Michelangelo.
19
Abb. 1g. Die heilige Familie. Ölgemälde in der Uffiziengalerie zu Florenz.
aufbewahrte kleine Skizze, die Michelangelo
auf ein bereits benutztes Blatt, das er
umdrehte, mit schnellen Federstrichen Hinge-
worfen hat. Es scheint, daß diese Skizze
trotz ihrer Flüchtigkeit dazu bestimmt ge-
wesen ist, jemandem vorgelegt zu werden.
Denn Michelangelo hat, um einer etwaigen
Mißdeutung des Gegenstandes, welchen David
in seiner rechten Hand hält, vorzubeugen, in
seiner schönen Handschrift und mit Namens-
unterschrift die Worte beigefügt: „David
mit der Schleuder und nicht mit dem Bogen"
(Abb. 15).
Im Frühjahr 1503 bestellten die Vor-
steher der Wollweberzunft und die Bau-
verwaltung des Domes bei Michelangelo die
Figuren der zwölf Apostel für den Dom;
sie waren so verständig, dem Meister Zeit
zu lassen: im Laufe von zwölf Jahren sollte
er jährlich eine Figur liefern. Aber es
scheint, daß Michelangelo an solchen in Ge-
wänder gehüllten, ruhig dastehenden Einzel-
figuren keinen Geschmack fand. Er kam mit
diesen Aposteln noch lange nicht so weit,
wie mit den Heiligenfiguren von Siena.
Es ist nichts von ihnen zustande ge-
kommen als die allererste Anlage eines Hei-
ligen Matthäus. Diese eben angelegte Figur
aber, die sich jetzt in der Akademie zu Flo-
renz befindet, ist im höchsten Maße be-
merkenswert, weil sie zeigt, wie Michel-
angelo beim Schaffen seiner Marmorbilder
zu Werke ging. An der einen Seite des
Marmorblocks werden die Formen der Figur
2»
19
Abb. 1g. Die heilige Familie. Ölgemälde in der Uffiziengalerie zu Florenz.
aufbewahrte kleine Skizze, die Michelangelo
auf ein bereits benutztes Blatt, das er
umdrehte, mit schnellen Federstrichen Hinge-
worfen hat. Es scheint, daß diese Skizze
trotz ihrer Flüchtigkeit dazu bestimmt ge-
wesen ist, jemandem vorgelegt zu werden.
Denn Michelangelo hat, um einer etwaigen
Mißdeutung des Gegenstandes, welchen David
in seiner rechten Hand hält, vorzubeugen, in
seiner schönen Handschrift und mit Namens-
unterschrift die Worte beigefügt: „David
mit der Schleuder und nicht mit dem Bogen"
(Abb. 15).
Im Frühjahr 1503 bestellten die Vor-
steher der Wollweberzunft und die Bau-
verwaltung des Domes bei Michelangelo die
Figuren der zwölf Apostel für den Dom;
sie waren so verständig, dem Meister Zeit
zu lassen: im Laufe von zwölf Jahren sollte
er jährlich eine Figur liefern. Aber es
scheint, daß Michelangelo an solchen in Ge-
wänder gehüllten, ruhig dastehenden Einzel-
figuren keinen Geschmack fand. Er kam mit
diesen Aposteln noch lange nicht so weit,
wie mit den Heiligenfiguren von Siena.
Es ist nichts von ihnen zustande ge-
kommen als die allererste Anlage eines Hei-
ligen Matthäus. Diese eben angelegte Figur
aber, die sich jetzt in der Akademie zu Flo-
renz befindet, ist im höchsten Maße be-
merkenswert, weil sie zeigt, wie Michel-
angelo beim Schaffen seiner Marmorbilder
zu Werke ging. An der einen Seite des
Marmorblocks werden die Formen der Figur
2»