Das goldne Zeitalter
In dieser Zeit nationaler Blamage dringt zum Glück
doch eine Kunde an unser Ohr, die geeignet ist, einen
wahren Freudentaumel hervorzurufen. Wir dürfen es jetzt
aussprechen: das goldene Zeitalter der neuen deutschen
Kunst ist gesichert. Es mutz kommen, Seine Exzellenz der
preutzische Kultusminister Herr von Trott zu Solz führt es
als ruhmgekrönter Triumphator herauf. Die schauderhafte
Lotterei, die bisher leider auch in Preußen auf dem Gebiet
des Kunstunterrichts herrschte, soll endlich einer vernünftigen
Ordnung weichen. Das Studium an den preußischen Kunst-
hochschulen -soll ähnlich den Lehrgängen an den technischen
Hochschulen gestaltet werden. Vorbedingung für die Auf-
nahme ist das Reifezeugnis einer neunklassigen höheren
Lehranstalt. Es folgt ein regelrechtes akademisches
Studiuck.' Semesterzahl und Prüfungsordnung sollen vor-
geschrieben werden. Den Kunstschülern, die nach Ab-
.laus /der Studienzeit das vorgeschriebene Examen ob-
legen, wird ein Titel verliehen werden, der dem des
Diplomingenieurs entspricht. — Heil uns! Endlich wird
also der wahre, staatlich approbierte Diplombildhauer und
-maler, hoffentlich auch der Doclor art. Wahrheit werden.
Es war die höchste Zeit! Man har mit dem ekelhaften
Talent auf preußischen Kunsthochschulen die schlechtesten Er-
fahrungen gemacht, daher war es dringend nötig, das
Talent als Aufnahmebedingung auszuschalten oder wenigstens
in den Hintergrund zu drängen. Adolf Menzel z. B.. um
nur einen zu nennen, bewies als junger Mensch, daß er
für die Berliner Kunstakademie gänzlich ungeeignet war.
Gewiß, auch so hat er es dank der allerhöchsten Gunst und
Gnade zur Exzellenz und sogar zum erblichen Adel gebracht,
wobei übrigens die Erblichkeit nichts nützte, aber was härte
dieser akademisch ungebildete Mensch erreichen können, wenn
er die richtige akademische Bildung besessen hätte! — Fetzt also
wird es besser werden. Hai der junge stud, art. sein Staats-
examen bestanden, jo erhält er den Titel „Kunstreferendar",
dem dann der „Kunstassessor" folgt. Auch die Kunstrichter-
karriere kann nunmehr staatlich geregelt, der Kunstrichter,
was längst nötig gewesen wäre, sogar gematzregelt werden.
Wir erwarten von der Hohen Negierung, daß sie bald einen
Schritt weitergeht und auch die Dichterkarriere in gesetzliche
Bahnen bringt.
Übrigens haben sich, wie wir hören, die Verleger der
deutschen Witzblätter vereinigt, um gemeinsam gegen die
Negierung wegen unlauteren Wettbewerbs vorzugehen.
Sie versorgt sämtliche Tageszeitungen seit längerer Zeit
mit den besten Witzen von der Welt, und die ganze Welt
hält sich den Bauch vor Lachen. Was Herr von Vethmann
und Herr von Kiderlen in dieser Hinsicht geleistet haben,
ist bekannt. Aber Herr von Trott, dem das attische Solz
zur Verfügung steht, ist ihnen fast noch über. Und nun
soll, wie verlautet, auch Guido Thielscher in eine leitende
Staatsstellung berufen werden!
cP Sir Edward Grey hat eine Rede gehalten, in der er deutschen Presse geherrscht habe. Herr Erey übersieht etwas,
sagte, er glaube, daß mit dem Abschluß derMarokkohandlungen Es kann zwischen uns und England nicht »all right« [ein,
die Spannung schwinden würde, die in der britischen und | solange in Wien noch „Eartwright" ist.
Großer Preis Hygiene-Ausstellung Dresden 1911
'äferchens
F. WOLFF & SOHN’S
Kaloderma-Rasier-Seife
:: in Aluminium-Hülsen ::
STEHT DURCH ZUSATZ VON
KHL0DKR/;* A - G E L E E AN DER SPITZE
SÄMTLICHER RASIER-SEIFEN
Preis pro Stück: Eine Mark
Zu haben in Drogen-, Friseur- und Parfümerie-Geschäften
i
I
ftikör°£ssenzen
höchst konzentriert, garant. aus
Früchten bereitet. 12 Flaschen
sortiert 3 Mk. frei jed. Poststation.
Gebrüder Müller, Halle a. Saale 22.
Opt Anst G P.
R&-Akt-Ges.'
