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Kladderadatsch — 90.1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.2317#0298
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Abonnemang — wärmsten? zu empfehlen,
da nur 6,65 RM vierteljährlich.

Alte — mit der kessen Tolle, einst Artist,
jetzt Untermann unserer graphischen
Athleten.

Brandt, Gustav — der Daumier des
„Kladderadatschs". Seine „Zeitgenossen"
(42 Aquarelle) erschienen 1904 und 1905
in Buchform.

Vredereck — Lithograph und Malersmann,
haust in seiner Alchemistenküche und hext
allwöchentlich Buntheit aus acht Seiten.

Brinkmann, Max — langjähriger Haus-
dichter und braver Betreuer des Brief-
kastens.

Bülow, Bernhard von — lächelnde Zuvor-
kommenheit auf zwei Beinen und dank-
bares Objekt für den Zeichenstift in ver-
gangenen Tagen.

Cincinnati — Geburtsort Arthur John-
sons, der für Kino und Zoo schwärmt,
keine Nacht vor 3 schlafen geht und sogar
darin genial ist, daß er die von Umsteige-
fahrscheinen gestatteten Pausen bis zum
tz ausnutzt.

Dohm, Ernst — 1883 gestorben, seit 1849
beim „Kladderadatsch", Meister der poli-
tischen Satire, aus Breslau und stets
ohne Hut.

Etat — das dem Hauptschriftleiter seufzend
zugebilligte Wirtschaftsgeld, meist in
Verbindung mit „überschreiten".

Fiedler, Betty — treue Hüterin der Haus-
tradition.

uhm Ol faß A

Earvens, Oskar — aus Hannover, Bild-
hauer von Rang, sorgfältig und vor-
nehm wie sein Strich, müßte von rcchts-
wegen ,^2skar von Earvens" heißen.

Geburtstag — des „Kladderadatschs" ist
der 7. Mai 1848. Die Taufe fand statt
in Hippels Weinstuben am Alexander-

Hahmann, Werner — Sachse, überzeugter
Artillerist, zeichnete auf ungezählten
Blättern den wirklichen Krieg, jetzt als
Professor dauernd feine Brille suchend
und dazu murmelnd „Wie ein richtiger
Professor!"

Hofmann, Albert — der 1818 geborene
und 1880 verblichene Gründer des Ver-

Hofmann, Rudolf — sein 1932 in die
Ewigkeit eingegangener Sohn, von dem
jeder schwärmt, der ihn gekannt hat.

John Bull — Gestalt des mit Jonathan
Swift befreundeten Arztes Arbuthnot,
der nicht ahnte, wie lange sie Vorhalten

Johnson, Arthur — wandelndes Kunst-
lexikon ; Spezialist für Pflanze, Tier
und Mensch nebst sämtlichen Abarten;
famoses Haus.

Kalauer — vom „Kladderadatsch" gepräg-
ter Ausdruck für Wortwitze.

Kurswechsel — wurde nie mitgemacht.
Fleckenlose Biographie ergibt sich beim
Durchblättern der einzelnen Jahrgänge.

Lindloff, Hans — außerordentlicher
Bücherwurm und stiller Genießer.

Louis-Philippe — gelangte als leibhaftige
Birne nach Deutschland.

Marianne — Verkörperung Frankreichs
feit einem nach der Revolution von 1848
gebrauchten Erkennungswort für Ee-
sinnungsbrüder.

Mars — oft bemühter Gegenspieler des
Friedensengels.

Napoleon III. — als Schöpfer der (vom
„Kladderadatsch" mit „Kabale und
Liebe" übersetzten) Latent« oorätal«
zwischen Frankreich und England zwei
Jahrzehnte hindurch von uns heftig be-
fehdet.

Nonpareille — jeweils über ein Bild
kleingedruckte Erläuterung, die sich er-
übrigt haben sollte, da jetzt jeder eine
Zeitung liest.

Optimismus — roter Faden im Charakter-
gewebe unseres Verlagsdirektors vr.

Podbielski — saftige Erscheinung, die sich
zum Ergötzen aller alten Leser auf das
angestammte Gut zurückzog, so oft ihr
der Landtag zum Halse herauswuchs.

Pofadowski — fchönbärtiges Mädchen für
alles in grauer Vorzeit.

Poseidon — zeitweise auch „Ägir" ge-
nannt; teils im Zusammenhang mit
II-Booten oder Kriegsschiffen, teils in
bewußter Anlehnung an Böcklins „Spiel
der Wellen", das für Karikaturisten
ebenso ergiebig war wie sein „Schweigen
im Walde".

Quarta — humanistisch gebildeter Orkus
des nie bis zur Einsegnung gedeihenden
Karlchen Mießnick.

Rooscvelt, Theodore — in den politischen
Teil verrutschte Zahnputzmittclreklame.

Scholz, Wilhelm — kam 1848 als Vierund-
zwanzigjähriger zum „Kladderadatsch"
und montierte auf Bismarcks Schädel die
berühmten drei Haare, unermüdlich und
unerschöpflich.

Trojan, Johannes — liebte Moselwein,
Botanik, Eicheln und Schellen, saß wegen
einer nicht von ihm begangenen Ma-
jestätsbeleidigung zwei Monate in ge-
linder Festungshaft und weilte dreimal
als East in Friedrichsruh.

Uncle Sam — Nordamerika als Lebe-
wesen.

Unterlippe — von Alfons dem Drei-
zehnten getragen und von der Karikatur
freudig breitgewalzt.

Vater Rhein — in Freud und Leid den
Zeichnern ans Herz gewachsene Figur, in
bösen Tagen leider mit Trikolorelei.

Warncke, Paul — gelernter Bildhauer,
übernahm 1906 als Vierzigjähriger die
Schriftleitung, beschloß 1933 seine Tage
als Deutschlands getreuer Eckart.

Werner, Anton von — oft als Wilden-
bruch des Pinsels verspottet.

Wilson, Woodrow — infolge seiner vier-
zehn Punkte wiederholentlich fest-
genageltes Unglücksbündel.

Xylographie — wurde beim Vervielfälti-
gen der Abbildungen restlos überwun-
den durch den Siegeszug des lithographi-
schen Verfahrens, welches ermöglicht,
dem Leser sozusagen die unentstelltc
Handschrift unserer Zeichner vor Augen
zu führen.

Zipfelmütze — verschwand 1933 mitsamt
ihrem Träger, dem deutschen Michel, end-
gültig in der Versenkung. h. R.
 
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