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Folgende uns zugegangene Manuskripte werden unter Hinweis auf die am Ende des Brieskastcns befindliche Mitteilung mit bestem Dank abgelehnt:
Altona: N. N. — Bad Wildungen: C. W. — Berlin: F. D. — Dortmund: E. A. — Eckardstcin: W. K. — Freiburg i. Br.: v. P.
Soest: I. W. — Zoppot: H. S.

Sichern (Baden). F. D.: Auf einem uns ein-
gesandten Ausschnitt aus einer in Achern cr-
scheinenden Tageszeitung (nähere Angaben
fehlen) befindet sich ein Aufsatz belehrenden
Inhalts mit der Überschrift „Das Gebot der
Stunde"; darin heißt cs: „Ein Gebot der
Stunde wird immer eine Stellungnahme
heische». Weil nur dem Mutigen die Welt
gehört, selbst wenn cs nur die Kleinwclt einer
Umwelt ist. Ter Zauderer, der Mensch mit
dem ewig offenen Hinterpförtchen, wird nie
die Materie meistern." Ganz unsere Meinung;
denn solch ein armes, geplagtes Luder kommt
ja bei dem immerwährenden „Laufen" über-
haupt zu keiner Tätigkeit.

Ambcrg. E. K.: Nr. 231 der „Amberger
Volkszeitung" berichtet über das „Sängerfest
in der Stadthalle"; unter anderm lesen wir:
„Nr. 1: die Akustik. Soll die große Stadthalle
zu Konzertzwecken verwendet werden, dann
wird die Stadt gut daran tun, den störenden
und die Akustik verschlechternden Mittclaufbau
im Saale zu beseitigen. Die hintere Hälfte der
Zuhörer war bei dem Konzert zu kurz ge-
kommen." Das ist ein lächerlicher Einwand
gegen die sicherlich sehr schöne Stadthalle; die
Gehörorgane der Amberger werden doch, wie
bei anderen Mittelenropäern, zu beiden Seiten
des Kopfes sitzen; ob die Töne zu der voni
Kritiker erwähnten — hinteren Hälfte der Zu-
hörer gelangen können, ist also völlig —
Wurscht.

Berlin-Tegel. F. P.: In den Berliner
Tageszeitungen befindet sich folgende Ankündi-
gung: „Casino-Thcat. 8'A. Lothringer Str. 87.
Vertagte Hochzeitsnacht. Gutschein 1—1 Pers.:
Faut. 1,25, Sessel 1,75." Was haben Sic denn
daran auszusetzen? Wenn cs mit dem „Gut-
schein 1—4 Pers." seine Richtigkeit hat, ist
doch alles in bester Ordnung.

Bochum. E. K.: Im „Bochumer Anzeiger"
vom 26. Juli 1929 lesen wir: Blanken-

stein, 25. Juli. Ein einer Familie in Hüttenau
verloren gegangener Geldbetrag von 250 Mark
wurde nach halbtägigem Suchen durch die
ganze Familie im — Ofenrohr entdeckt, als
Mutter ihn gerade anzünden wollte." Ge-
rechter Himmel! Die alte Dame wollte sich
mit dem Geldbetrag wohl die Pfcisc anstecken.

Chemnitz. V. S.: Im Chemnitzer ,,8-Uhr-
Abendblatt" vom 16. Oktober 1929 befindet
sich folgende Ankündigung: „Reichs-Post, Ecke
Reitbahn- und Moritzstraßc. Jeden Mittwoch
voller Betrieb! (wie bisher im Bierstall)."
„In Chemnitz", meinte unser Mitarbeiter
Bicrmörder lächelnd, „möchte ich gern am-
tierender Postsekretär sein; sogar den vollen
Nachtdienst zu übernehmen würde ich mich
nicht weigern."

