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Kladderadatsch — 81.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.2308#0285
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1928 befindet sich folgendes Hciralsgesuch:
„Das Leben ist so fad — Vielleicht finde ich
auf diesem Wege einen guten Kamerad —
Ich will mit ihm teilen Freud und Leid —
Ihn hegen und Pflegen bis in Ewigkeit —
In sichrer Stellung muß er sein — Und ich
will richten ein kleines Heini — Es melde sich
ein von Herzen gebildeter Mann — der bis
50 zählen kann, unter usw." Diese Neigung
rein zum Himmel schreit. Das arme Mädchen
tut mir leid! Was fängt es mit einem Rind-
vich an, das nur bis 50 zählen kann?

Harburg (Elbe). C. K.: In den ,^Harburger
Anzeigen und Nachrichten" vom 29. März 1928
befindet sich die Ankündigung einer „Konkurs-
Auktion", in der alle möglichen Gegenstände,
z. B. 1 gr. Partie Wäsche, Stiesel, Schuhe,
1 Ledcrkosfcr, 2 Ledcrtaschen, 1 Bibel aus dem
15. Jahrhundert, 1 gold. Herrcnuhr mit gold.
Kette, 1 Chcmiscttknops (Brillant), 90 Flaschen
Wein u. a. mehr, angekündigt werden. Zum
Schlüsse heiß! cs: „Die Gegenstände, außer

Wein, sind gebraucht." Diese Schlußbemcrkung
des cndesuntcrzeichneten Auktionators er-
scheint durchaus notwendig; denn aus „ge-
brauchten Wein", der crsahrungsgcmäß ganz
scheußlich schmeckt, würde niemand Herein-

Kappeln (Schlei). W.: Im „Schlei-Boten"
vom 21. März 1928 befindet sich folgendes
Angebot: „Sofort zu vermieten eine

2-Zimmcrwohnung sür ruhige Leute. N. Pe-
tersen, Norderbrarnp. Fertige Särge stets
vorrätig. D. O." Diese Ruhe bei Pctcrsen in
Norderbrarup strömt keine rechte Behaglich-
keit aus.

Kiel. K.: In der Kieler Zeitung" vom
28. März 1928 befindet sich folgende amtliche
Bekanntniachung. ,Lwangsversteigerimg. Im
Wege der Zwangsvollstreckung soll am 30. Mai
1928 vormittags 10V4 Uhr an Gerichtsstell«,
Ringstraße 19 Zimmer Nr. 12 versteigert
werden, der im Schiffsregister von Riga ein-
getragene Motorschuner „Dora". Eigcnlünier
laut Flaggenattest vom 2. Dezember 1927
Schifssreeder und Kaufmann W. Klompus,
unbekannjen Aufenthalts, zuletzt in Riga,
Große Schmiedestraße 32, zur Zeit im Kieler
Hasen liegend. 22 K 204/27. Kiel, den,20. März
1928. Das Amtsgericht, Abt. 22." Wenn W.
Klompus tatsächlich im Kieler Hafen liegen
sollt«, so würde das, meinte unser Biermördcr,
auf eine vom berühmten „Kieler Grog" her-
rührende sabelhaste Bettschwere" zurückzu-
sühren sein. Wir sind aber eher der Ansicht,
daß dem Schreiber des Amtsgerichts hier ein
bedenkliches Versehen passiert«. — Herzl.
Gruß und Dank!

Königsberg i. Pr. E. H.: In der „Rasten-
bnrger Zeitung" vom 3. April 1928 lesen wir:
„Vorsicht bei Bohnerwachs. In einem Ge-
schäft in Köln hatte ein Hausdiener eine Blech-
flasche mit flüssigem Bohnerwachs an den Ösen
gestellt, um dieses zu erwärmen. Ein sechzehn
Jahre altes Lehrmädchen nahm die Flasche
voni Ofen, wobei sie durch die sich in der

Flasche cntivickeltcn Gase zerplatzte." Na, die
Sache ist ja auch zum Platzen!

Laubau. Dr. H. F.: In Nr. 80 der „Neuesten
Nachrichten für Stadt und Kreis Lauban"
befindet sich eine Betrachtung über „Ostern-
Verlobung"; darin heißt cs: „In manche
Familie kommt jetzt also ein „Ostergruß mit
Überraschung", — nur daß man sich jetzt
weniger mit den vier Buchstaben empfiehlt,
sondern einfach ,^>rüßt". Unsinn! Man sagt
zwar: „Man setzt sich auf seine vier Buch-

staben" — aber niemals empfiehlt man sich

Leipzig. W. V.: In den „Leipziger Neuesten
Nachrichten" vom 7. April 1928 beginnt ein
Heiraisgcsuch mit folgenden Worten: „Glück-
lich sein zu wollen, ist der tiefinnerste Drang
jeder Menschenbrusl! Kaufmann (M. 30),
Idealist a. d. Gebiete der Glückschc (C. Bul-
lcnstcdl), sehnt sich nach Vcrbindg. mit herrl.
vcrmög. Weib." Na ja, mit — 30 Mark kann
man schon genügend Idealist sein, um sich ein
„herrl. vermög. Weib" zu wünschen.

Neustrelitz. G. B.: In der „Landeszeitung
für beide Meckenburg" vom 31. März 1928
lesen wir unter „Neustrelitz, vom 30. März"
über die Auffindung eines vorzeitigen Mai-
käfers; zuni Schlüsse heißt es: „Der Mai-
käfer wurde bei Ausschachlungsarbcitcn in der
Karlstraße 25 Zentimeter unter der Oberfläche
von Herrn Willi Krause gesunden." Das ist
aber wirklich hochinteressant; man sollte unter
der Oberfläche des Herrn Willi Krause weitere
Forschungen und Nachgrabungen anstellen.

