Parlamentsbenchl
n Moritz Krojankcr, parlamentarischem -SpeziaIberichterstatter der „Samotschiner Nachrichten"
Ein parlamentarisches Drama in
. zwei Akten. Erster Akt. (Trauerspiel.)
Abg. Straffer (kons.): Ich
muh der Regierung eklig aus den
Kopf spucken. Wir wollen einen
^ Karten, und sie will uns statt
dessen einen Möbelfritzen oder
eine Ausspannung auf den Tisch
des Hauses der Abgeordneten legen.
Ein Regierungskommissar: Ich bitte doch das
Haus, insbesondere die Hohe konservative Fraktion, nicht
böse zu sein. Wir haben es wirklich nicht so gemeint.
Abg. Friedberg (nl.): Himmelkreuzmillionendonner-
wetter! Eine solche Rücksichtslosigkeit ist seit Neros Zeiten
noch nicht dagewesen! Wenn ich nicht ein Nationalliberaler
wäre, so würde ich die Anwesenheit des Ministerpräsidenten
verlangen.
Abg. Lippmann (Vp.): 2ch verlange sie.
Abg. Heydebrand (konj.): Wirklich? Ist das Ihr
Abg. Lippmann (Vp.): Ich verlange auch den Kriegs-
minister.
Das Haus.verlangt demgemäß. (Ein wütender Boreas
rüttelt an den Mauern.)-
Zweiter Akt. (Lustspiel.)
Ministerpräsident: Ich habe Ihren Brief erhalten;
er ist aber für den Minister des Innern bestimmt. Adieu!
Minister des Innern von Dallwitz: Der Herr
Ministerpräsident hat mir Ihren Brief übergeben. Wir
sind artig und waren es immer. Sonst kann ich Ihnen
noch nichts mitteilen.
Abg. v. Heydebrand (kons.): Nun laßt es genug
sein des grausamen Spiels. Ich habe gesprochen, und das
genügt. Schieben wir die Sache jetzt an die Budget-
kommission ab, ohne daß auch nur ein einziges Wort ge-
sprochen wird!
Abg. P ach nicke (Vp.): Oho! Ich bin auch noch da.
Ehe ich den Kriegsminister nicht tot oder lebendig hier sehe,
geht der Weg nur über meine Leiche.
Abg. v. Kröcher (kons.): Nur nicht reden! Wenn ich
hier noch Präsident wäre, würde ich den Abgeordneten schon
das Maul verbinden, damit sie keinen Unsinn dreschen.
Abg. Friedberg (nl.): Kein Himmelkreuzmillionen-
donnerwetter! Kein Wort von Rücksichtslosigkeit! Still,
nur still! Und nichi fest auftreten, das schickt sich nicht!
Wir haben den Ministerpräsidenten gerufen; er hat uns die
hohe Ehre erwiese», hier zu fein. Zwar nicht auf lange,
aber er war wirklich hier. Ich habe seinen linken — Ver-
zeihung! — seinen rechten Rockschotz gesehen und lasie es mir
nicht ausreden, daß er hier war.
Abg. Trimborn (Z.) schweigt.
Unter dem Eindruck dieser ungehaltenen Rede schickt
das Haus die Minister in die Budgetkommission. (Ein
linder Zephyr säuselt um die Wände.) <r. m.
Einen so schönen Abend habe ich lange nicht
mehr erlebt. Ich war so seelenvergnügt, wie in
meiner ersten Studentenzeit. Alle Sorgen ver-
gessend, hatte ich dem Frohsinn die Tür geöffnet
durch 2 Stück der echten KOLA-Pastillen,
Marke DALLMANN, und heute verspüre
ich weder Kopfschmerz noch schlechte Laune
Dose In Apotheken und DrogenhandLngen. DALLMANN & Co., Schierstein a. Rhein
•Soeben erschien in unserem Berlage:
Ernste und Heilere Narren?
Geschichten von Joseph Iastt
Die „Deutsche Zeitung" schreibt über dieses Werk: Sechs unmoderne, köstliche Studien! An der ersten vom loten Barbier
kann man das Gruseln lernen. Die Geschichte vom kleinen Bcppo, der seinen Wohltäter erschießt, ist nicht ohne dramatische
Akzente, Herr und Fra» Butterweich eine niedliche Satire aus den reisenden Deutschen in Italien. Das „Judith" betitelte
Stücklcin würde manchem Autor zu einem tragischen Künsllcrroman ausreichcn, wie man aus „Herrn Justus Ucbcrbeins
Größe und Fall" ei» treffliches modernes Drama ä la Henry Bernstein gestalte» könnte. Reizvoll ist im vorletzten Stück
die Satire auf den ans dem Nichts kommenden, ins Nichts zurücktauchcndcn Cafehauslyriker, der entsagungsvoll als
Grünkrämer endet. Joseph Zaffe sollte mit seinen netten närrischen Skizzen nicht gar so bescheiden auftrcien. Was er hier
>n> bunten Strauße Ernstes und Heiteres bietet, eignet sich prächtig zum Lorlelcn in frohgelaunten Kreisen, vornehmlich das lctzt-
gcnannteGpus vom „Symbolisten". Wir brauchen in unserer vcrfticgencnLileratur solche bescheiden abseits vondcrTagesreklame
tätigen Kräfte, deshalb tollte man auf dieses lebensvolle Skizzcnbnch nur ja recht acht geben. So etwas ist selten. Greift zu!