Freiburg i. Br. E. K.: In der „Freiburger
Tagespost" (Nummer und Datum nicht er-
kennbar) beginnt eine Anzeige der Firma
Anton Herbstrith mit folgenden Worten:
„Günstiges Sonderangebot! Nur 3 und 4Pfg.
kosten diese feinen und vortrefflich schmecken-
den Zigarillos. Hunderttausende Raucher
ziehen Sie jeder Zigarette vor. Der Zigarrcn-
raucher wünscht Sie für den kurzen Genuß.
Ich garantiere bei Nichtgefallen Zurücknahme

und vollwertigen Ersatz. Sie können zu mir
das größte Vertrauen haben, denn meine
Firma ist vom letzten Arbeiter bis zum In-
haber katholisch."

Religion, Herr Herbstrith, und — Zigarren!

Eine faule Kiste, wir haben's erfahren!

Wir kriegten öfters Stinkadores

Mit herrlichsten Namen „Gloriosa", „Flores"

Von Gläubigen aller Kirchen und Sorten

(„Kohlknaster" war's, doch sie hießen „Im-
porten")

Von Katholiken und Lutheranern,

Von Juden, Türken und Anglikanern.

Wir sogen gläubig, doch ohne Genuß;

Oft kam's sogar zum — vomitus!

Drum sind wir — mit Überzeugung schreib'
ich —

In puncto Zigarren — gar nicht gläubig.

Göppingen. R.: In der „Göppinger Zei-
tung" vom 21. Oktober 1929 wird unter „Göp-
Pingen" über „Bach-Kantaten im Oratorien-
verein" berichtet; unter anderm lesen wir:
„Solisten, Chor, Orchester und Dirigent haben
in verständnisvollem Zusammenwirken und
einheitlichem Musizieren es verstanden, den
Zuhörern Bachschen Geist der Musik, hervor-
stechend sei es im gesanglichen oder instrumen-
talen Teil, durch rhythmisch strenge Fugierung
der Themen und Sätze, durch markig durch-
geführte „Cacctus firmus", durch gleich kunst-
wie reizvolle Figurierung einzelner Stimmen
und Instrumente, zu vermitteln." Nanu! Wo
mögen die Göppinger Musikgelehrten nur dieses
bisher gänzlich unbekannte Opus des großen
Bach ausgegraben haben!

Hannover. C. St.: Der „Hannoversche
Kurier" vom 17. September 1929 veröffent-
licht zum 60. Geburtstage von Karl Wolss-
kehl einen von Friedrich Gundolf verfaßten
Artikel: er beginnt mit folgendem Satz: „Fast
jede Bewegung, die durch Führer sichtbar wird
und durch Gruppen mehr oder minder unter-
irdisch weilerdringt, empfängt ihre Macht
außer von -den großen und weithin sichtbaren
Werken und Taten, ihren „Denkmalen" öder
„Marksteinen" und von Folgen, welche des
Führers Werk mnsctzen in flachere, faßlichere
übertragbare Breiten, in Schulen, Methoden
»der wie immer man dos kollektive Wohl oder
Übel benenne — durch rege und reiche Lebens-
geister, die schwer faßlich ringSunr sprühen
oder drängen und ohne persönlichen Ehrgeiz,
ohne haftbare Eitelkeit, ja ohne eigentliche
Werkziele aus der Fülle eines vom Uberschuß
erschütterten und ausgeglichenen Wesens die
Ströme vor der Erstarrung unwillkürlich
schützen und selbst dem bestimmten Willen, dem
sie freudig dienen, einen geheimnisvollen Rück-
halt verheißen, gleichsam als Chaos, dessen
jede Erscheinung bedarf." Gotlstrammbach!
Hoffentlich wird -der verehrte Jubilar bei deni
Versuche, dieses entsetzliche Satzungeheuer zu
zergliedern, nicht tiefsinnig werden.

