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Kladderadatsch — 85.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2312#0719
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Eine Lücke

Ä" einem neuen Film wird ein füns-
bis sechsjähriges Mädchen die Hauptrolle
spielen. Aber wo und wie findet sich
ein Kind, das geeignet wäre? Ganz
einfach! Wozu lebt man im Zeitalter
Psychopathischer und anderer Versuche?
!'• ®er ganz besondere Zweck erfordert
> trotzdem besondere Mittel. Während das
Kind beobachtet wird, stürzt ein Mensch,
l. bester eine Person, herein und sagt zu
l dem Kinde: „Deine Mutter ist ge-
storben." Nun wird das Opfer beob-
st achtet, gelichtbildert, es wird alles ge-
' bucht, gezeichnet, mit peinlichster Gc-
» wissenhaftigkeit geprüft, wie es auf die
M — natürlich „fingierte" — Todesnach-
richt „reagiert". Von diesem Kinde weiß
| man's; nun ein anderes vor, bis der
Star gefunden. Wir haben's weit ge-
r bracht mit der Erforschung der Kindes-
l seele. Darum das Jahrhundert des
l Kindes!

Jüngst tagte der Welt-Tierschutztag.
Es wurden sogar die im Kriege ge-
fallenen Hunde und Pferde durch Kränze
geehrt. Könnte nicht dieser Vereinigung,
wenn auch nur als Unterabteilung und
ohne daß ein lebensmüder Esel oder
einsamer Mops zu kurz käme, eine
Abteilung „Kinderschutz" angegliedert
werden? ha_

Nachdenkliches über Mussolini

(Eine Zeitbetrachtung)
Mussolini saß im Glücke,

Weil ja — oh, wie wundersam! —
Damals bei der dollen Zicke
Ihm kein Bumke zwischenkam!

Als er nämlich, ohne daß er
Den Berfaffungswortlaut wog,

Uber Land und über Master
Nach dem Strand des Tiber zog.

Hält ein Bumke an Benito
Damals dies geschrieben bloß:

„Nicht verfastungsrechtlich! Otto!"
Welche Folgen, grenzenlos!

Fraglos hätte täglich, nächtlich
Mussolini sich's bedacht
Und, ganz streng verfassungsrechtlich,
Kurz vor Roma kehrt gemacht.

Na, man weiß ja: Obi va piano...
Möglich, daß er heute wär'

Bei dem „Popolo Romano“
Inserat-Akquisiteur!

Denk drum, daß ich einen uze
Mit dem Paragraphenstrom —

Heute sitzt er als ein Duce,

Gott sei Dank, im schönen Rom! m. br.

Europäisches Konzert in Genf

Marianne (singt, Mel. O Tannebaum):

O Völkerbund, o Völkerbund,

Wie bist du doch der Meine!

Du stehst im Streit mir stets zur Seit,

Bis man sich duckt vor meinem Schneid.

O Völkerbund, du treuer Hund,

Dich führ' ich an der Leine.

Mr. Simon (Mel. Susann«):

Hier führ' ich euch Mariannen vor,

Die steht mit Micheln schlecht,

Zum Mittelsmann sie mich erkor
In diesem Wortgefecht.

O Marianna!

Du schustt ein fein Geflecht,

Du bist so groß, gerecht und stark,

Doch Michels Not ist auch kein Quark,

Er ist — gleichfalls im Recht!

Beide (bek. Melodie):

Ja, so zwei, wie wir zwei, die gibt's halt nit mehr,
Denn mer sein die friedfertigsten Lait' — holdrioh!

Michel (eigene Melodie):

Holder Friede, süße Eintracht,

Wenn ich schon erst so was höre!

Und dahinter wühlt die Zwietracht,

Niedertracht schärft ihr die Wehre.

Eure Reden sind verlogen,

Bleibt mir allesamt gewogen!

(Er gcht hin und singt nicht mehr.)

Flucht ins Sowjeiparadies

(Die Moskauer „JSwestiic," Ichilderk In IS Epallen Berlin
dl- „sterbende Weltstadl" und °I« einen „rettungslosen
—t*.:*.- Verelendung und klinischer I"-

&su

lfall menschlicher S)
imfl". Die Menschen
c“ umher, und der «

. . .. -.-jen wankten taumelnd In der„Hunger.

Neppe" umher, und der GeiichiSvollzieher stürme mit dicken
„Kuckuck«- von Hau» zu HanS. Bor der russischen Handel».
Vertretung aber ständen bcrübmle Gelehrte »sw. in Schlangen
an. Alle, alle wollen sie nach Sowjcteugland.l

Wenn der Franzose, der nie lügt,

Bei uns bald dies, bald jenes rügt
Und vom Pariser Glanz verwöhnt
Die deutsche Powcrtö verhöhnt
Und an uns läßt kein gutes Haar:

Ist dies begreiflich ganz und gar!

Doch wenn ein Russe, der zuhaus
Im Kampfe lebt mit Wanz' und Laus
Und von Kultur nicht viel verspürt,

In gleicher Art uns kritisiert,

So fühlen wir, so schwer's auch fällt:
Schlimm, schlimm ist es um uns bestellt!

Doch gütig, wie es allzeit war,

Beut Rußland Trost und Hilfe dar
Und spricht: Wer von euch fühlt sich mies,
Der komm' ins Sowjetparadies!

Hier braucht ihr weder heut noch immer
Zu fürchten: morgen wird's noch schlimmer!
Hier sagt euch Kopf nicht noch Instinkt,

Daß morgen ihr noch tiefer sinkt,

Weil noch mehr, als euch hier vergönnt,

Ihr überhaupt nicht . . . sinken könnt!

K

Reichlich plaionisch

Der Jupiter zieht seine Bahn
Und glänzt in hellem Schein.

Bon ferne strahlt ihn Venus an —

O könnt er bei ihr sein!

„Wärst du bei mir, wär ich bei dir,

Du liebstli Venus mein,

Du wärst nicht dort, ich wär nicht hier
So mutte.srelenallein!"

Der Himmel sprach: „Na schön, mein Sohn,
Das kann ja schon mal sein!"

Gewährte ihm die Konjunktion,

Und Venus dachte: „Fein!

Ich soll zu ihm, er soll zu mir!"

Da — war's nur Augenschein!

U id er bleibt dort, und sic bleibt hier
So mutterseelenallein! ef0

Ober ’/, Million Versicherte.

Dis Erbgöitin der Deutschen

Fürsten verrauschen,

Kriege verklingen,

Finstere Vergessenheit

Breitet die dunkelnachtenden Schwingen

Uber ganzen Reichstagen aus.

Krisen gebären
Not und verzehren,

Was sich in Ehren

Fleißiger Völker Bemühen erwarb;

Hoffnung, Vertrauen —ach, alles erstarb!

Aber der Deutschen

Erbliche Zwietracht

Stets sich erhält,

Und Frau Eris berührt sie

Mit dem goldenen Apfel

Als die verzanktesten Zipfel der Welt.

Uber die Deutschen, die alles verkehren,
Blickt sie mit hämischer Freude hin —

Uns aber treibt dies verworrene Streben
Blind und sinnlos durchs wüste Leben!(e|n0

(äutlt

lahnpasti kthlorodont benutze.



Ich war kahl

i verblüffender Wirkung, ^ wunde
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Eine Probedose für Siel
 
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