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»Mein Hau« IS abjebrannt und noch nich wieder uffjebaut. 2n meinem harten hausen Zijeuner und ick habe keene Knüppel, um sie
zu vertreiben. 2elt> Hab' Ick keenS, nur Schulden, die keener zählen kann. O Mensch, det iS eene Verfassung, wo ick mir befinde!!"
»Na und for wat setzt de dir 'n Kran; uff 'n Kopp?"

»Na, Mensch, so 'ne Verfassung muß man doch feiern!"

Thomas Mann soll, wie Prosessor
Förster in seiner „Menschheit" berichtet,
zum Mitarbeiter einer Pariser Zeit-
schrift geäußert haben, der deutsche Na-
tionalismus sei mit Talentlosigkeit ge-
schlagen, nicht geistfähig, ohne die Kraft
zu „faszinieren", er sei „schlichter Bar-
barismus", über ihm schwebe ein Fluch,
ein „metaphysisches Interdikt" (?), er sei
die unverzeihliche Sünde Wider den
deutschen Geist, und der Schriftsteller,
der ihm anheimfalle, komme unauf-
haltsam herunter. — Wenn dieser Be-
richt zuverlässig ist — und das sind die
Erzählungen der Förster bekanntlich
meist —, dann, ja dann kann man freilich

Oer Fluch des Nationalismus

zu dem national denkenden deutschen
Schriftsteller nur sagen: „Siehste, Nauke,
da haste die Pauke!" Und dann sind
sicher auch von jeher unsere patriotischen
Dichter, wie Schiller, Körner, Kleist,
Gustav Freytag u. a. m., mit Talent-
losigkeit geschlagen und „metaphysisch ge-
ächtet", ja, Sünder wider den deutschen
Geist gewesen. Nur gut, daß viele von
ihnen so früh gestorben sind, sonst
wären sie noch tiefer heruntergekommen.
Sehr schade dagegen, daß sie nicht we-
nigstens die „Menschheit" gelesen oder
sich mit Pariser Literaten unterhalten
haben! Sie würden auf diese Weise,
wenn sie auch wohl niemals an Thomas

Mann und seinen Sohn, das „Klaus-
männchen", herangereicht hätten, viel-
leicht doch etwas Talent eingeflößt er-
halten, einen Hauch Mannschen Geistes
verspürt haben — kurz, eine kleine „Ber-
manschung" würde ihnen gut getan
haben. Ach, daß man sie doch jetzt
noch in diesen „Zauberberg" einsühre»
könnte! Da das indes leider nicht
mehr möglich ist, so sollen minde-
stens die heutigen Schriftsteller Deutsch-
lands — die anderer Länder mögen
es damit halten, wie sie wollen —
ihren Nationalismus abschwören und
sich zur echten Thomasgläubigkeit be-
 
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