Oels (Schlesien). W. G.: In Nr. 78 der
„Deutschen Zeitung" lesen wir: „Der Reichs-
poftministcr hat verfügt, daß fortan alle Post-
dienststellen des gesamten deutschen Reichspost-
gebiets, einschließlich der Postagenturen und
Posthilfsstellen, sür den Fernsprechverkehr un-
unterbrochen von morgens 3 Uhr bis abends
3 Uhr ossenzuhalten sind. Hieraus ergibt sich
der bedeutsame Verkehrsfortschritt, daß nun
jedermann im ganzen deutschen Reich mit
jedem der Fernsprcchanschluß hat, von morgens
3 Uhr bis 8 Uhr abends zu jeder Zeit sprechen
kann." Mt dieser neuen, auch vom Reichs-
postminister beliebten Stundenzählung mag
sich der Deubel zurechtfinden. Unser Mit-
arheiter Biermörder meint, daß mit „abends
3 Uhr" die Zeit zwischen dem „Frühschoppen"
und dem „Dämmerschoppen" gemeint ist.

Pieskow (Mark). R. P.: Daß die „Fürsten-
walder Zeitung" erst in ihrer Nummer vom
11. April 1928 die Wetterprognose für den
— 10. April 1928 bringt, ist ein Akt der Vor-
sicht, den man nach den neuesten eklatanten
„Osterreinfällen" der Meteorologen nur be-
greiflich finden und loben kann.

Potsdam. W. H. Uns ging zu: Max Leh-
mann, Freiherr vom Stein, 3. Auf-
lage, Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht
1928. Pr. geh. 11 M., gcb. 11 M. Dieses her-
vorragende Werk, das bereits in dritter Aus-
lage vorliegt, sollte jeder, der etwas auf sein
Deutschtum hält, namentlich aber, wer sich zu

den Jungen, den freudig an Deutschlands Zu-
kunst Glaubenden zählt, mit seinem eck libris
versehen. Mit Meisterhand ist hier ein Bild des
genialen Vorläufers Bismarcks gezeichnet, der
theoretisch und praktisch die Grundlage zu
Deutschlands künftiger Größe schuf. Steins
Ausspruch, in dem sein ganzes politisches
Glaubensbekenntnis ruht: „Der Staat ist

kein landwirtschaftlicher und Fabrikcnver-
ein, sondern sein Zweck ist religiös-sittliche,
geistige und körperliche Entwicklung; cS soll
durch seine Einrichtungen ein kräftiges,
mutiges, sittliches, geistvolles Volk, nicht allein
ein kunstreiches und gewerbefleißiges gebildet
werden", sollte heute mehr denn je uns Deut-
schen in Fleisch und Blut übergehen. Das
Werk darf als ein nationales Erbauungsbuch
bezeichnet werden.

Rostock. H. I.: Die Schweriner „Mecklen-
burgische Zeitung" vom 29. März 1928 be-
richtet über das Bankett des „Vereins der
Ausländischen Presse" in Berlin; unter an-
derem lesen wir: „Nunzius Pacclli stellte zu-
nächst ein« Arbeits- und Ersolgsverbunden-
heit zwischen Diplomatie und Fresse scst."
Sehr richtig! Dieser Zusammenhang ist ganz
unverkennbar; man braucht sich nur der un-
heilvollen Wirkungen zu erinnern, die die —
„Fresse" Poincaräs jo häufig hcrvorgebracht

Schwarzenberg, Sachsen, vr. H.: Im „Erz-
gebirgischen Volkssreund" vom 20. März 1928
wird über die Aufstellung von neuen „Gesahren-
schildern" in der Amtshauptmannschaft
Schwarzenberg berichtet; unter anderm lesen
wir: „Da die Behörden die Aufstellung der
Schilder nur in Übereinstimmung mit den Be-
dürfnissen der Straßenbenutzer vornehmen
wollten, fand am vergangenen Donnerstag
und Freitag eine gemeinsame Besichtigung
usw." Welch eine Idylle! Aber auch wie
nett und — rücksichtsvoll; denn sonst könnte
vielleicht jemand gerade im kritischen Monient
an einer Stelle der Straße überfahren werden,
die er bisher für völlig „sturmfrei" gehalten

Torgau. vr. A. R. W.: Nr. 81 der „Tor-
gauer Zeitung" meldet: „** Melpitz, 3. April.
Dem ehemaligen Garde-Füsilier Landwirt
Oswald Haman wurde die Deutsche Ehren-
denkmütze des Weltkrieges am schwarz-weiß-
roten Ordensbande, mit Kampfabzeichen ver-
liehen." Sehr vernünftig! Da Orden und
Ehrenzeichen in der Republik verpönt sind, so
versucht man es im Kreise Torgau mit „Dcnk-
mützen", die das republikanische Gefühl
weniger verletzen als die früher üblichen Denk-
münzen.

für und bestimmten Einsendungen sind kurzweg
>e Schrislleitung iB-rlin SW 48, Wilhelmstr. 8),
an einzelne Redaltionsmilgliedec persönlich zu

>schl°g beigekstgt ist.
cd nicht» vergütet.
Abschluss dieser Nummer: Iv. April ,8-8.

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