Preis broschiert 2 Mark. — Durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
[ Verlag von A. Hosmann & Comp., Berlin -SW 68, Zimmerslraße
n Moritz Krojankcr, parlamentarischem -SpeziaIberichterstatter der „Samotschiner Nachrichten"
Ein parlamentarisches Drama in
. zwei Akten. Erster Akt. (Trauerspiel.)
Abg. Straffer (kons.): Ich
muh der Regierung eklig aus den
Kopf spucken. Wir wollen einen
^ Karten, und sie will uns statt
dessen einen Möbelfritzen oder
eine Ausspannung auf den Tisch
des Hauses der Abgeordneten legen.
Ein Regierungskommissar: Ich bitte doch das
Haus, insbesondere die Hohe konservative Fraktion, nicht
böse zu sein. Wir haben es wirklich nicht so gemeint.
Abg. Friedberg (nl.): Himmelkreuzmillionendonner-
wetter! Eine solche Rücksichtslosigkeit ist seit Neros Zeiten
noch nicht dagewesen! Wenn ich nicht ein Nationalliberaler
wäre, so würde ich die Anwesenheit des Ministerpräsidenten
verlangen.
Abg. Lippmann (Vp.): 2ch verlange sie.
Abg. Heydebrand (konj.): Wirklich? Ist das Ihr
Abg. Lippmann (Vp.): Ich verlange auch den Kriegs-
minister.
Das Haus.verlangt demgemäß. (Ein wütender Boreas
rüttelt an den Mauern.)-
Zweiter Akt. (Lustspiel.)
Ministerpräsident: Ich habe Ihren Brief erhalten;
er ist aber für den Minister des Innern bestimmt. Adieu!
Minister des Innern von Dallwitz: Der Herr
Ministerpräsident hat mir Ihren Brief übergeben. Wir
sind artig und waren es immer. Sonst kann ich Ihnen
noch nichts mitteilen.
Abg. v. Heydebrand (kons.): Nun laßt es genug
sein des grausamen Spiels. Ich habe gesprochen, und das
genügt. Schieben wir die Sache jetzt an die Budget-
kommission ab, ohne daß auch nur ein einziges Wort ge-
sprochen wird!
Abg. P ach nicke (Vp.): Oho! Ich bin auch noch da.
Ehe ich den Kriegsminister nicht tot oder lebendig hier sehe,
geht der Weg nur über meine Leiche.
Abg. v. Kröcher (kons.): Nur nicht reden! Wenn ich
hier noch Präsident wäre, würde ich den Abgeordneten schon
das Maul verbinden, damit sie keinen Unsinn dreschen.
Abg. Friedberg (nl.): Kein Himmelkreuzmillionen-
donnerwetter! Kein Wort von Rücksichtslosigkeit! Still,
nur still! Und nichi fest auftreten, das schickt sich nicht!
Wir haben den Ministerpräsidenten gerufen; er hat uns die
hohe Ehre erwiese», hier zu fein. Zwar nicht auf lange,
aber er war wirklich hier. Ich habe seinen linken — Ver-
zeihung! — seinen rechten Rockschotz gesehen und lasie es mir
nicht ausreden, daß er hier war.
Abg. Trimborn (Z.) schweigt.
Unter dem Eindruck dieser ungehaltenen Rede schickt
das Haus die Minister in die Budgetkommission. (Ein
linder Zephyr säuselt um die Wände.) <r. m.
Einen so schönen Abend habe ich lange nicht
mehr erlebt. Ich war so seelenvergnügt, wie in
meiner ersten Studentenzeit. Alle Sorgen ver-
gessend, hatte ich dem Frohsinn die Tür geöffnet
durch 2 Stück der echten KOLA-Pastillen,
Marke DALLMANN, und heute verspüre
ich weder Kopfschmerz noch schlechte Laune
Dose In Apotheken und DrogenhandLngen. DALLMANN & Co., Schierstein a. Rhein
•Soeben erschien in unserem Berlage:
Ernste und Heilere Narren?
Geschichten von Joseph Iastt
Die „Deutsche Zeitung" schreibt über dieses Werk: Sechs unmoderne, köstliche Studien! An der ersten vom loten Barbier
kann man das Gruseln lernen. Die Geschichte vom kleinen Bcppo, der seinen Wohltäter erschießt, ist nicht ohne dramatische
Akzente, Herr und Fra» Butterweich eine niedliche Satire aus den reisenden Deutschen in Italien. Das „Judith" betitelte
Stücklcin würde manchem Autor zu einem tragischen Künsllcrroman ausreichcn, wie man aus „Herrn Justus Ucbcrbeins
Größe und Fall" ei» treffliches modernes Drama ä la Henry Bernstein gestalte» könnte. Reizvoll ist im vorletzten Stück
die Satire auf den ans dem Nichts kommenden, ins Nichts zurücktauchcndcn Cafehauslyriker, der entsagungsvoll als
Grünkrämer endet. Joseph Zaffe sollte mit seinen netten närrischen Skizzen nicht gar so bescheiden auftrcien. Was er hier
>n> bunten Strauße Ernstes und Heiteres bietet, eignet sich prächtig zum Lorlelcn in frohgelaunten Kreisen, vornehmlich das lctzt-
gcnannteGpus vom „Symbolisten". Wir brauchen in unserer vcrfticgencnLileratur solche bescheiden abseits vondcrTagesreklame
tätigen Kräfte, deshalb tollte man auf dieses lebensvolle Skizzcnbnch nur ja recht acht geben. So etwas ist selten. Greift zu!
Preis broschiert 2 Mark. — Durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
[ Verlag von A. Hosmann & Comp., Berlin -SW 68, Zimmerslraße