Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dieses Llatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage
Schluß der Redaktion: 28. Juli 1932

„Dtiofee1

Wir sahen der Frühe zartes Rot
Um ihre Stirnen schweben;

Sie dachten nicht an Not und Tod,
Sie grüßten das jauchzende Leben.

Und hohe Pflicht wars, die sie rief
Hinaus zu fernen Küsten;

Die deutsche Heimat atmete tief
In ihren jungen Brüsten.

Es tanzte Las Schiff übers weite Meer,
Das stolze, auf und nieder;

Ein Riesenschwan zog es daher,

Gebläht das Weiße Gefieder.

Da stieg es auf, eine schwarze Wand —
Der Dämon zerriß die Lüfte
Und griff das Leben mit harter Hand
Und stieß das Schifl in die Grüfte.

Viel heilige Hoffnung sank da hinab
In Nacht aus leuchtendem Tage;
Doch ewig tönt um das große Grab
Das Lied der Heldensage.

Was wird?

Heut stehn wir noch vor dem Gefechte.

And da zu schreiben, ist fatal:

So sag ich denn mit gröhtem Rechte:

Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual.
Wies werden wird, wer kann es sagen?

Zu prophezeien dünkt mich schwer.

Mur eins steht fest: in wenig Tagen,

Da wissen wir bedeutend mehr.

Doch immerhin: das, wie ich dächte,

Ist klar nach dem, was wir erlebt:

Das Rechte tut. wer für die Rechte
Die Rechte mit dem Zettel hebt.

Was wir erfleht so lange hatten:

Ein neuer Tag brach siegreich an.

Wie einfach ging es doch vonstatten,

Als an das Ruder trat ein Mann!

And dachte mancher erst auch kritisch.

Wie wohl tat doch der Wahrheit Licht!
Dem Deutschen liegt, was jesuitisch
And pfäffisch ist, nun einmal nicht.

And überdies dünkt es ergötzlich,

Wenn nach so langer, banger Nacht
Aufsteigt das Licht des Tages plötzlich.
And wär es auch aus tiefem — Schacht.

Nicht über uns schwebt mehr die Mute,

Ob es die Welt auch nicht erkenn:

Fort ist der Schatten der Tribute.

Trotz aller biederen Gentlemen.

And wie in leeres Nichts zerstoben
Sind Abegg. Vraun und Severing:

Wer möchte wohl den Mann nicht loben,
Der solcher. Tat sich unterfing!

And waren lange wir viel reicher
An Schleichern — das weih jedermann —
So zeigt uns nun ein einziger — Schleicher,
Dah weniger viel mehr sein kann.

So klar und schlicht hat er gesprochen.

Dah hell das Licht durch Wolken brach:

Es schien, als wär ein Bann gebrochen,
Weil hier die Deutsche Seele sprach.

Was wird? Wer kennt das Spiel der Parzen?
Allein Geduld! Die Zeit enteilt.

Vom Gift der Roten und der Schwarzen
Ist endlich wohl dies Volk geheilt.

Mir ist, als zeige sich gelinde
Ein erstes, goldenes Morgenrot.

Als wiege siegreich sich im Winde
Das alte stolze Schwarzweihrot!

Kladderadatsch.
 
Annotationen