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Der Dielfraß

„Vielleicht noch eine Portion Königsberger Klops gefällig?"

In Paris wurde, kürzlich an der Sor-
bonne ein germanistisches Institut ein-
gerichtet, wie es heißt, um in Frank-
reich das Verständnis für deutsche Art
zu fördern.

Nach den Festlichkeiten gingen zwei
Herren gemeinsam nach Hause, ein
Deutscher und ein Franzose. Der
Franzose sprach: „Magnifique diese
Unternehmen! Ich bin ein Freund von
die Boches, Pardon, von die Deutschen
und habe Verständnis für sie, o, so viel
Verständnis!"

Der Deutsche machte eine Verbeu-
gung. „Dann werden Sie auch be-
greifen, daß . . ."

Germanistik in Paris

Der Franzose: „O, ich begreife voll-
kommen, begreife ganz die Mentalität
von unsere neuen Freunde hinterm
Rhein. Ich begreife, daß Ihre Theater-
direktoren spielen die Stücke von unsere
französischen Dichter und daß Sie lieben
in Deutschland den großen Napoleon."

Der Deutsche: „Nein, ich meine, Sie
werden doch begreifen, daß . . ."

Der Franzose: „Alles begreife ich,
alles, auch den deutschen Geschmack, daß
er nimmt nur unsere Parfüms und
Ssisen, denn er möchte doch kommen in
gute Geruch bei taut lo moncke, nach-
dem er hat cingesehen seine Schuld an
da« Krieg, n'sst es paa?"

Der Deutsche: „Davon will ich jetzt
nicht reden, mein Herr. Ich meine nur,
Sie müssen doch begreifen, daß der Ver-
trag von Versailles revidiert werden
muß, wenn unsere Völker einander
näherkommcn sollen. Damit, daß wir
nur Ihre Waren beziehen, können wir
unsere sog. Reparationsschulden nicht
bezahlen."

Der Franzose, stehcnbleibend: Vcr-
tragsrevision! Quoi! Nicht Repara-
tionen bezahlen? Morde! Nein, das
verstehe ich freilich nicht von die Deut-
schen. Non, non, Monsieur. Ich trete
aus aus die germanische Seminar und
au« die Verständigung mit die Boches!"
 
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