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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 9): Das christliche Westeuropa: mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.63449#0096
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Das christliche Europa.

finden, daß man in alter Zeit dem fränkischen Stamm mehr Unter-
nehmungsgeist, dem gothischen mehr Ausdauer zuschrieb, eine Ansicht,
die vorzüglich im Rosengartenliede sehr ergötzlich durchgeführt ist.
Auf den Vorschlag der Chriemlsilde, einen großen Wettkampf zwischen
den fränkischen und gothischen Helden stattfinden zu lassen, geht
Siegfried sofort ein. Die Ostgothen nehmen nach längerem Ueber-
legen die Sache an, als es aber endlich zum Treffen kommt, wird
Dietrich von Bern gar bedenklich, bis denn der alte Hildebrand seinen
Zögling dergestalt in Zorn versetzt, daß er den Siegfried mit aller
Kraft zu Paaren treibt und den Sieg erringt.
Die Nahrungsmittel
der alten Italiener bestanden vorzugsweise in Pflanzenkost, wie die
Nahrung des Landmanns in Deutschland noch heutiges Tages. Die
Germanen lebten dagegen vornehmlich von Milch und Fleischkost, die
mit der Vorbereitung des Ackerbaues gleichermaßen mehr mit der
Pflanzenkost vertauscht wurde.
Zu bemerken ist, daß die Kost der höhern Stände bis in die
Zeiten der Kreuzzüge sehr einfach blieb und daß die feinere Küche,
die unter den römischen Kaisern zu so großer Ausbildung gediehen,
erst später wieder zur Geltung kam.
In den Gedichten des Mittelalters finden wir wenig Andeu-
tungen über die Speisen. Die Küche ward vornehmlich durch die
Jagd ergänzt und, zum Theil sofort nach beendigter Jagd, im Freien
das Mahl eingenommen. In den Bildern der Herrat von Landeberg
ist die Tafel ziemlich sparsam besetzt und man bemerkt von Gerich-
ten: Fische, wilde Schweinsköpfe, gekochte Früchte, Schüsseln mit
Brei, alles in offnen flachen Metallgefäßen. Löffel kommen gar
nicht vor, wohl aber Messer und zweizinkige Gabeln. Wie bei den
Alten vertraten damals (12. Jahrh.) flache Brote die Stelle der Tel-
ler. Die Brote erscheinen dreieckig und rund. Im Herzog Ernst
(3545) werden als Zuthat erwähnt: Pfeffer, Wurz, Essig, Salz,
Schmalz. Hier heißt es auch, daß sie auf den Tischen von Fleisch
und von Fischen aller Speise vollen Rath, die Wasser oder die Erde
hat, die der Mensch genießen mag; dabei Weiße Semmel lag.*)
Im Mayer Helmprecht (869) wird als Bauernkost aufgetragen:
Ein Kraut, viel kleine geschnitten, feist und mager in beiden Sorten,
ein gut Fleisch lag dabei, ein feister Käs, ferner eine feiste Gans
am Spieße gebraten, michel und groß, gleich einem Trappen, dann
ein gebratenes und ein versottenes Huhn. Im Pareival erscheinen

*) v. Leber, die Ritterburgen Rauheneck, Scharfeneck und Rauhen-
stein. S. 27.
 
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