Kwt »f’r rn " '
i ^BERUNf
WIEN PARIS ' |
AU 59
NEW YORK
In dieser Zeit nationaler Blamage dringt zum Glück
doch eine Kunde an unser Ohr, die geeignet ist, einen
wahren Freudentaumel hervorzurufen. Wir dürfen es jetzt
aussprechen: das goldene Zeitalter der neuen deutschen
Kunst ist gesichert. Es mutz kommen, Seine Exzellenz der
preutzische Kultusminister Herr von Trott zu Solz führt es
als ruhmgekrönter Triumphator herauf. Die schauderhafte
Lotterei, die bisher leider auch in Preußen auf dem Gebiet
des Kunstunterrichts herrschte, soll endlich einer vernünftigen
Ordnung weichen. Das Studium an den preußischen Kunst-
hochschulen -soll ähnlich den Lehrgängen an den technischen
Hochschulen gestaltet werden. Vorbedingung für die Auf-
nahme ist das Reifezeugnis einer neunklassigen höheren
Lehranstalt. Es folgt ein regelrechtes akademisches
Studiuck.' Semesterzahl und Prüfungsordnung sollen vor-
geschrieben werden. Den Kunstschülern, die nach Ab-
.laus /der Studienzeit das vorgeschriebene Examen ob-
legen, wird ein Titel verliehen werden, der dem des
Diplomingenieurs entspricht. — Heil uns! Endlich wird
also der wahre, staatlich approbierte Diplombildhauer und
-maler, hoffentlich auch der Doclor art. Wahrheit werden.
Es war die höchste Zeit! Man har mit dem ekelhaften
Talent auf preußischen Kunsthochschulen die schlechtesten Er-
fahrungen gemacht, daher war es dringend nötig, das
Talent als Aufnahmebedingung auszuschalten oder wenigstens
in den Hintergrund zu drängen. Adolf Menzel z. B.. um
nur einen zu nennen, bewies als junger Mensch, daß er
für die Berliner Kunstakademie gänzlich ungeeignet war.
Gewiß, auch so hat er es dank der allerhöchsten Gunst und
Gnade zur Exzellenz und sogar zum erblichen Adel gebracht,
wobei übrigens die Erblichkeit nichts nützte, aber was härte
dieser akademisch ungebildete Mensch erreichen können, wenn
er die richtige akademische Bildung besessen hätte! — Fetzt also
wird es besser werden. Hai der junge stud, art. sein Staats-
examen bestanden, jo erhält er den Titel „Kunstreferendar",
dem dann der „Kunstassessor" folgt. Auch die Kunstrichter-
karriere kann nunmehr staatlich geregelt, der Kunstrichter,
was längst nötig gewesen wäre, sogar gematzregelt werden.
Wir erwarten von der Hohen Negierung, daß sie bald einen
Schritt weitergeht und auch die Dichterkarriere in gesetzliche
Bahnen bringt.
Übrigens haben sich, wie wir hören, die Verleger der
deutschen Witzblätter vereinigt, um gemeinsam gegen die
Negierung wegen unlauteren Wettbewerbs vorzugehen.
Sie versorgt sämtliche Tageszeitungen seit längerer Zeit
mit den besten Witzen von der Welt, und die ganze Welt
hält sich den Bauch vor Lachen. Was Herr von Vethmann
und Herr von Kiderlen in dieser Hinsicht geleistet haben,
ist bekannt. Aber Herr von Trott, dem das attische Solz
zur Verfügung steht, ist ihnen fast noch über. Und nun
soll, wie verlautet, auch Guido Thielscher in eine leitende
Staatsstellung berufen werden!
cP Sir Edward Grey hat eine Rede gehalten, in der er deutschen Presse geherrscht habe. Herr Erey übersieht etwas,
sagte, er glaube, daß mit dem Abschluß derMarokkohandlungen Es kann zwischen uns und England nicht »all right« [ein,
die Spannung schwinden würde, die in der britischen und | solange in Wien noch „Eartwright" ist.
Großer Preis Hygiene-Ausstellung Dresden 1911
'äferchens
F. WOLFF & SOHN’S
Kaloderma-Rasier-Seife
:: in Aluminium-Hülsen ::
STEHT DURCH ZUSATZ VON
KHL0DKR/;* A - G E L E E AN DER SPITZE
SÄMTLICHER RASIER-SEIFEN
Preis pro Stück: Eine Mark
Zu haben in Drogen-, Friseur- und Parfümerie-Geschäften
i
I
ftikör°£ssenzen
höchst konzentriert, garant. aus
Früchten bereitet. 12 Flaschen
sortiert 3 Mk. frei jed. Poststation.
Gebrüder Müller, Halle a. Saale 22.
Opt Anst G P.
R&-Akt-Ges.'
Kwt »f’r rn " '
i ^BERUNf
WIEN PARIS ' |
AU 59
NEW YORK