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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (5. Band): Die Staaten von Anahuac und das alte Aegypten — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1847

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https://doi.org/10.11588/diglit.63297#0377
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Das Kriegswesen.

365

tische Kriegerkaste*) theilte sich in zwei Abteilungen, die Hermoty-
bier und die Kalasirier, welche gewisse Districte des Lande inne hat-
ten. Die ersteren waren in der Zeit ihrer größten Macht einhun-
dertsechzig, die letzteren aber zweihundertfünfzig Tausend Mann stark.
Keiner von ihnen durfte ein Handwerk lernen und ihre Bestimmung
war der Krieg, welche vom Vater auf den Sohn erbte. Sie wur-
den auch demgemäß erzogen, wie wir denn auch in den Denkmälern
junge Leute finden, welche sich im Pfeilschießen nach der Scheibe
üben. Diodor bemerkt, daß die übrigen Kasten nicht in körperlichen
Uebungen unterrichtet wurden, ja daß man es gefährlich hielt und
nachtheilig für ihre Gesundheit. Die ganze Waffenkenntniß war also
in der Kriegerkaste einheimisch.
Die Kreise der Hermothbier waren die von Busiris, Saks,
Chemmis, Papremis, die Insel Prosopitis und halb Natho; die der
Kalasirier waren Theben, Bubastis, Aphthis, Tunis, Mendes, Se-
bennys, Athridis, Pharbathis, Thmuis, Onuphis, Anysis und Myek-
phoris oder die der Stadt Bubastis gegenüberliegende Insel.
Jeder dieser Krieger hatte zwölf auserlesene Felder steuerfrei,
deren jede Seite hundert Ellen lang war. Jährlich mußten tausend
Mann von jeder Abtheilung an den Königlichen Hof als Leibwache
ziehen. Diese bekamen jeder täglich fünf Minen Gebäck, zwei Minen
Rindfleisch und vier Arosteren Wein, was etwa eine Kanne macht.
Dieß war die Kriegsverfafsung der alten Aegypter, deren Haupt-
masse, wie wir sahen, in Unteräghpten, der schwächsten Seite des
Reiches lag. Zugleich hatte man sie dadurch von denjenigen Gegen-
den entfernt, welche der vornehmste Sitz der höhern Landeskultur wa-
ren, und ihnen Ländereien angewiesen, welche indessen für die Er-
zeugung der Lebensbedürfnisse sehr fruchtbar waren.-
Als nun Sesostris sein großes Heer von 670,000 Mann aus-
rüstete, reichten diese Truppen nicht aus; er warb also Männer von
vorzüglicher Stärke an, theilte dieselben in Abteilungen und setzte
diesen über ein tausend siebenhundert geübte Krieger als Führer vor.
(Diodor I. 64.) Sesostris theilte auch das Land in Kreise und gab
nachher denen, welche mit ihm gekämpft hatten, Land zur Be-
lohnung.
Nun fragt es sich — sind die obengenannten Hermothbier und
Kalasirier erst zur Zeit des Sesostris als Kriegerstand ins Leben ge-
rufen worden, oder stammt diese Einrichtung aus früher Zeit? Im
Wesentlichen bleibt sich indessen die Sache freilich ganz gleich. Ja
die Thatsache, daß Psamentich späterhin die griechischen Seeräuber,
welche ihn unterstützt, mit Lande belohnte, ist im Grunde nur eine
Wiederholung derselben Erscheinung.

II. 2. 134. Wilkinson

I 282 H- 164. ff. Dazu Heeren, Ideen
 
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