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Japan.
Die Japaner sind immer fröhlich gestimmt; unsere Bekannte,
sagt Golownin, sah ich niemals betrübt. Sie lieben unterhaltende
Gespräche und scherzen oft; bei den Arbeiten wird immer gesungen,
und ist die Arleit der Art, daß sie nach dem Tacte eines Liedes
gehen kann, z. B. das Rudern und Heben schwerer Lasten, so singt
Alles.
Die Japaner essen im Vergleich mit den Europäern sehr we-
nig. Die Hauptspeisen sind Reis, Fische, Kräuter, Wurzeln,
Früchte, Schwämme, Muscheln aller Art, Erbsen und Bohnen. Das
Fleisch der Schweine, Hirsche, Bären und Hasen essen nur einige
Secten, Vögel sind theuer. Das gemeine Volk lebt sehr einfach,
und der Japaner begnügt sich für den ganzen Tag mit einer Hand
voll Reis und einem Stück Fisch, das man auf einmal in den Mund
stecken kann; hierzu ißt er irgend ein Kraut oder eine Wurzel, denn
kein Gewächs bleibt bei ihnen unbenutzt, oder er sucht Muscheln
und bereitet aus dem Gehalt derselben ein wohlschmeckendes und
nährendes Mehl. Jene leckeren und überreichen Gastmähler, wie
wir sie in China sanden, sollen in Japan gar nicht gewöhnlich
seyn*). So fand denn auch in der Lebensweise der gefangenen
Russen nur wenig Abwechselung Statt. Man reichte ihnen ge-
wöhnlich Reisbrei statt des Brodes, zwei Stücken gesalzenen Ret-
tigs statt des Salzes, Rettigbrühe, wilde Gewächse, Nudeln und ein
Stück gebratenen oder gekochten Fisches. Man setzte ihnen zuweilen
eine Pilzsuppe und ein hartgekochtes Ei vor. Die Mahlzeit fand
früh, Mittags und Abends Statt. Suppen aus Fischen und Brü-
hen aus Muscheln kamen öfter vor. Für die beßte Speise halten
die Japaner das Fleisch der Wallfische und Seelöwen. Fische und
Eier sind sehr beliebt**). Berühmt ist die japanische Soja, jene
picante Sauce, die auch bis Europa gebracht wird.
Wie in China, ist auch in Japan der Thee das üblichste Ge-
tränk; aus Reis fertigt man ebenfalls eine Art Branntwein, der
sehr beliebt ist. Die Japaner trinken gern starke Getränke, doch
gilt es für Schande, am Tage betrunken zu seyn, und erst am
Schlüsse aller Arbeiten und Geschäfte, und zwar im geselligen Kreise,
überläßt man sich dem Genüsse berauschender Getränke***). Tabak
raucht man zu einer Tasse Thee den ganzen Tag aus kleinen Pfeif-
chen. Den Kampher benutzt man, um Wohlgerüche herzustellen, die
allgemein beliebt sind-s).
Die große Aehnlichkeit der Japaner mit den Chinesen spricht
sich auch in der Kleidung aus, nur daß sie bei erstern weniger
*) Golownin II. 80.
**) Golownin I. 97. 188. II. 89. 94. 112.
***) Golownin II. 21. 1. 157.
-f) Golownin II- 93. 108. Siebold Nippon I.
Japan.
Die Japaner sind immer fröhlich gestimmt; unsere Bekannte,
sagt Golownin, sah ich niemals betrübt. Sie lieben unterhaltende
Gespräche und scherzen oft; bei den Arbeiten wird immer gesungen,
und ist die Arleit der Art, daß sie nach dem Tacte eines Liedes
gehen kann, z. B. das Rudern und Heben schwerer Lasten, so singt
Alles.
Die Japaner essen im Vergleich mit den Europäern sehr we-
nig. Die Hauptspeisen sind Reis, Fische, Kräuter, Wurzeln,
Früchte, Schwämme, Muscheln aller Art, Erbsen und Bohnen. Das
Fleisch der Schweine, Hirsche, Bären und Hasen essen nur einige
Secten, Vögel sind theuer. Das gemeine Volk lebt sehr einfach,
und der Japaner begnügt sich für den ganzen Tag mit einer Hand
voll Reis und einem Stück Fisch, das man auf einmal in den Mund
stecken kann; hierzu ißt er irgend ein Kraut oder eine Wurzel, denn
kein Gewächs bleibt bei ihnen unbenutzt, oder er sucht Muscheln
und bereitet aus dem Gehalt derselben ein wohlschmeckendes und
nährendes Mehl. Jene leckeren und überreichen Gastmähler, wie
wir sie in China sanden, sollen in Japan gar nicht gewöhnlich
seyn*). So fand denn auch in der Lebensweise der gefangenen
Russen nur wenig Abwechselung Statt. Man reichte ihnen ge-
wöhnlich Reisbrei statt des Brodes, zwei Stücken gesalzenen Ret-
tigs statt des Salzes, Rettigbrühe, wilde Gewächse, Nudeln und ein
Stück gebratenen oder gekochten Fisches. Man setzte ihnen zuweilen
eine Pilzsuppe und ein hartgekochtes Ei vor. Die Mahlzeit fand
früh, Mittags und Abends Statt. Suppen aus Fischen und Brü-
hen aus Muscheln kamen öfter vor. Für die beßte Speise halten
die Japaner das Fleisch der Wallfische und Seelöwen. Fische und
Eier sind sehr beliebt**). Berühmt ist die japanische Soja, jene
picante Sauce, die auch bis Europa gebracht wird.
Wie in China, ist auch in Japan der Thee das üblichste Ge-
tränk; aus Reis fertigt man ebenfalls eine Art Branntwein, der
sehr beliebt ist. Die Japaner trinken gern starke Getränke, doch
gilt es für Schande, am Tage betrunken zu seyn, und erst am
Schlüsse aller Arbeiten und Geschäfte, und zwar im geselligen Kreise,
überläßt man sich dem Genüsse berauschender Getränke***). Tabak
raucht man zu einer Tasse Thee den ganzen Tag aus kleinen Pfeif-
chen. Den Kampher benutzt man, um Wohlgerüche herzustellen, die
allgemein beliebt sind-s).
Die große Aehnlichkeit der Japaner mit den Chinesen spricht
sich auch in der Kleidung aus, nur daß sie bei erstern weniger
*) Golownin II. 80.
**) Golownin I. 97. 188. II. 89. 94. 112.
***) Golownin II. 21. 1. 157.
-f) Golownin II- 93. 108. Siebold Nippon I.