Harburg. F. F.: In den ,Harburger An-
zeigen und Nachrichten" vom 19. Oktober 1929
lesen wir folgende Ankündigung: „Wir lieben
deutsches Fröhlichsein und alte deutsche Sitten!
Am Sonntag, den 20. 10. 1929, findet in den
Gesellschaflsräumen der „Pension Zernikow",
Neugraben, eine amerikanische Auktion nebst

großem Preisschießen statt. Für Unterhaltung
sorgt die Jazz-Kapelle." Um das „Deutsche
Fröhlichsein" und die „alten deutschen Sitten"
in besagter „Pension Zernikow" »och echter zu
gestalten, würden wir neben der „amerika-
nischen Auktion" und der „Jazz-Kapelle" noch
Vorträge von Nigger-Songs und einen Hotten-
totten-Foxtrott mit Maultrommclbegleitung
Vorschlägen.

Hennigsdorf (Osthavelland). Dr. V.: In
Nr. 340 der „Havelländischcn Rundschau"
(Nauen) befindet sich eine politische Betrach-
tung mit der Überschrift „Das Attentat"; darin
heißt cs: „Dem klassischen Beispiel des Brutus,
der den Dolch gegen Julius Caesar führte —
,Hüte dich vor den Ideen des März' — folgte
der Mörder König Humberts von Italien."
Wir sagen noch mal mit verhaltenem Schmerz,
Für Christen, Heiden und Jüden:

„Ideen" gibt cs nie im März
In Rom und Nauen, allerwärts,

Im März gibt's nur die — „Iden"!

Hildesheim. K.: In Nr. 225 des „Hildes-
heimer Slbendblatts" befindet sich eine Betrach-
tung Über den Herbstanfang; sie schließt mit
den Worten: „Schnell bricht die Dunkelheit
herein und des Lichts gesell'ge Flamme
gewinnt bei ersten diesjährigen Versuchen der
Heizkörper wieder an Bedeutung." Oh, oh!
Man soll Dichterzitate nie in die allzu große
Nähe von Heizkörpern bringen.

Hofsnungsthal, Bcz. Köln. E.: In der Zei-
tung „Kyffhäuser" (Vcreinsblatt der Kriegcr-
vereine) (Nummer und Datum nicht erkenn-
bar) befindet sich folgende Anzeige: „Artcrien-
verkaktc, die mir ihre Adresse senden, erfahren
kostenlos, wie ich mich auf einfache Weise
selbst befreite. Frau Gcheimrat Thewalt,
Berlin 150 V, Budapester Straße 25." Frau
Geheimrat Thewalt verspricht zu viel; der-
artig Erkrankten Pflegt, wenn das Übel in oben
erwähnter Weise vorgeschritten ist, nur schwer
zu Helsen zu sein.

Krefeld. G. P.: In der Krcselder „Nieder-
rheinischen Volkszeitung" (Nummer und Da-
tum nicht erkennbar) lesen wir: „Hcrrensohlen
mit Absätzen Mk. 3, Damcnsohlen mit Absätzen
Mk. 2. Auf Sohlen und Absätzen kann ge-
wartet werden. Sep. Warteraum. Krcselder
Schnellsohlcrei Gebr. Schrömgcs, jetzt Markt-
straße 46." Die Sohlen der Gebr. Schrömgcs
werden jedenfalls viel besser sein als ihr Stil.

Leipzig, vr. K.: Tie „Leipziger Neuesten
Nachrichten" vom 23. Oktober 1929 berichten
über die „Verhandlungen vor dem Staats-
gerichtshof"; unter anderm lesen wir: „Nach
Wiederaufnahme der Verhandlung gegen
17 Uhr erklärte Ministerialdirektor Brand,
daß es noch nicht möglich gewesen sei, den
Ministerpräsidenten, der an einem kleinen Orte
weile, zu erreichen." Das ist keine Entschuldi-
gung. Bei dringenden Angelegenheiten, wie
cs zum Beispiel eine Verhandlung vor dem
Staalsgerichtshof ist, müßte der Preußische
Ministerpräsident auch auf dem „kleinen Ort"
zu erreichen sein. In solchen Fällen könnte ja
ein Stichwort verabredet werden, z. B. ein drei-
maliges kurzes, hartes Klopfen mit dem
Fingerknöchel an die Türe und der halblaute
Ruf: „Hurra! 99!"

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