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Knackfuß, Hermann
Dürer — Künstler-Monographien, Band 5: Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.61322#0145
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Dürer als Sammler

schöner und mutiger Mann ein Gegenstand der Bewunderung für die Antwerpener
ist. Er zeichnet das Bildnis in Kohle, speist mit dem hohen Herrn und begleitet
ihn nach Brüssel, wo der Kaiser und die Statthalterin den König festlich emp-
fangen. Darauf gibt König Christian dem Kaiser und der Statthalterin seiner-
seits ein Bankett, und Dürer ist geladener Gast in dieser hohen Gesellschaft.
Zwischen den Festlichkeiten malt er das Bildnis des Königs in Öl mit geliehenen
Farben.
Einen großen Raum nimmt in dem Tagebuch die Aufzählung der Geschenke


von Kunstwerken ein, die
Dürer nach allen Seiten
hin verteilt, bald als
Gegengabe für etwas
Empfangenes, bald auch,
bei Höherstehenden, zu
dem Zweck, sich deren
Wohlwollen zu gewin-
nen. Nicht ohne Bitterkeit
ist in den Aufzeichnungen
vermerkt, daß „Frau
Margareth", die Statt-
halterin, für das viele,
das sie von ihm bekom-
men, gar nichts wiederge-
schenkt habe. Sonst wer-
den die mannigfaltigsten,
zum Teil kostbaren Ge-
schenke als von ihm emp-
fangen aufgezählt, auch
seiner Frau, die sich in
Antwerpen ganz häuslich
eingerichtet hat, fließen
bisweilen Geschenke zu.
Dürer erweist sich als ein
leidenschaftlicher Samm-
ler von Merkwürdigkei-
ten. Die Erzeugnisse einer
fremdartigen Natur, die
ihm die Kaufleute, welche
mit überseeischen Ländern
in Verkehr stehen, dar-
bringen, sind ihm will-

Abb. 127. Studienzeichnung aus Antwerpen (1521):
Die Mohrin des portugiesischen Handelsagenten Brandan
In der Uffiziensaininlung zu Florenz (Zu Seite 125)

kommens Gaben; auch be-
nutzt er manche Gelegen-
heit, derartige Dinge
käuflich zu erwerben.

Aber auch Kunstwerke schafft er sich an. So tauscht er mit Lucas van Leyden eine
große Zahl seiner Blätter gegen dessen ganzes Kupferstichwerk aus. „Wälsche
Kunst", das heißt italienische Kupferstiche, kauft er gern, und nachdem er die Be-
kanntschaft eines Schülers von Raffael, Tommaso Vincidor von Bologna, der
ihn in Antwerpen aufsuchte, gemacht, übergibt er dem sein gesamtes Werk an Holz-
schnitten und Kupferstichen mit dem Auftrag, ihm dafür „des Raphaels Ding",
nämlich die Stiche des Marcantonio nach Raffael, aus Italien kommen zu lassen.
Bei einem Besuch in der Werkstatt des berühmten Antwerpener Jlluministen Ger-
hart Horebout erwirbt er eine von dessen Tochter gemalte Miniatur und bemerkt

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