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Macht der olle Achilles immer noch Verse,
und noch dazu eitrige?

Geilenkirchen. R. M.: Die Extra-
Ausgabe der „Geilenkirchener Zeitung" vom
14. September veröffentlicht einen den
„Politiken" entnommenen Bericht der
„Liberte" über die große Schlacht bei Paris.
Darin heißt es u. a.: „Die Schlacht wird
viele Tage dauern und noch verschiedene
Phrasen haben." Wir sind schon daran
gewöhnt, daß in diesem Kriege bei unfern
tegnern die Phrasen die Hauptrolle
spielen. England und Frankreich'besonders
befinden sich in der Phase der Lügenphrase.

Güstrow. ©.: In der „Eüstower Ztg."
(Nr. 213) fordert das Reichsbankdirektorium
zur Zeichnung der Kriegsanleihe auf und
sagt: „Die Zeichnungen können auch durch
Vermittlung der Königlichen Seehandlung
(Preußische Staatsbank) und der Preußischen
Zentralgenossenschaftskasse in Berlin, der
Kgl. Hauptbank in Nürnberg und ihrer
Zweiganstalten, sämtlicher deutschen Banken,
Bankiers und ihrer Familien, jeder deutschen
öffentlichen Sparkasse sowie jeder deutschen
Lebensversicherungsgesellschaft erfolgen."
Das ist recht! Mancher, der sonst vielleicht
nicht mitgemacht hätte, hat gewiß bei den
jungen, hübschen Frauen und Töchtern der
Bankiers gezeichnet.

Heidelberg. F. E.: Das „Heidelberger
Tagblatt" (Nr. 163) schreibt aus Barmen:
„Ein vierundzwanzigfacher Aushilfsschreiber
der Kölner Reichsbanknebenstelle Köln-
Nippes hat die hiesige Reichsbanknebenstelle
mit Hilfe eines Gutscheinformulars, auf
dem er die Unterschrift des Vorstandes ge-
fälscht hatte, um 45 000 Mark betrogen."
Das ist schwer begreif! ch, denn der vier-
undzwanzigfache Schreiber hat doch sicher
auch vierundzwanzigfaches Gehalt bezogen.

Koblenz. M. L.: Die „Koblenzer Ztg."
(Nr. 209) berichtet von dem reichen Flaggen-
schmuck einer deutschen Stadt: „Wappen
und Probleme zieren die Häuser." Das
sind emblematische Naturen, die uns hier
Rätsel aufgeben.

Marburg (Bez. Kassel). O. v. A.: Nach
der „Ereifswalder Ztg." (Nr. 206) hat der
Bischof von Straßburg eine Erklärung ver-
öffentlicht, in der er sagt: Wetterlä „soll
nach einem Bericht der .Kölnischen Volks-
zeitung' im ,Echo de Paris' einen von ihm
Unterzeichneten Artikel unterzeichnet haben,
der mit seinen früheren Erklärungen und
Eide im offenbaren Widerspruch steht. So-
bald wir die Tatsache authentisch festgestellt
haben, werden wir uns veranlaßt sehen,
gegen Wetterle mit drakonischen Strafen
vorzugehen." Daß Herr Wetterle den von
ihm Unterzeichneten Artikel nochmals unter-
zeichnet, ist ein Beweis einer Doppelhändig-
keit, die seiner Doppelzüngigkeit völlig ent-
spricht. Daß die gegen ihn beabsichtigten
kanonischen Strafen drakonisch sein werden,
erfüllt uns mit Genugtuung.

Meiningen. Ein Leser: Das „Meininger
Tagebl." (Nr. 198) schreibt: „Berlin, 25 Aug.
Der Kaiser übersandte der Kronprinzessin
ein Telegramm: Herzlichen Dank mein lie-
Kronprinzessin ein Telegramm: Herzlichen
Dank mein liebes Kind. Freue mich mit
Dir über Wilhelms Siege. Gott Eiserne
Kreuz II. und I Klasse verliehen. Auch
Oskar hat sich mit seinen Grenadieren tapfer
geschlagen. Er hat das Eiserne Lireuz
II. Klasse. Sage das Ina Marie. Gott schirme
uns auch ferner alle. Papa Wilhelm."
Welchem Zufall manchmal Ordensauszeich-
nungen zu verdanken sind! Hier ist es eine
ausgelassene Zeile, die dem Dekorierten zu
seiner freudigen Überraschung das Eiserne
Kreuz verschafft hat.

München. H. K.: Die „Münchner Ztg."
(Nr. 139) erzählt von einer neuen Einrich-
tung, die auf dem Sattelplatz einer Renn-
bahn Publikum und Pferde von einander
trennt und sagt: „Auch ist Unglücksfällen,
wie sie in letzter Zeit von einem Herein-
führen der Pferde verschiedentlich vorkamen,
Vorschuh geleistet." Der Schuster, der bei
seinein Leisten bleibt, leistet Vorschuh.

Myslowifz. Ein Leser: 2m „Oberschl.
Kurier" (Nr. 133) lesen wir folgendes: „Der
.unterstützungsbedürftige' Stammtischbruder.
In Kattowitz wurde dieser Tage an einem
alten Stammtisch eine Stiftung von meh-
reren 100 M. gemacht, und zwar für .not-
leidende' Stammtischbrllder.

