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„Siudentenvater"

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Einstellung au»).

(Anstatt des veralteten „Laiidcsvatcrs" allen
gchorsaincn Musciisöhncn zur Einsnhrnng
empfohlen.)

Alles schweige,

Jeder neige

Neuen Tönen nun sein Ohr!
Hört, ich sing in argem Kater
Becker», dem Studentenvater,
Hall cs Wider, braver Chor!

Für die Söhne
Hat der schöne
Oberches stets Lieb' gefühlt,

Freilich ist dabei vonnöten.

Daß man tanzet nach den Flöten-
Tönen, die er höflich spielt.

Schätzt nicht Träger
Blanker Schläger,

Weil er Eise» nicht goutiert.

Die Mensur ist Staatsverhängnis,
Darum wandert ins Gefängnis,
Wer so etwas noch pecciert,

Das Märchen„Französische Gerechtigkeit"

Erzähl' »ns die allernenestc Geschichte,
lieber Großpapa.

Die vom reichen Michel und den
Räubern?

Aber die ist doch uralt, Großvater.

Ach so, die neueste Geschichte wollt
ihr hören. Ich weiß euch da ein neues
Märchen, das „Märchen von der fran-
zösischen Gerechtigkeit". War da mal
ein junger Leutnant, der schoß auf harm-
lose Deutsche. Den einen schoß er mause-
tot, den anderen invalid fürs ganze
Leben. Da aber kam die sranzösische
Gerechtigkeit daher, und sie sagte: „Ich
bin blind. Ich dulde von keiner Seite
Unbilden. Ich werde daher richten und
strafen."

Und sic richtete und strafte. Und sic
war wirklich blind; denn sie sah nicht,
was schwarz und was weiß ist. Und
gab dem Leutnant ein Lob wegen guten
Schießens und sperrte den Verwundeten
ins Gefängnis. Und . . -

Ist denn das wahrhaftig die neueste
Geschichte, dies „Märchen von der fran-
zösischen Gerechtigkeit?"

Der Großvater ist ein sehr, gewissen-
hafter Mann. Er denkt »ach: Eigent-
lich ... . eigentlich doch nicht. Es ist
eigentlich eine sehr alte Geschichte, und
sehr oft hat sie sich ereignet. Immer,
wenn Michel wehrlos war. Nur die
Personen wechselten. Aber die „französi-
sche Gerechtigkeit", die spielte immer die
Hauptperson. Einmal hieß die Geschichte
„Palm", dann mal „Schill", vor einigen
Jahren erst, da hieß sic „Schlageter".
Immer die gleiche Geschichte . . .

Ja, Großvater, eine „Geschichte". Aber
doch wohl kein „Märchen"? Du hast ja
Tränen im Auge, Großvater.., Du würdest
doch über ein Märchen nicht weinen . . .

Doch, Kinder. Merkts euch für euer
Leben und erzählt es mal eure» Kin-
dern: Die französische „Gerechtigkeit" ist
ein Märchen!

Stoßseufzer

Murrt ein Frecher,

Gleich als Rächer

Naht er wild niit Zorngeschnanf,

Setzt zum Zwecke der Gewinnung
Patentierter Staatsgesinnung
Ihm die Daumenschrauben aus.

(Die Prästben geben btn Paaren Rohrstöcke In bie

Seht ihn winken
In der Linken,

Diesen Rohrstock des Papas!
Laßt ihn sausen auf die Hüte!

(Geschieht. Danach zieht jeber mit entblößtem Scheitel
eine weiße ministerielle Zipfelmütze au» ber Tasche unb
fnüpft sie an bie Spitz- be» Rohrstock».,

Seht den Stern der Vatergüte!
Bnrschenfreiheit nennt man das!

Komm, du Rohrstock schlank und wuchtig,
Hohes Zeichen des Respekts!

Schwer wird Väterchen nur süchtig,
Aber wenn einmal, dann fleckt's!

Laßt uns sestlich ihn betasten!

Jeder Scheitel kriegt was ab.

Und dann laßt den Wehestab
Bis zum nächsten „Falle" rasten!

(Di- ministeriellen Zipfelmützen werben aufgesetzt))

So nimm sie hin, dein Haupt will

ich bezipfeln

Und drauf den Rohrstock tipseln!

Es lebe unser Vater hoch,

Ein Hundsfott, der ihn schimpfen sollt'!

Ruhe von der schönen Feier,
Braves Stückchen, ruh nun fein!
Jeder trachte, wackrer Freier
Um die Vatcrgunst zu sein.
Jedem Heil, der sich bemühte,
Ganz zu sein des Vaters Knecht:
Keinem mehr Studentenrecht,

Der nicht Beckersch von Geblütc!

Zur Rede Scheidemanns
Ein Gesetz gegen Schmutz und Schund
haben wir nun glücklich; viel dringender
brauchen wir jetzt eins gegen Schmach
und Schande.


„Wenn ick Reichstagsabgeordneter jewesen wäre, brauchte
ick wejen bet bisken Landesverrat hier nich zu sihen!"
 
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