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Äerlin, den 16. November 1924

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage
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Wochenkalender

Montag, den 17. November
Zwar in Marokko haut man sich
Die Jacke wacker Volks
In China würgt man fürchterlich
Sich ab wie blind und toll.

Dienstag, den 18. November
Europa aber, das hat Ruh'

Und denkt au Kriege nicht;

Man lächelt dort sich selig zu
Mit sanftem Angesicht.

Mittwoch, den 19. November
Frankreich ist uns besonders gut,
Das sicht wohl selbst ein Roß;

Und selig ihm ini Arme ruht
Die gute Tante Boß.

Wochenkal-ender

Donnerstag, den 20. November
Alldeutschland fühlt sich sehr gedrückt -
An Frankreichs glühend Herz,

Und Frankreich, innerlich beglückt,
Treibt weiter mit ihm Scherz.

Freitag, den 21. November
Frankreich drückt an die Brust es fest
Und gibt ihn: Kuß uni Kuß,

Wie deutlich uns erkennen läßt
Der Fall Nathusius.

Sonnabend, den 22. November
Und weil so wohl uns Frankreich will,
So laßt uns allemal
Nach seinen Wünschen handeln still
Bei der zukünft'gen Wahl.

Sladdirodolsch.

Demokratischer Triumphgesang!

Triumph! Hier stehen wir geeinigt
Als die Partie von der Partei,

Die, endlich voll und ganz gereinigt.

Als Anentwegteste dabei!

Als Grund und Keinath uns verliehen,
Da taten sie es klugerweis',

Auf dah wir sie nicht roh verstießen
Aus unserm trauten Bruderkreis.

Wir sahen sie mit Freuden scheiden
And all die andern hinterher;

Wir konnten Gerland gar nicht leiden
And Schiffern noch viel weniger.

Ganz hat sich unser Glück erwiesen,

Als uns verlieh der beste Held;

Wie gaben wir so selig diesen
Domini -cus der ganzen Welt!

And weiter geht es, immer weiter,

And unser liebend Auge glänzt;

Ganz Strelitz steigt von unserer Leiter —
Wie kocht's in uns und erkelenzt!

Wenn sonst uns Einzelne verlassen
And unfern ausgewärmten Kohl —

Jetzt ziehn sie fort in ganzen Massen
And das tut uns besonders wohl!

Es ist so still in Mäh' und Ferne.

Leis' eine Abendglocke nur;

Wir beide als die letzten Sterne.

Wir sind allein auf weiter Flur!

„Komm, Koch, und ruh' an meinem Busen!
Ich bin dein lieber Erkelenz!" —

„Hier, Erkelenz, hier kannst du drusen,
Indes ich, Koch, dein Haupt bekränz'!

And kam das Ende des Gew anders,

Das freut den Anentwegten sehr:

Wir stehn und können nicht mehr anders,
Wir können überhaupt nicht mehr!

Wir übersehn das Grenzgemarke
Der wunderbarsten der Partein
And hauchen stillbeglückt: Der Starke.

Er ist am mächtigsten allein!"
 
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