Der .bedürft'ge' Stammtischfreund
Dieser selt'ne Mann, er scheint
Mir ein Bild, wert der Beachtung
Und zu heit'rer Weltbetrachtung:

Wer beim Früh- und Dämmerschoppen
Je 6 Glas vom guten Troppen
Nimmt und dann die Welt snrm qene
Anschaut durch des Schnapsglas' .Träne',
Wer Zigarren macht zu Rauch
Mit 'ner Binde um den Bauch,

Wer zu jedem Bier bequemlich
Ißt belegte Brötchen — nämlich
Dieser Mann erscheint nrir sehr
Als ein Notleidenderer.

Und entsetzt, weil die Behörden
Dieser Not nicht steuern würden
Warf man zu besagtem Zweck
Privat 6 Blaue in den — Sparkassenfonds."

Viermörder macht sich schon bereit, die Reise
nach Kattowitz anzutreten; ihm läuft das
Bier im Munde zusammen.

Neuhaldensleben. O. L.: In Ihrem
„Stadt- und Landboten" (Nr. 217) lesen
wir: „Telegramm Hindenburgs an Seine

Majestät über große Siege. WTB. Großes
Hauptquartier, 15. Sept. (Amtlich.) General-
oberst von Hindenburg telegraphiert an
Se. Majestät: Die Wilnaer Armee, römisch
zweites, drittes, viertes und zwanzigstes
Armeekorps, arabisch dritte und vierte
Reservedivision, fünf Kavalleriedivisionen

sind durch die Schlacht an den masurischen
Seen und anschließende Verfolgung voll-
ständig geschlagen. Die Erodnoer Reserve-
Armee, römisch zweiundzwanzigstes Armee-
korps, der Rest des römisch sechsten Armee-
korps und Teile des römisch dritten sibi-
rischen Armeekorps haben in besonderem
Gefecht bei Lyck schwer gelitten." Diese
verfluchten Russen! So haben sie es denn
wirklich fertig gebracht, eine ganze Reihe von
römischen und sogar arabischen Armeekorps
für sich ins Gefecht zu schicken. Das „römisch-
sibirische" Armeekorps wird wohl etwas Ähn-
liches sein, wie die Nase, die „sie" damals
„griechisch-römisch" hatte, die aber in diesem
Fall zu einer langen geworden iit, mit der
die Russen abziehen muffen. Oder sollte
die ganze Nachricht wieder am Tele-
phonieren — lügen?

Ziegen. F. Sch.: Im „Amtlich. Wittgen-
steiner Kreisbl." (Nr. 68) vom 26. August
1914 veröffentlicht das Königl. Bezirks-
kommando Meschede die Mobilmachungs-
order. Man sieht, was Deutschland an
Fixigkeit leistet. Da können unsre Feinde
nicht mit.

Stoip (ssomm.). F. B.: Die „Stolper

Post" (Nr. 206) schreibt: „25 000 Gefangene
im Musterlager. Im Musterlager sind am
Montag die ersten 1200 englischen Kriegs-
gefangenen eingetroffen. Im Gegensatz zu
den Franzosen und Belgiern machen die
Engländer in ihren grünlich-braunen Woll-
anzügen äußerlich einen vorteilhaften Ein-
druck, doch sind alle außerordentlich bedrückt.
Mit den in den letzten Tagen eingetroffenen
Zuaven befinden sich jetzt 25 000 Gefangene
im Musterlager." Sehr richtig! Diese
25 000 Mann sind nur Muster unseres
Engroslagers von Gefangenen, das auf das
beste assortiert ist.

Stralsund. £.: In der „Swinemünder
Ztg." (Nr. 107) lesen wir folgende Anzeige:
„Kinderwagen billig zu verkaufen." Die
Kirche hat einen guten Wagen.

Weinböhla. R. P.: Nach der „Wein-
böhlaer Ztg." (Nr. 143) teilte die englische
Admiralität mit, „daß,starke und zahlreiche
Geschwader' am Dienstag und Miltwoch die
Nordsee bis zur Bucht von Helgoland ,rein-
fegten'. Die deutsche Flotte machte keine
Versuche, sich dieser Auktion zu widersetzen."
Man sieht, die Engländer betrachten den
Krieg und jede einzelne Aktion in ihm als
ein Handelsgeschäft. Selbst die Bewegungen
der Flotte vergeben sie an den Meistbietenden.

Bei der großen Menge der an nns gerichteten Zu-
sendungen müssen wir um Geduld bitten, wenn sich die
Auinahme der Beiträge verzögert. Die Beantwortung
und Auinahme jeder Einleudung ist uns ebenso un-
möglich wie die Autbewabrung der uns unverlangt
zugehcnden Manuskr ple. Zurückgesandt werden diele
nur. wenn der Sendung das e, lorderliche Porto in
Briefmarken beigelügt ist. — honoriert werden Bries-
kastenbeiUäge nicht.

Redakuons>rymh: 22. September 191t.

Sie Redaktion des Kladderadatsch.

Eine gesunde Volksernährung, zu der Kakao
und Schokolade in hohem Maße beitragen,
hat das deutsche Volk stark und wehrhaft ge-
macht, sodah es eine Welt von Feinden sieg-
reich niederwersen kann. Für Feldpost ver?
sandsertig: Hartwig & Vogel's Tell-Schoko-
lade, Bittere Schokolade, Äberfettete Schok.
Pak. M.-.80 Pa*. <M. 1.50 Pak. M. 1.50

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