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ROT1IEGEL-KRAWATTEN

DAi BESTE VOM BESTEN
EIN WERTAAESSER FÜR
QUALITÄT UND GESCHMACK

und Chaiselongue, Bornheimer Str. 11, Tankst."
Ostenbar handelt es sich hier um einen ver-
rückten „Taubenonkel", der seinen Lieblingen
eine Chaiselongue ins Taubenhaus hinein-
stellt, damit sie ihm nicht während ihrer „Be-
schäftigungen" den Fußböden „bekleckern".
Wahrscheinlich verkaufte er dann den Tauben-
mist — „sofaweise".

Detmold. C. B.: In der Detmolder ,LiP-
pischen Landeszeitung" vom 1. Juni 1932 be-
findet sich folgende Anzeige,: „Achtung!

Achtung! Schützenbrüder. Der Ehrenrat der
Schützengesellschaft Detmöbd E. V. hat mich
ausg^chlossen. Warum? Meine Schützen-
joppe und meinen Hut verschenke ich an einen
arbeitslosen Schützenbruder der neuen bürger-
lichen Schützengesellschaft. Fritz Tiemann,
Schützenkönig." Ja, guter Tiemann, so ging's
doch seit Erfindung der Weltgeschichte vielen
Ihrer gekrönten Kollegen; die machten aber
nie ein großes Geschrei davon und waren
froh, wenn die böse Geschichte — nicht in die
Zeitung kam. Verzehren Sie lieber in aller
Ruhe als Majestät i. R. Ihre Schützenkönigs-
pension.

Dortmund, vr. H. A.: In Nr. 10 der
„Nachrichten des Reichsverbandes der höheren
Verwaltungsbeamten" lesen wir: „Schleswig-
Holstein: Landeshauptmann Pahlke ist wegen
Erreichung der Altersgrenze am 1. Mai 1932
in den Ruhestand getreten worden." Dagegen
ist nichts zu sagen. „Er ist getreten worden",
wäre grammatikalisch durchaus richtig; nur in
Verbindung mit „Ruhestand" bevorzugt „Du-
den" eine andere, etwas mildere Fassung.

Frankfurt a. M. vr. H.: Die „Frankfurter
Nachrichten" vom 13. Oktober 1932 bringen
die Münchener Rede des Reichskanzlers von
Papen; darin heißt es: „Wollen wir uns durch
■ Wahlrücksichten Ruhe, Ordnung, Vertrauen in
den Ausstieg der Nation rauben lassen? Ich
bin der Ansicht, daß wir die Meinung des um

Arbeit und Brot ringenden Volkes treffen,
wenn wir dagegen mit dragonischer Schärfe
einschreitcn werden." Die Schreibweise „dra-
gonisch" ist durchaus richtig. Der Gesetzgeber
in Athen, von dessen Namen das Wort ab-
geleitet ist, hieß allerdings „Drakon". Einem
Leipziger Landgerichtsrat, der damals Athen
besuchte, gefielen die Gesetze Drakons so sehr,
daß er sie in einer etwas milderen Form als
„Dragonische Gesetze" in Sachsen einführte;
demgemäß nannte man auch zuerst die Justiz-
Wachtmeister, die diesen Gesetzen Nachdruck
verschastten, „Dragoner".

Hamburg. P. F.: In Nr. 211 der „Rahl-
siebter Neuesten Nachrichten" lesen wir:
„Wandsbek, 13. Oktober. Frau Cl., müde von
der Tagesarbcit, legte ihr künstliches Gebiß
auf die Zeitungen, die auf dem Tische lagen
und legte sich schlafen. Am frühen Morgen
nahm sie in der Eile die Zeitungen mit dem
Gebiß vom Tisch und warf es in den Herd.
Während das Feuer lustig brannte, braute sie
ihren Kassce und vermißte das Gebiß. Nach
»langem vergeblichen Suchen fand sie die Über-
reste des Gebisses in der Asche." Der Schrei-
ber dieser Zeilen ist sicher in seinem Haupt-
beruf Anfertiger von künstlichen Gsbissen, und
das Ganze ist ein eminent schlauer Trick; der
Verfasser dieser Geschichte sagt sich nämlich:
Jeder Leser, der diese Zeilen gewissenhaft
durchstudiert, wird schließlich vor Erstaunen
das Maul so weit aufrcißen, daß ihm das
künstliche Gebiß herausfällt, und wahrschein-
lich fliegt's auf die harte Diele, wo cs in Stücke
bricht. Natürlich wird der so vom Pech be-
troffene WandSbeker einen bekannten Un-
fertiger von neuen künstlichen Gebissen auf-
suchen ... Na also!

