwässern zu empfehlen, um den täglichen Kalk-
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zu ersetzen. Für werdende Mütter und Kinder in der Entwick-
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Verantwortlicher Redaltenr: Paul Warncle. — Verantwortlich für den Anzeigenteil: Gustav EillHausen. Berlin. — Verlag von A. Hosmann & Comp., Berlin SW. 6S, Ziminerstr. L

Drud von Hempel fr Sio. G>. m. b. H.. Berlin SW. 68, Zininiersrr. 7/8.
 
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