»Ilich RM. I.J
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage
preis vierteljährlich 7 Reichsmark. direlt vom Verlag 7.SÜ R-ichSmorl. Bei Bezug durch die Vvstanstallen msna
Bestellungen nehmen auch all- Buchhandlungen, BahnhofSbuchhandlungen und Z-ilungShändler entgegen
Verlag des Kladderadatsch, A. Hofmann S Co. G. m. b. H., Berlin 5V 48, Wilhelmstr. 9
Alle Rechte für ,'ämtliche Artikel und Illustrationen v-rb-halt-n. Nachdruck- auS dem Kladderadatsch »nd nur mit ausdrücklicher Genehmigung
der BerlagShandlnng gestattet. Lopxriglil dz- A. Hofmann L Co., Berlin.
Wochensang von der ^Schutz".Polizei
Mensch, jeh bloß nich uff de Straße
Zn Berlin am Strand der Spree!
Wenig haste da an Spaße,
Aber ville tut dir weh.
Selbst det ruhigste Jetippel
Nützt dir nischt, det jloobc mir;
Immer schwebt der Jummiknüppel
Sejenspendend über dir!
Freiheit liebt det Tier der Wieste,
Wie der selige Schiller schrieb;
Aber an dem Spreestrand, siehste,
Js se ooch dem Schupo lieb.
Sind in ruhiger Einerleiheit
Stahlhelmleute da zu schaun,
Nimmt de Schupo sich de Freiheit,
Immer feste druff zu Hann.
Dabei fällt denn for de Andern
Ooch mal dies und jenes ab;
Willste uff de Straße wandern,
Setz dir lieber jleich in Trab.
Jedenfalls belämmert biste.
Dafor macht im „freisten Staat"
Unjestört der Kommuniste
„Propajanda for de Tat!"
Sieht een Stier wat Rots vom Weiten, -
Packt die Wut ihn jrimmig an;
Doch der Stahlhelm wirkt zu Zeiten
Ähnlich uff so manchen Mann.
Dadrum merk dir, ob von Rasse
Und Natur du ooch een Lamm:
Die Berliner Friedrich st raße
Wards-enJummiknüppeldamm.
Österliches
Marianne, ganz entzwei,
Reibt sich voller Wut die Aase —
Wehe! Welch ein Osterei
Legte der bekannte Hase!
Welch ein übles Friedenslied
Hört sie von der Donau schallen!
Ihr geliebter Aristide
Ist ein wenig reingefallen.
Ihm, der groß ist als Adept,
Muh es peinlich sein am Ende.
Daß man plötzlich sein Rezept
Zu Berlin und Wien verwende.
Zitternd, schnaubend, desperat.
Muh er von dem Schandwerk lesen.
Wie? Statt Reden eine — Tat?
Das ist noch nicht dagewesen I
Eine Tat! Das ruft zurück
Tage, wo dort Throne standen,
Die zu Mariannens Glück
And zur Lust Briands verschwanden.
Aristide, so tugendhaft.
Freust du dich denn nicht ein wenig.
Dah der Zoll ward abgeschafft?
Ist doch «jeder Zoll ein — König".
Teurer Freund und Biedermann.
Du, der Friedliche und Gute,
Der aufs Glück der Menschheit sann,
Warum ziehst du eine Schnute?
Sieh, wie grimmig du auch spuckst.
Alles gegen uns zu reizen:
Wenn sich Marianne fuchst,
Immer dann blüht Deutschlands Weizen.
Armer Kerl, ein Ostertag
Ward, wie lang nicht, uns gegeben.
Horch! Es klingt wie Lerchenschlag
And wie neu erwachtes Leben.
Freudig reichten sich die Hand
Alle Söhne deutscher Erden —
Sollte es im deutschen Land
Doch allmählich Frühling werden?