Jena. G. L.: In Nr. 213 der „Jenastchen
Zeitung" befindet sich folgendes Angebot:
„Geb. Herr, 30 Jahre, studienhalber in Jena,
sucht Nebenverdienst, indem er alleinslch.

Damen gleich welchen Alters, denen mann-
liche Kraft schlt, solche ersetzt. Vertrauens-
volle Zuschriften unter F 8752 an die Jenaische
Zeitung erbeten." „Kommilitöneken, Kommi-
litöneken", meinte dazu unser Biermörder, in-
dem er lächelnd mit dem Finger droht.

Marburg (Lahn). F. R.: In der Mar-
burger „Oberhessischen Zeitung" vom 18. Ok-
tober 1932 lesen wir: „Studentin sucht möblict-
tes Zimmer oder Mittagstisch geg. prima
Moselwein. Weingut Jos. Michels I., Pom-
mern/Mosel." Unser Biermörder dichtete so-
fort aus die famose Kommilitonin:

Glückliches Kind von der Mosel Strand,
Getauscht gegen goldigen Wein,

Meine „Bude" stände dir xfleich zur Hand,
Säß ich in Marburg fein!

Meiningen, vr. W. F.: In Nr. 216 des
„Meininger Tageblatts" lesen wir unter
„Leipzig": ,Zn Rötha stürzte die Kirche zu-
sammen, sodaß durch den Zusammensturz das
Licht ausging. Feuerwehr und Röthaer Bür-
ger hüben sofort die Aufklärungsarbeiten be-
gonnen." Auch dem Schreiber dieser Zeilen
scheint bei dem bedauerlichen Krach das —
Licht ausgegangen zu sein; wenn er aber merk-
würdigerweise die Gelegenheit für gekommen
hält, den Röthaern «in Licht aufzustccken, so
sollte er selbst sich durch die brave Feuerwehr
aufklären lassen, die das gewiß gerne besorgen
würde.

Rostock (Mecklbg.). A. P.: Im „Rostocker
Anzeiger" vom 19. Oktober 1932 losen wir:
„2-Z.-Wohn., 30 M., keine Kinder, 2-Z.-
W., 26 M., dürfen Kinder. Meyer, Ottostr. 11."
Ein „jungverheirateter Rostocker" schreibt uns

Wenn die „Wohnung für dreißig" zerstört mir
den Lenz

Durch das harte Verbot: „Nicht Kinder be-

Nchm ich die „Zwanziger" (mit Lizenz!)

Mit Wonnegebrüll lieber heute als morgen!

Stuttgart. F. A.: In Nr. 136 des „Stutt-
garter Neuen Tagblatls" beginnt ein Heirats-
gesuch mit folgenden Worten: „Obersteuer-
sekret. i. Stuttg., evgl., hat die Absicht, bald
ein eigen. Heim zu gründen. Ich möchte
möglichst eine Stiergeborene (geb. 21. 1. bis
21. 5.) zur Frau. Da dies nicht ohne weiteres
möglich ist, beschreite ich diesen Weg." Na,
der Himmclskundigc und gescheite Obersteuer-
sekretär wird sich nicht so unbedingt auf eine
„Stiergeborene" versteifen; wenn er «ine
„Bärgeborene" bekommt, womöglich von „Bär
& Co ", die reichlich „MooS" besitzt, wird er sie
auch nehmen.

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Iiltcr und fnt dl« ©djriftleltunfl veranlwortlich: Paul Warncke. «eranlworlllch für dkn Brieskosten: Mar Brinkmann. «linlilerillder Bcirn,:
inlworlllch für den »ln,«laen Irll: Erich AbrndL ESmIIich in Berlin, «erlag von «I. ßolmonn A (Io. S>.m.b.H.. Berlin 8Wli». WUbelmstr.»: «asllcheS KenIo Berlin R,
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