46 Die amerikanischen Jägervölker.
Während des Sommers trägt man sie mit dem Pelze nach außen,
im Winter die Haare nach innen, der rechte Arm und dessen Schul-
ter Neiden gewöhnlich srei (s. Prinz Neuwied Reise I. 564. II. 113.
und Abbild. Tas. XXI., wo eine solche Robe ausgebreitet und Tas.
XX. ein Mandan damit bekleidet erscheint)*).
Dieß wären die wesentlichsten Theile der Kleidungstücke der Ame-
ricanischen Jäger-Nationen.
Schmuck und Zierrathen.
Wir sahen den Menschen auf den tiefsten Anfangsstufen der Cul-
tur schon mit dem Triebe der Putzliebe begabt; wir betrachteten die
Gedärme der verzehrten Thiere, die er um seine Glieder wickelt, wo
sie dann durch Luft und Wärme zu Fuß- und Halsringen zusam-
mendorren, wir sahen, wie er Muscheln und Federn in seine Nase
und Ohren steckt; wir fanden die nackten, schmutzigen Menschen von
Australien, Feuerland, Südafrika nackt und bloß, ohne Kleidung, doch
nie ohne Schmuck, und wir erkannten darinnen einen der Unterschiede,
welche die Gränze von Mensch und Thier bestimmen helfen.
Mit der fortschreitenden Kultur mehrt sich die Liebe zum
Schmuck und in dieser Schmuckliebe finden wir die frühesten Keime
der Kunst. Der Australier hat den Stock, wie ihn der Baum
liefert, zum Geräth, zur Waffe. Der weiter vorgeschrittene Mensch
macht, indem er sein Geräth bessert, dasselbe bequemer, zugleich auch
schöner. Der menschliche Körper ist immer der Mittelpunkt alles Stre-
bens und Lebens des Kindes, wie des auf der Stufe der ersten Kind-
heit stehenden Wilden — an ihm finden wir auch die ersten Ver-
schönernngsversuche, die Narben, Bemalung, Durchbohrungen, Anhäng-
sel und Gewinde. Bei weiterem Fortschritt dehnt sich auch die Ver-
schönerung auf die Kleidung aus, die Verschönerungsversuche werden
gründlicher, anhaltender, umfassender. Der Australier durchbohrt nur
den Nasenknorpel, der Botocude nur Lippen und Ohren — die vor-
geschrittenen Nationen finden wir weiter gegangen, sie verändern die
Bildung des Körpers, namentlich des Kopfes, während die Anhäng-
sel, die Ringe, Wedel, Zöpfe u. s. w. in einer außerordentlichen Fülle
angewendet werden. Sie überladen sich geradezu mit Schmuck und
behängen auch ihre Gerathe, Waffen, Kleider, kurz alles was mit ih-
nen in näherer Berührung steht, mit farbigen, glänzenden, klappern-
den Gegenständen, so namentlich auch die Amerikaner. Die Bema-
lung und Tatowirung, die bei ihnen z. Th. die Stelle der Kleidung
vertritt, lernten wir schon näher kennen und wir blicken hier auf die-
selbe zurück, weil sie nach uramericanischen Begriffen als ein wesent-
licher Theil der Schönheit erscheint. Unter den civilisirten Völkern
*) S. unten Tafel 17.
Während des Sommers trägt man sie mit dem Pelze nach außen,
im Winter die Haare nach innen, der rechte Arm und dessen Schul-
ter Neiden gewöhnlich srei (s. Prinz Neuwied Reise I. 564. II. 113.
und Abbild. Tas. XXI., wo eine solche Robe ausgebreitet und Tas.
XX. ein Mandan damit bekleidet erscheint)*).
Dieß wären die wesentlichsten Theile der Kleidungstücke der Ame-
ricanischen Jäger-Nationen.
Schmuck und Zierrathen.
Wir sahen den Menschen auf den tiefsten Anfangsstufen der Cul-
tur schon mit dem Triebe der Putzliebe begabt; wir betrachteten die
Gedärme der verzehrten Thiere, die er um seine Glieder wickelt, wo
sie dann durch Luft und Wärme zu Fuß- und Halsringen zusam-
mendorren, wir sahen, wie er Muscheln und Federn in seine Nase
und Ohren steckt; wir fanden die nackten, schmutzigen Menschen von
Australien, Feuerland, Südafrika nackt und bloß, ohne Kleidung, doch
nie ohne Schmuck, und wir erkannten darinnen einen der Unterschiede,
welche die Gränze von Mensch und Thier bestimmen helfen.
Mit der fortschreitenden Kultur mehrt sich die Liebe zum
Schmuck und in dieser Schmuckliebe finden wir die frühesten Keime
der Kunst. Der Australier hat den Stock, wie ihn der Baum
liefert, zum Geräth, zur Waffe. Der weiter vorgeschrittene Mensch
macht, indem er sein Geräth bessert, dasselbe bequemer, zugleich auch
schöner. Der menschliche Körper ist immer der Mittelpunkt alles Stre-
bens und Lebens des Kindes, wie des auf der Stufe der ersten Kind-
heit stehenden Wilden — an ihm finden wir auch die ersten Ver-
schönernngsversuche, die Narben, Bemalung, Durchbohrungen, Anhäng-
sel und Gewinde. Bei weiterem Fortschritt dehnt sich auch die Ver-
schönerung auf die Kleidung aus, die Verschönerungsversuche werden
gründlicher, anhaltender, umfassender. Der Australier durchbohrt nur
den Nasenknorpel, der Botocude nur Lippen und Ohren — die vor-
geschrittenen Nationen finden wir weiter gegangen, sie verändern die
Bildung des Körpers, namentlich des Kopfes, während die Anhäng-
sel, die Ringe, Wedel, Zöpfe u. s. w. in einer außerordentlichen Fülle
angewendet werden. Sie überladen sich geradezu mit Schmuck und
behängen auch ihre Gerathe, Waffen, Kleider, kurz alles was mit ih-
nen in näherer Berührung steht, mit farbigen, glänzenden, klappern-
den Gegenständen, so namentlich auch die Amerikaner. Die Bema-
lung und Tatowirung, die bei ihnen z. Th. die Stelle der Kleidung
vertritt, lernten wir schon näher kennen und wir blicken hier auf die-
selbe zurück, weil sie nach uramericanischen Begriffen als ein wesent-
licher Theil der Schönheit erscheint. Unter den civilisirten Völkern
*) S. unten Tafel 17.