Äerlin, den 4. August 1929
Dieses Staff erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage
vczugbprei« vierteljährlich 7 Relchllmark. direkt vom »erlog 7,50 Reichsmark. Bei Bezug durch die Postonstollen monailich RR. 7.10
Bestellungen nehmen auch all: Buchhandlungen und Zeitungeexpedilionen entgegen
A erlag deS Kladderadatsch, A. Hofmann s Co. G. m. b. Q., Äeriin SW 48, Wilhelmstr. 9
Alleinig« Anzeigenannahme Annonienerpediiion Rudolf Rosse. Berlin SW 100, und deren Filiale».
Alle Rechte für fLmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.
Berliner Wochensang
Am Lehrter Bahnhof der Glaspalast
Zeigt hundert Jahre Berliner Kunst:
Erinnerungen, die längst verblaßt,
Entsteigen verklärendem Weitcndunst.
Nicht viele durchschreiten der Säle Flucht,
Zu denen Kunst von damals noch spricht,
Und an die blinden Scheiben mit Wucht
Pocht fordernd das Heut und wartet nicht.
Trüb scheint uns immer die Gegenwart
Gemesten an schöner Vergangenheit,
Sie malt in Tönen so kalt und hart,
Und golden malte die alte Zeit.
Doch jenes Gold war mehr als gemalt:
ES war gediegen eitel und echt;
Die Menschen von heute überstrahlt
In seinen Werken das alte Geschlecht.
Turmhoch ragt über das neue Berlin
Das alte, das Preußens Größe geschaut,
Blickt auch manch Turmhaus darüber hin,
Pygmäen sinds doch, die so was gebaut.
Sie nagen und fresten an alter Pracht
Wie Motten- und Rattenvolk sich nährt;
Das lebt und vermehrt sich und belacht
Die Schöpfung, die über den Alltag währt.
Sloch steht von Langhans das Säulentor,
Von siegreichem Heere durchschritten gar oft,
Schon raunt es von„Abbruch" an unserOhr;
Die Spitzhacke grinst und lauert und hofft.
So fallen Denkmal und Palast,
Der Größe lästige Mahnerschast,
Bald haben Verkehr und Lärm und Hast
Die letzte Muse dahingerafft. w. n.
Vor- und Nachteile der Elf
Die Elf ist eine schöne Zahl,
Erinnert an die Elfen,
Die in der Nacht beim Mondenstrahl
Verirtten Wandrern helfen.
Die ihren Reigen wälderhin
Auf grünen Auen führen,
Die jedes echten Ritters Sinn
Zu heißer Liebe rühren.
Die Elf ist eine schöne Zahl,
Das wissen die Studenten!
Die hocken gern im kühlen Saal
Bei Wein und kalten Enten,
Die kneipen bis zur Morgensonn'
Und ehren als die braven
Genossen des Anakreon
Den elften Paragraphen.
Die Elf ist eine schöne Zahl,
O denkt nur an den Elfer!
Der bannt und bricht der Sorgen Qual
Trotz wässrigem Gebelfer.
Der Wein erfreut des Menschen Herz
Und gar von dieser Sorte!
Der reißt die Seelen himmelwärts
Bis zu der Götter Pforte.
Die Elf ist auch 'ne dumme Zahl,
Besonders im Auguste!
Da heißt es feiern allemal,
Und willste nicht, dann mußte!
Da zwickt und zwackt man dich voll List,
Und Drohung spannt die Leiern,
Bis du in der Verfassung bist,
Verfassung recht zu feiern!
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Zeigt hundert Jahre Berliner Kunst:
Erinnerungen, die längst verblaßt,
Entsteigen verklärendem Weitcndunst.
Nicht viele durchschreiten der Säle Flucht,
Zu denen Kunst von damals noch spricht,
Und an die blinden Scheiben mit Wucht
Pocht fordernd das Heut und wartet nicht.
Trüb scheint uns immer die Gegenwart
Gemesten an schöner Vergangenheit,
Sie malt in Tönen so kalt und hart,
Und golden malte die alte Zeit.
Doch jenes Gold war mehr als gemalt:
ES war gediegen eitel und echt;
Die Menschen von heute überstrahlt
In seinen Werken das alte Geschlecht.
Turmhoch ragt über das neue Berlin
Das alte, das Preußens Größe geschaut,
Blickt auch manch Turmhaus darüber hin,
Pygmäen sinds doch, die so was gebaut.
Sie nagen und fresten an alter Pracht
Wie Motten- und Rattenvolk sich nährt;
Das lebt und vermehrt sich und belacht
Die Schöpfung, die über den Alltag währt.
Sloch steht von Langhans das Säulentor,
Von siegreichem Heere durchschritten gar oft,
Schon raunt es von„Abbruch" an unserOhr;
Die Spitzhacke grinst und lauert und hofft.
So fallen Denkmal und Palast,
Der Größe lästige Mahnerschast,
Bald haben Verkehr und Lärm und Hast
Die letzte Muse dahingerafft. w. n.
Vor- und Nachteile der Elf
Die Elf ist eine schöne Zahl,
Erinnert an die Elfen,
Die in der Nacht beim Mondenstrahl
Verirtten Wandrern helfen.
Die ihren Reigen wälderhin
Auf grünen Auen führen,
Die jedes echten Ritters Sinn
Zu heißer Liebe rühren.
Die Elf ist eine schöne Zahl,
Das wissen die Studenten!
Die hocken gern im kühlen Saal
Bei Wein und kalten Enten,
Die kneipen bis zur Morgensonn'
Und ehren als die braven
Genossen des Anakreon
Den elften Paragraphen.
Die Elf ist eine schöne Zahl,
O denkt nur an den Elfer!
Der bannt und bricht der Sorgen Qual
Trotz wässrigem Gebelfer.
Der Wein erfreut des Menschen Herz
Und gar von dieser Sorte!
Der reißt die Seelen himmelwärts
Bis zu der Götter Pforte.
Die Elf ist auch 'ne dumme Zahl,
Besonders im Auguste!
Da heißt es feiern allemal,
Und willste nicht, dann mußte!
Da zwickt und zwackt man dich voll List,
Und Drohung spannt die Leiern,
Bis du in der Verfassung bist,
Verfassung recht zu feiern!